Sabine Dardenne veröffentlicht ihre Geschichte in einem Buch
Brüssel. Sie nennt ihn Dreckskerl, Lügner, Monster, Schwein, Sadist und einen feigen Psychopathen. Die Abrechnung von Sabine Dardenne (21) mit Belgiens Kinderschänder und Mädchenmörder Marc Dutroux (47).
Als Zwölfjährige hat sie das Grauen in seinem Kerker in Charleroi überlebt - und beschreibt nun die 80 unendlich erscheinenden Tage ihrer Gefangenschaft in dem Buch: "Ihm in die Augen sehen - Meine verlorene Kindheit" (Droemer Verlag, 18,90 Euro).
Sabine erzählt von ihrer Entführung, von Folter und Vergewaltigung. Sie spricht von ihren Schuldgefühlen, weil sie den Besuch einer Freundin forderte und Dutroux daraufhin ihre spätere Mitgefangene Laetitia Delhez entführte. Auch Briefe der Zwölfjährigen ("Maman, wenn du wüßtest, was ich hier ertragen muß"), die Dutroux nie abschickte, werden veröffentlicht. Die stärksten Passagen aber beschreiben das Verhältnis des Mädchens zur Mutter nach der Heimkehr.
"Ich hatte überlebt, und es war für die Eltern schwierig, mich da leibhaftig zu sehen", sagt Sabine Dardenne heute. Es sei schwierig, "die Überlebende eines Massakers zu sein". Psychologischen Beistand lehnte sie ab. "Ich habe meine eigene Therapie gemacht." Alpträume habe sie nie gehabt, die immer wieder aufflackernden Bilder im Kopf einfach "weggezappt".
Sabine hofft, daß ihr Buch ein Nachdenken auslöst. Sicher nicht bei ihrem Peiniger: "Er wird es nicht verstehen können." Aber bei jenen, die über die Freilassung von Wiederholungstätern entscheiden: "Es wäre schlimm, wenn sich nichts änderte", sagt sie, "denn dann wären vier Mädchen umsonst gestorben, und zwei andere müssen ihr ganzes Leben damit leben."