Nach Ansicht der Kinderärzte benötigen vor allem Familien aus sozial schwachen Schichten Hilfe beim Kampf gegen Übergewicht.
Berlin. Die Botschaft ist eindeutig: Deutsche Kinderärzte fordern die sogenanne Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln. Vor einer entscheidenden Sitzung von EU-Abgeordneten am kommenden Dienstag machten die Mediziner klar, die EU-Abgeordneten sollten nicht nur die Interessen der Nahrungsmittelindustrie im Blick haben. Im Kampf gegen Übergewicht benötigten vor allem Familien aus sozial schwachen Schichten eine leichtverständliche, farblich untermalte Kennzeichnung von Fett, Zucker und Salz, heißt es in einem Brief an die Abgeordneten, über den der "Spiegel" berichtet.
Auch Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) forderte, dass Nährstoffe in Lebensmitteln künftig genau angegeben werden müssten. Bisher seien die Angaben auf Verpackungen größtenteils freiwillig, in Zukunft aber würden sie für alle Lebensmittel Pflicht, sagte die CSU-Politikerin der „Bild am Sonntag“. Aigner kündigte zudem an, künftig müssten auf Lebensmitteln neben den Kalorien auch der Anteil von Fett, gesättigten Fettsäuren, Kohlenhydraten, Zucker und Salz in absoluten Grammangaben aufgeführt werden.
Ob die Kalorienwerte auch pro Portion und in Relation zum täglichen Tagesbedarf verpflichtend aufgedruckt würden, werde noch verhandelt, sagte Aigner weiter. Sie persönlich sei dafür, so könne der „Käufer sein Kalorien-Konto besser einschätzen“. Der zuständige Ausschuss im Europaparlament stimmt am Dienstag über eine geplante EU-weite Regelung für die Kennzeichnung von Lebensmitteln ab.
Bei der Ampelkennzeichnung werden sehr hohe Anteile etwa an Salz, Zucker oder Fett mit rot markiert, was den Verbraucher vor möglichen Schäden für die Gesundheit warnen soll. Die Farbe Gelb signalisiert, dass der Anteil an diesen Substanzen relativ hoch ist, Grün bedeutet, dass es keinerlei gesundheitliche Bedenken gibt. Die Lebensmittelbranche sperrt sich gegen diese Kennzeichnung und will auf Lebensmitteln den enthaltenen Prozentsatz des empfohlenen Tagesbedarfs eines Inhaltsstoffes angeben.
Nach der Abstimmung in dem Ausschuss muss das in dieser Frage gespaltene Europaparlament voraussichtlich im Mai über die Vorschläge zur Nährwertkennzeichnung abstimmen. Das Parlament entscheidet gemeinsam mit dem Ministerrat, in dem die 27 EU-Regierungen vertreten sind. Auch bei ihnen gehen die Meinungen auseinander.