Die Monarchin erwiderte die freundliche Geste, obwohl ihr Gast die strengen Vorschriften gebrochen hatte. Bilder der Europareise der Obamas.
London. Die königlichen Protokollbeamten hielten den Atem an: Die Ehefrau des US-Präsidenten, Michelle Obama (45), legte bei einem Sektempfang am Rande des G20-Gipfels in London nach einem Gespräch mit Königin Elizabeth II. (82) ihren linken Arm um den Rücken der Queen - ganz so, als seien sie gute Freundinnen. Zuvor hatten sich die Damen ausgesprochen zwanglos über Größenunterschiede unterhalten. Offenbar war Michelle Obama von der Atmosphäre an diesem Abend im Buckingham-Palast so angetan, dass sie sich zu der herzlich gemeinten Geste hinreißen ließ. Diese ist aber ein Verstoß gegen die Vorschriften des Hofes. Danach sind Berührungen der Monarchin grundsätzlich untersagt. Die Königin reagierte gelassener, als alle erwartet hatten. Sie erwiderte die Umarmung, legte ihren Arm um die Taille der First Lady.
"Körperliche Kontakte sind der Queen eigentlich sehr unangenehm, und sie geht ihnen aus dem Weg", sagt NDR-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert (72). "Sie kennt die Amerikaner aber und ihre manchmal sehr lockere Art, miteinander umzugehen, durch viele Besuche in den USA", erklärt er. Möglicherweise habe die Königin die Umarmung als Geste besonderer Freundlichkeit angesehen und habe ihrerseits nicht unhöflich sein wollen. Die Frage ist, ob es Michelle Obama nicht besser wusste oder sie sich in der Situation einfach über das Protokoll hinweggesetzt hat. "Ein Briefing findet bei solchen Treffen eigentlich nicht statt. Präsidenten und ihre Gattinnen wissen oder sollten einfach wissen, wie man mit Königen umgeht", sagt Seelmann-Eggebert.
Weder die Queen noch ihr Sohn Prinz Charles (60) wurden bisher in so engem körperlichen Kontakt zu anderen in der Öffentlichkeit gesehen. Vielmehr war es immer die verstorbene Prinzessin Diana (* 36), die diese menschliche Nähe lebte. Die Queen soll sie dafür stets bewundert haben. "Vielleicht ist die Queen deshalb jetzt offener", sagt Seelmann-Eggebert.
Vor Jahren war ihr Umgang mit körperlicher Nähe noch anders. "Bei einem Ausritt mit Ronald Reagan klopfte der damalige Präsident der Queen kumpelhaft auf die Schulter, und alle waren schockiert, am allermeisten ihr Pferd, das daraufhin scheute", berichtet der Adelsexperte.
Offenbar gefreut hat sich Elizabeth II. über das Gastgeschenk der Obamas. Das US-Präsidentenpaar hatte ihr als besonderes Präsent einen iPod mitgebracht. Auf dem Gerät sind neben Fotos von dem Aufenthalt der britischen Königin in den Staaten 2007 auch Broadway-Lieder, darunter Hits aus "My Fair Lady" oder "The King and I". Im Gegenzug erhielten die Obamas signierte Porträts von der Königin und ihrem Ehemann, Prinz Philip (87). Auch bei der Geschenkübergabe ging es locker zu. Die Königin witzelte mit dem Präsidenten Barack Obama (47) über den Jetlag, der ihn doch wegen seiner langen Anreise plagen müsse. "Ich bin stolz, dass ich in keinem der Treffen eingenickt bin", antwortete er schlagfertig.
Michelle Obama sagte nach dem Treffen mit der britischen Königin: "Ich fand den Abend sehr schön." Ihr Mann rief den Reportern beim Verlassen des Buckingham-Palastes zu: "Ihre Majestät ist entzückend."