Forscher in den USA entwickelten eine Analyse, um die Langlebigkeit von Menschen vorauszusagen. Sie identifizierten 19 Genvariationen.
Washington. Genforscher in den USA sind dem Geheimnis der Langlebigkeit auf der Spur. Bei einer Untersuchung von mehr als tausend Testpersonen im Alter von 100 oder mehr Jahren entschlüsselte ein Forscherteam Gensequenzen, anhand derer sich mit relativ großer Verlässlichkeit voraussagen lässt, ob ein Mensch zum Methusalem wird oder nicht. Die Wissenschaftler der Boston University, deren Befunde am Donnerstag im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht wurden, ermittelten für eine solche Prognose anhand ihrer Methode eine Trefferquote von 77 Prozent.
Für die Studie untersuchten die Forscher das Erbgut der hochbetagten Testpersonen, um genetische Auffälligkeiten der über 100-Jährigen zu finden. Sie identifizierten dabei 19 besondere Genvariationen, die bei 90 Prozent der Testpersonen vorkamen und als ein Indiz für Langlebigkeit gewertet werden können. Die ältesten der Testpersonen - jene über 110 Jahre - hätten besonders viele dieser Genvarianten aufgewiesen.
Die Entschlüsselung der Gensequenzen können den Weg „zu einer personalisierten Genforschung und zu medizinischer Betreuung mit Prognosecharakter“ ebnen, sagte Biostatistik-Professor Thomas Pearls, einer der Autoren der Studie. „Diese Analysemethode könnte nützlich sein bei der Prävention verschiedener Krankheiten und beim maßgeschneiderten Einsatz von Medikamenten.“
Zu den Schlüsselbefunden der Studie zählten die Wissenschaftler neue Erkenntnisse über das Zusammenwirken von Altern und Krankheit. Bei den Testpersonen mit den Methusalem-Genen würden altersbedingte Krankheiten wie etwa Demenz deutlich später ausbrechen. Dabei sei das Vorkommen von krankheitsverursachenden Genvarianten in der Gruppe der Langlebigen keineswegs geringer als in einer „normalen“ Vergleichsgruppe. Die Befunde legten aber nahe, dass die Langlebigkeits-Gene den Ausbruch genetisch vorbestimmter Krankheiten verzögerten.
„Deshalb könnte die Vorhersage von Krankheitsrisiken anhand krankheitsverursachender Genvarianten ungenau und irreführend sein“, heißt es in der Studie. Schließlich könnten andere Genvarianten - wie etwa die Langlebigkeits-Gene - das Erkrankungsrisiko mindern. Die Autoren betonten, dass ihr Prognoseverfahren deutliche Grenzen habe. Ob ein Mensch alt wird oder nicht, hänge nicht nur von genetischer Veranlagung, sondern auch von der persönlichen Lebensführung ab.