Der Fall „Maddie“ wird vorerst nicht neu aufgerollt. Die Behörden in Portugal verlangen dafür „glaubwürdige Fakten“, die sie nicht sehen.

Lissabon. Kalte Dusche für „Maddies“ Eltern: Auch nach einem Aufruf von Scotland Yard sehen die Behörden in Portugal im Fall der vor fünf Jahren an der Algarve verschwundenen Madeleine McCann keinen Grund, neue Ermittlungen aufzunehmen. Die portugiesische Staatsanwaltschaft teilte am Donnerstag in Lissabon mit, bei ihr sei kein Antrag eingegangen, neue Untersuchungen einzuleiten. Auch gebe es keine neuen glaubwürdigen Fakten, hieß es.

Kurz zuvor hatten die Eltern des verschwundenen Mädchens am Donnerstag mitteilen lassen, sie fühlten sich von der Scotland-Yard-Forderung nach neuen Ermittlungen ermutigt. „Kate und Gerry McCann begrüßen das und erkennen die Arbeit, die Scotland Yard seit einem Jahr gemacht hat, hoch an“, sagte der Sprecher der Familie, Clarence Mitchell, der BBC. Doch vorerst wird sich in Portugal nichts tun. „Erst dann, wenn es neue glaubwürdige Fakten gibt, kann das Verfahren neu eröffnet werden. Hypothesen reichen nicht aus“, erklärte Generalstaatsanwalt José Pinto Monteiro. Es habe bereits „Tausende“ Hinweise von Menschen gegeben, die das Mädchen gesehen haben wollen, die sich als falsch herausgestellt hätten, fügte er an.

Auch der stellvertretende Nationaldirektor der portugiesischen Kriminalpolizei, Pedro do Carmo, wies gegenüber der Onlineausgabe der Zeitung „Público“ am Donnerstag darauf hin, dass „bisher keine neue Elemente bekannt geworden sind, die eine Wiederaufnahme der Ermittlungen rechtfertigen.“ Am Vortag hatte Scotland Yard ein Foto des Mädchens veröffentlicht, das zeigt, wie die damals knapp Vierjährige heute aussehen könnte, und von Ermittlungslücken gesprochen. Anders als die Portugiesen gehen die britischen Behörden immer noch von der Möglichkeit einer Entführung aus und meinen, Maddie könnte noch am Leben sein.

Sprecher: Madeleines Eltern von Polizei-Aufruf ermutigt

Maddies Eltern fordern neue Suche nach ihrer Tochter

Scotland Yard will unter anderem Lücken in der zeitlichen Abfolge der Ereignisse in der Ferienanlage Praia da Luz nahe der Kleinstadt Lagos klären. Außerdem sollten weitere Gäste, die zum Zeitpunkt des Geschehens auf der Anlage waren, vernommen werden. Madeleine „Maddie“ McCann war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einem Ferienkomplex im Süden Portugals verschwunden und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht. Die portugiesische Polizei hatte die Ermittlungen im Jahr 2008 eingestellt, nachdem sich für sie keine Hinweise auf ein Verbrechen ergeben hatten. (dpa/abendblatt.de)