Hamburg. Hamburger Oberligist kann am 1. Februar Planinsolvenzverfahren in Eigenregie starten. Gegengewicht zu kritisiertem Gönner.

Um 11.33 Uhr am Dienstag verschickten die Crocodiles Hamburg per E-Mail die Nachricht, auf die alle, die dem ligahöchsten Hamburger Eishockeyclub zugetan sind, gewartet hatten. Unter der Überschrift „Die Kuh ist vorerst vom Eis“ konnte der aktuelle Oberligasechste verkünden, dass der Spielbetrieb bis zum Ende der Hauptrunde am 3. März aufrechterhalten werden kann. Möglich wurde dies durch den enormen Einsatz von Fans, Sponsoren, Gönnern, Mitarbeitern und dem Team, die seit Bekanntwerden des Insolvenzantrags der Spielbetriebs GmbH am 14. Dezember bis zum Dienstagmittag durch eine Vielzahl an Aktivitäten 191.908 Euro einsammeln konnten.

Nur durch das Aufbringen dieser Summe erhalten sich die Crocodiles die Chance auf einen Neustart in der dritthöchsten deutschen Spielklasse in der nächsten Saison, denn nun kann in Eigenregie ein Planinsolvenzverfahren durchgeführt werden, das wohl am 1. Februar startet. Bei einem normalen Insolvenzverfahren wäre die Saison beendet und die Startberechtigung für die Oberliga verloren gewesen. Zudem hätte der Stammverein Farmsener TV als Lizenzinhaber Regressforderungen des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) erfüllen müssen, die seine Existenz hätten gefährden können.

Gegengewicht zu Gönner Klaus-Peter Jebens

Kein Wunder also, dass die Erleichterung bei GmbH-Geschäftsführer Christian Schuldt riesig war. „Was in den vergangenen Wochen geleistet wurde, war außergewöhnlich und nur möglich, weil alle an einem Strang gezogen haben“, sagte er. Der Löwenanteil an der erfolgreichen Rettungsaktion muss indes einer Gruppe an Sponsoren zugeschrieben werden, die in den vergangenen Wochen an einem nachhaltigen Sanierungskonzept gearbeitet hatte, das dafür sorgen soll, dass der Club nächste Saison nicht vor ähnlichen Problemen steht. Aktuell rund zehn Unternehmer, von denen einige nicht genannt werden wollen, werden sich in einem neu gegründeten Verein zu einem Sponsorenpool zusammenschließen. Die Satzung ist ausgearbeitet, der Eintrag ins Vereinsregister soll innerhalb der kommenden drei Wochen erfolgen. Dieser Pool brachte nicht nur rund 100.000 Euro in die Spendenaktion ein, sondern ist auch bereit, als vierter Gesellschafter 25 Prozent der Anteile der Spielbetriebs GmbH zu übernehmen.

Damit soll ein Gegengewicht geschaffen werden zum mächtigen Gesellschafter und Gönner Klaus-Peter Jebens. An dessen und Schuldts intransparentem Geschäfts- und Kommunikationsgebaren hatte es zuletzt zunehmend Kritik gegeben. Nachdem die GmbH-Führung die Sponsoren intern über den öffentlich weiter unklaren Insolvenzgrund aufklärte, betonten alle Seiten, die neue Geschlossenheit in die Zukunft tragen zu wollen. „Wir wollen gemeinschaftlich mit allen Gesellschaftern und Unterstützern an einem Strang ziehen. Wir haben gezeigt, was wir leisten können, und haben nun die Chance auf einen Neustart“, sagte Joachim Streese (voplan Ingenieure GmbH), der mit Peter Rakowski (Sport & Spa Bramfeld) und Frank Lauterbach (C+L Systemboden Nord) zu den Sprechern des Sponsorenpools zählt.

Lizenzunterlagen bis Ende Mai erforderlich

Gerettet sind die Crocodiles noch nicht. Zunächst muss die noch nicht terminierte Gläubigerversammlung über die Zukunftsfähigkeit des Sanierungsplans befinden, anschließend das Insolvenzgericht entscheiden. Die Lizenzunterlagen für die Saison 2019/20 müssen dem DEB bis Ende Mai vorliegen. „Der Club kann jetzt einen Insolvenzplan erstellen und, wenn die Gläubiger zustimmen, eine Sanierung in Eigenregie vornehmen“, sagte der als vorläufiger Sachwalter eingesetzte Rechtsanwalt Matthias Wolgast. Der von den Crocodiles als Sanierungsspezialist beauftragte Jurist Michael Busching sagte: „Jetzt können die Crocodiles geschäftlich neu anfangen.“