Die Norweger marschieren gegen das Gedankengut des rechtsextremen Massenmörders Breivik. Im Prozess sagen Überlebende aus.
Oslo. Zehntausende Norweger sind am Donnerstag auf die Straße gegangen, um gegen den geständigen Massenmörder Anders Behring Breivik zu protestieren und der Opfer seiner Anschläge zu gedenken. Die Menschen sangen das bekannte Volkslied „Kinder des Regenbogens“, eine norwegische Version von Pete Seegers Komposition „My Rainbow Race“, die vor allem in Kindergärten und Schulen beliebt ist. Der 33-jährige Rechtsextremist hatte das Stück in dem gerade laufenden Prozess als Beispiel für die marxistische Indoktrination von Kindern in Norwegen beschimpft.
Allein in der Hauptstadt Oslo kamen nach Angaben der Polizei trotz Regens rund 40 000 Menschen zusammen, angeführt von dem Autor der norwegischen Fassung des Liedes, Lillebjørn Nilsen. Er verlas auch eine Grußbotschaft des heute 92 Jahre alten US-Musikers Seeger. „Wir mussten das Lied für uns zurückgewinnen“, sagte die Mitorganisatorin Lill Hjønnevåg, die über das Internet zu der Demonstration aufgerufen hatte. Im Anschluss gingen die Teilnehmer zum Osloer Amtsgericht, wo der Prozess gegen Breivik stattfindet, und legten Rosen für die Opfer nieder.
In dem Verfahren sagten am Donnerstag Überlebende des Bombenanschlags im Osloer Regierungsviertel aus, darunter der 67-jährige Harald Føsker. Als der Sprengsatz explodierte, habe er sofort gewusst, dass es ein terroristischer Anschlag gewesen sei, berichtete er. Er habe in seinem Büro schwer verletzt am Boden gelegen und sich nicht getraut, sich zu bewegen. Der geständige Attentäter Breivik hatte am 22. Juli vergangenen Jahres eine 950 Kilogramm schwere Autobombe mit Sprengstoff aus Kunstdünger in der Osloer Innenstadt gezündet. Acht Menschen starben, mehr als 200 wurden verletzt. Breivik hatte in der ersten Prozesswoche gesagt, er habe nach dem Bombenanschlag mehr Opfer erwartet. Sein Ziel sei es gewesen, die gesamte Regierung zu töten.
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Der rechtsextreme Islamhasser hatte im vergangenen Sommer insgesamt 77 Menschen getötet. Nach Zündung der Bombe in Oslo hatte er auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines Sommerlagers der Jugendorganisation der norwegischen Sozialdemokraten umgebracht. Der 33-Jährige muss sich wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes verantworten. Das Urteil soll im Juni oder Juli dieses Jahres verkündet werden. (dpa/abendblatt.de)