Erstmals zeigt der Massenmörder Breivik jetzt eine Gefühlsregung. Heftig umstritten bleibt vor dem Osloer Gericht jedoch seine Zurechnungsfähigkeit.
Oslo. Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hat sich nach Aussage eines früheren Freundes in jungen Jahren die Nase operieren lassen, um „arischer“ zu wirken. Der geständige Rechtsradikale sei sehr clever und gesellig, aber auch sehr eitel gewesen, sagte der 32-jährige Zeuge am Dienstag in dem Prozess in Oslo. Breivik habe großen Wert auf Kleidung und sein Äußeres gelegt. Demnach puderte er sich zuweilen auch das Gesicht und trug eine Sonnenbrille, wenn er abends ausging. „Das war schon sehr ungewöhnlich.“
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Islamhasser Breivik hatte im vergangenen Sommer in Norwegen insgesamt 77 Menschen getötet. Zunächst hatte er im Osloer Regierungsviertel eine Bombe gezündet und dann auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines Sommerlagers der Jungsozialisten umgebracht. Der 33-Jährige muss sich wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes verantworten. Das Urteil wird im Juni oder Juli erwartet. Als entscheidend gilt, ob das Gericht ihn für zurechnungsfähig erklärt.
Breivik selbst hatte in einem sogenannten Manifest erklärt, er habe sich die Nase mit etwa 18 Jahren nach einer Schlägerei mit einem Einwanderer operieren lassen. An einen solchen Vorfall konnte sich der Zeuge allerdings nicht erinnern – auch nicht daran, dass Breivik angeblich in einem Nachtclub beraubt worden sei.
Ein anderer ehemaliger Bekannter sagte vor Gericht aus, der spätere Attentäter habe sich verändert, als er 2006 zu seiner Mutter gezogen sei. Er habe sich von seinen Freunden abgewandt und weder auf Anrufe noch SMS-Botschaften geantwortet. Stattdessen habe Breivik viel Zeit mit Computerspielen verbracht. An seinem 30. Geburtstag habe die Mutter Besucher abgewiesen und gesagt, er sei an keinerlei Kontakten interessiert. Damals sei er auch zunehmend kritischer gegen Einwanderer geworden und habe den Islam eine Bedrohung genannt.
Das Gericht hatte vier frühere Freunde Breiviks vorgeladen. Der 33-Jährige selbst saß während der Aussagen mit Psychologen in einem Nebenraum. (dpa)