Den vierten Tag in Folge schwebt der niederländische Prinz Friso nach seinem Lawinenunfall in Lebensgefahr. Ärzte wagen noch keine Prognose.
Den Haag/Innsbruck. Die niederländische Königsfamilie ist weiter in großer Sorge um das Leben des verunglückten Prinzen Friso. Zum ersten Mal besuchte ihn am Montag auch seine fünfjährige Tochter Zaria am Krankenbett auf der Intensivstation der Uniklinik Innsbruck. Der zweitälteste Sohn von Königin Beatrix (74) war am Freitag beim Skifahren in Österreich von einer Lawine verschüttet worden und liegt seitdem im Koma. Friso (43) ist zweifacher Vater.
Seine Frau Mabel (43) hatte ihn seit dem Unfall täglich zusammen mit Königin Beatrix besucht. Friso lag im Skigebiet von Lech rund 20 Minuten unter den Schneemassen. Retter konnten ihn ausgraben und wiederbeleben. Er wurde in ein künstliches Koma versetzt und schwebt seitdem in Lebensgefahr.
„Die königliche Familie ist sehr dankbar und tief berührt von allen Ausdrucksformen der Unterstützung und Sympathie nach dem Skiunfall von Seiner Königlichen Hoheit Prinz Friso“, schieb das Königshaus am Sonntagabend in einer Mitteilung. „Es ist eine große Unterstützung für sie in dieser schwierigen Zeit.“
Die Ärzte kündigten am Wochenende an, dass sich erst Ende der Woche zeigen werde, ob der Prinz durch den Sauerstoffmangel bleibende Schäden davontrage. Österreichischen Medien zufolge halten die Ärzte bei Frisos aktuellem Zustand „alles für möglich“.
Er habe zwar keinen Schädelbruch erlitten, allerdings soll er bei seiner Bergung aus den Schneemassen stark unterkühlt gewesen sein. Das kann Medizinern zufolge bei Sauerstoffmangel aber auch positiv sein, da die Körperfunktionen herabgesetzt würden und so weniger Sauerstoff benötigt werde.
Die Polizei will im Lauf der Woche Frisos Begleiter bei dem Unfall, einen einheimischen und befreundeten Hotelier, befragen. Der Mann konnte sich beim Abgang der Lawine dank eines schnell gezündeten Lawinen-Airbags im Rucksack retten und Hilfe rufen. Seitdem stehe der Mann unter Schock, hieß es in Berichten.
Friso, seine Frau und seine Töchter Luana (6) und Zaria leben in London. Die ganze Königsfamilie fährt seit Jahrzehnten im Februar in den Nobelort Lech zum Skifahren. Dorthin waren nach dem Unfall auch Kronprinz Willem-Alexander und der dritte Sohn, Constantijn, mit ihren Ehefrauen und Kindern gekommen.
Experten kritisierten unterdessen die stark gestiegene Risikobereitschaft vieler Skifahrer beim Fahren abseits der Pisten. Viele Menschen hätten offenbar auch durch moderne Skiausrüstung den Respekt vor der Natur verloren, beklagte Michael Manhart von der Lift-Gesellschaft Lech. Es gebe erstklassige Informationen über die Lawinengefahr, aber viele Wintersportler seien ignorant. Bergretter hatten hingegen den Liftgesellschaften und Hoteliers vorgeworfen, das Problem zu verharmlosen und zu wenig Aufklärung anzubieten.
Zuletzt starb in den österreichischen Alpen am Sonntag ein 29-jähriger Skifahrer aus Finnland. Er wurde von einer Lawine verschüttet und lag mehr als zwei Stunden unter dem Schnee.