Die Retter meinten, es sei ein „Wunder“, dass das Mädchen solange überlebt habe. Die 16-Jährige wurde auf ein Lazarettschiff gebracht.
Port-au-Prince. Eine 16-jährige Haitianerin hat 15 Tage unter den Trümmern eines vom Erdbeben zerstörten Hauses überlebt. Darlene Etienne wurde von einem französischen Rettungsteam aus den Resten eines zusammengestürzten Wohnhauses gerettet. Die junge Frau war stark ausgetrocknet war und habe etwas von einer Flasche Limonade gestammelt, die sie am Tag des Jahrhundertbebens eventuell dabei gehabt habe, berichteten Helfer. Auch könnte sie in den Trümmern eines zerstörten Badezimmers Zugang zu Wasser gehabt haben.
Nachbarn sagten, das Haus sei am 12. Januar eingestürzt, als die Erde mit einer Stärke von 7,0 bebte und mindestens 150.000 Menschen starben. Die Retter meinten, es sei ein „Wunder“, dass das Mädchen solange überlebt habe. Die 16-Jährige wurde inzwischen auf ein französisches Lazarettschiff vor der Küste Haitis gebracht. Erst vor kurzem war ein 31-Jähriger gerettet worden, der zwölf Tage eingeschlossen war.
Seit dem Beben wurden mehr als 130 Menschen lebend aus den Trümmern gezogen. Im der Nacht zum Donnerstag wurde Haiti von einem weiteren Beben der Stärke 4,1 erschüttert. Das Epizentrum befand sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte in einer Tiefe von 58,4 Kilometer etwa 30 Kilometer südöstlich von Port-au-Prince. Über Opfer oder Schäden gab es zunächst keine Angaben. Für die traumatisierten Menschen wecken die Nachbeben jedoch schreckliche Erinnerungen.
Brasiliens Präsident Luiz Inßcio Lula da Silva warf dem Westen unterdessen vor, Haiti schon vor dem Erdbeben mit seiner Misere alleingelassen worden. Schon vor dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar dringend benötigte finanzielle Hilfe sei von den Ländern des Westens nicht gewährt worden, betonte er auf dem Weltsozialforum im südbrasilianischen Porto Alegre. Dort rief er zum „Jahr der Solidarität“ mit dem Karibikstaat auf.
Zwei Wochen nach dem Erdbeben wird die Situation der Obdachlosen nach Angaben der Vereinten Nationen immer bedrohlicher. „Wir suchen verzweifelt Zelte und Behelfsunterkünfte“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. Auch die Versorgung mit Essen sei kritisch. Gleichwohl bessere sich die Situation: „Die Versorgung läuft flüssiger und wir erreichen immer mehr Menschen. Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Die Zahl der Obdachlosen schätzt die UN auf 800.000 bis zu einer Million Menschen.