Es ist einer der pikantesten Kriminalfälle der vergangenen Jahre: Susanne Klatten (46), die reichste Frau Deutschlands, wurde bei ihren Rendezvous...

München. Es ist einer der pikantesten Kriminalfälle der vergangenen Jahre: Susanne Klatten (46), die reichste Frau Deutschlands, wurde bei ihren Rendezvous mit einem Liebhaber heimlich gefilmt und um Millionen erpresst. Offenbar steckt eine ganze Bande hinter dem Coup. Hauptdrahtzieher war der Schweizer "Gigolo" Helg S. (41), der die BMW- und Altana-Großaktionärin in die Liebesfalle lockte. Seine Masche war immer die Gleiche: In Hotels buchte er zwei nebeneinanderliegende Zimmer: eins für das Pärchen, vom anderen Raum aus filmte sein italienischer Komplize Ernano B. (63) die Liebesspiele.

Jörg Appelhans, Sprecher der mit Schiffbauingenieur Jan Klatten (50) verheirateten und in München lebenden Milliardärin (Mutter von drei Kindern), bestätigte, dass die Quandt-Erbin mit kompromittierenden Bildern unter Druck gesetzt wurde. Die Tochter des Großindustriellen Herbert Quandt (* 71) habe bereits im Januar 2008 Strafanzeige wegen Betrugs und Erpressung bei der Staatsanwaltschaft München gestellt, weil sie erkannt habe, dass die Beziehung zu dem Mann einen ausschließlich kriminellen Hintergrund gehabt habe. "Das Ziel war von Anfang an, sie zu betrügen und Geld zu fordern. Die Erpressungen mit Bildern von gemeinsamen Begegnungen haben im Herbst 2007 begonnen."

Nach Medienberichten dauerte die Affäre zwischen der reichsten Frau Deutschlands und dem Gigolo nur kurz. Im Sommer 2007 sollen sie sich in einer Hotelbar kennengelernt und in den folgenden Wochen oft in Hotels in und um München getroffen haben. Nach einigen Wochen soll Helg S. seiner reichen Geliebten erzählt haben, er brauche dringend Geld, weil er das Kind eines amerikanischen Mafioso angefahren habe. Sie soll ihm damals 7,5 Millionen Euro in 200-Euro-Scheinen übergeben haben. Später soll er noch einmal 40 Millionen Euro gefordert haben, damit die Aufnahmen von den Treffen unter Verschluss bleiben.

Bereits im Januar und Februar wurden Helg S. und Ernano B. festgenommen. Im Juni flogen die restlichen Mitglieder der Erpresserbande in Italien auf. Die Polizei beschlagnahmte dabei eine Million Franken und Hunderttausende von Euro sowie zehn Luxuswagen, darunter einen Lamborghini und einen Rolls-Royce.

Bei den Ermittlungen kam heraus, dass neben Klatten auch mehrere ihrer Freundinnen mit angeblich kompromittierenden Fotos erpresst worden seien. Sie hätten jeweils bis zu drei Millionen Euro gezahlt. Der größte Teil des Geldes ist verschwunden, von den Filmen fehlt jede Spur. Zu dem Verdacht, bei der Erpressung sei es auch darum gegangen, dass die Mafia Einfluss auf die BMW-Führung bekommen wollte, sagte Appelhans: "Das ist völlig abwegig. Den Tätern ging es ausschließlich um Geld."

Susanne Klatten ist Großaktionärin des Autokonzerns BMW, an deren Wertpapieren sie zusammen mit Mutter Johanna und Bruder Stephan 46 Prozent hält. Ihr Vermögen wird auf mehr als 13 Milliarden Dollar geschätzt. Die Staatsanwaltschaft München will noch in diesem Jahr Anklage gegen den Erpresser der Milliardärin erheben.