Arlon. An seine Unschuld glaubte Marc Dutroux (47) am Schluss nur noch ganz allein. Kurz bevor ihn das Gericht im südbelgischen Arlon gestern wegen der Entführung und Vergewaltigung von sechs Mädchen und des dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilte, ergriff der Angeklagte noch einmal das Wort. "Ich werde meine Unschuld bis zu meinem Tode herausschreien." Die letzten öffentlichen Worte. Seine Schreie dürften nun bis zu seinem Tod hinter Gefängnismauern verhallen.
Für die Opfer und die Angehörigen der vier toten Mädchen bedeutet das Urteil eine ungeheure Erleichterung. Nie wieder müssen sie sich den Lügen, Manipulationen und Halbwahrheiten aussetzen, mit denen Dutroux sie während der fast vier Monate des Prozesses quälte und mit denen er in vielen Punkten die Wahrheitsfindung zu boykottieren versucht hatte. Und doch gelang es dem Gericht, in dem Mammutprozess mit 569 Zeugen eine Wahrheit zu finden. Sie lautet: Dutroux hat sechs Mädchen entführt und vergewaltigt; die Freundinnen An (17) und Eefje (19) ermordete er. Die beiden achtjährigen Mädchen Julie und Meelissa sperrte er in ein fensterloses Kellerverlies, wo sie seine Frau Michelle Martin grausam verhungern ließ, während er wegen anderer Delikte in Haft saß. Die 44-Jährige muss dafür 30 Jahre hinter Gitter. Nur die 20-jährige Sabine Dardenne und die 22-jährige Laetitia Delhez überlebten das Grauen im Folterkerker.
Und auch der 33-jährige Dutroux-Komplize Michel Lelièevre erhielt mit 25 Jahren eine hohe Haftstrafe. Vergleichsweise gering fiel nur die Strafe für Michel Nihoul (63) aus, der so lange als mysteriöser Kopf eines Kinderprostitutions-Rings gegolten hatte. Er muss - unter anderem wegen Drogenhandels - nur fünf Jahre ins Gefängnis.