Spaniens König Juan Carlos tritt nur noch selten öffentlich auf, er wirkt krank. Jetzt gibt der 73-Jährige sogar den geliebten Segelsport auf.
Madrid. Spaniens König Juan Carlos, 73, beendet nach 40 Jahren seine Karriere als Wettkampf-Segler, und viele Spanier sind alarmiert. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit beschränke sich der Monarch in Zukunft auf kleinere und "ruhigere" Boote, teilte sein Freund und Teamkollege, der Reeder José Cusí, 77, mit. Freiwillig würde der Bourbone sein größtes Steckenpferd, das Regattasegeln, aber wohl nicht aufgeben, wissen Hofkenner.
Der Gang des Königs ist schleppend, er stolpert leicht
Schon seit Monaten kursieren in Spanien Gerüchte, dass Juan Carlos ernsthaft krank sei. Seit Wochen ist sein Gang schleppend, sein Blick müde, seine Miene mürrisch. Juan Carlos, der seit mehr als 35 Jahren auf dem Thron sitzt, bewegt sich nur noch mit Mühe, stolpert leicht beim Stufensteigen.
Er scheint auch nicht mehr zu Scherzen aufgelegt zu sein wie früher. "Der Gesichtsausdruck von Juan Carlos hat sich verändert", sagt der Hofexperte José Jaume. "Das ist nicht mehr jener König, den Spanien bisher kannte." Vor einem Jahr hatten die Ärzte dem König einen Tumor aus der Lunge entfernt. Die Mediziner befürchteten damals, Juan Carlos sei an Lungenkrebs erkrankt. Aber nach der Analyse des entfernten Gewebeknotens gaben sie Entwarnung und schlossen eine Krebserkrankung definitiv aus.
Der König verzichtete fortan auf seine geliebten Havanna-Zigarren. Aber seit der Operation rissen in Spanien die Spekulationen über ein Leiden des Monarchen nicht ab. So wurde in den Medien berichtet, er könnte an Parkinson erkrankt sein. Ostern erhielten die Gerüchte, der strenge Katholik könnte ernsthaft erkrankt sein, neuen Auftrieb. Juan Carlos blieb erstmals der traditionellen Messe in der Kathedrale von Palma de Mallorca fern. Aus dem Palast verlautete, der König habe sich auf einen Besuch des Emirs von Katar vorbereiten wollen. Diese offizielle Begründung konnte aber niemanden im Land überzeugen. Wenige Tage später trat Juan Carlos bei der feierlichen Überreichung des Cervantes-Literaturpreises an die Schriftstellerin Ana María Matute in Madrid zum ersten Mal in der Öffentlichkeit mit einem Gehstock auf. Bei anderen Gelegenheiten hatte er Ringe unter den Augen oder rote Flecken im Gesicht. Zuletzt trug er einen gräulichen Bart, der ihn blass und ungepflegt erscheinen ließ.
Das Königshaus weist alle Spekulationen über eine Erkrankung des Monarchen energisch zurück. Die Gehbeschwerden gingen auf Hüft- und Knieverletzungen zurück, die der sportbegeisterte König sich in den 80er- und 90er-Jahren unter anderem beim Skifahren zugezogen habe, sagte ein Hofsprecher. Die Hautflecken hätten sich infolge von Sonneneinstrahlung gebildet. Die Zeitung "El Mundo" fragte medizinische Experten danach, was sie von der offiziellen Version hielten, und bekam übereinstimmend als Antwort: "Irgendetwas muss er (der König) haben."
Der Zarzuela-Palast beharrt dagegen darauf, dass die Ärzte dem Monarchen bei der letzten Routineuntersuchung eine ausgezeichnete Gesundheit bescheinigt hätten. Dies hatten die Mediziner allerdings auch Ende April 2010 getan. Und keine zwei Wochen später entfernten sie dem Staatsoberhaupt den angeblich gutartigen Tumor aus der Lunge. Danach musste er drei Wochen zur Reha. Das wurde verschwiegen.
Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia müssen auf den Thron warten
Schon seit Wochen lässt Juan Carlos sich bei offiziellen Terminen von Kronprinz Felipe, 43, vertreten. Zur Hochzeit des Jahres am 29. April im Buckingham-Palast in London von Prinz William, 28, und Kate, 29, kamen nur Königin Sofía, 72, mit Kronprinz Felipe und seiner Frau Letizia, 39. Auch zu den Opfern des schweren Erdbebens mit neun Toten am 11. Mai in der Region Murcia schickte er seinen Sohn und seine Schwiegertochter.
Ans Abdanken denkt der König aber wohl nicht. Zur Haltung des Monarchen in der Frage der Thronfolge stellte Königin Sofía, 72, in einem Gespräch mit der Biografin Pilar Urbano unmissverständlich klar: "Abdanken? Niemals! Der König wird nie abdanken. Einen König kann allein der Tod in Pension schicken." So sieht es auch der König selber. Zu seinem 70. Geburtstag sagte er, er sei "entschlossen, weiterhin als König zu arbeiten". Felipe und Letizia müssen auf den Thron weiter warten.