Hamburg. Hamburger Oberligist sichert nach Spendentour den Spielbetrieb bis Saisonende. Sponsorenpool will sich mit 25 Prozent einkaufen.

Fast auf den Tag genau einen Monat nach dem Antrag auf Eröffnung eines Planinsolvenzverfahrens sind die Crocodiles Hamburg vorerst gerettet. Wie der Eishockeyclub am Dienstag mitteilte, ist der Spielbetrieb in der Oberliga bis zum Saisonende durch Spenden in Höhe von fast 200.000 Euro gesichert.

"Der Club kann jetzt einen Insolvenzplan erstellen und, wenn die Gläubiger zustimmen, eine Sanierung in Eigenverwaltung vornehmen“, sagte Dr. Matthias Wolgast, Rechtsanwalt der Kanzlei Cornelius und Krage und vorläufiger Sachverwalter der 1. Hamburger Eissport GmbH, laut Mitteilung.

Sponsorenpool will 25 Prozent der GmbH

Die GmbH hatte in etlichen, zum Teil nächtlichen Verhandlungen mit Sponsoren sowie Vertretern des Crocodiles-Stammvereins Farmsener TV und des Fördervereins EHC Hamburg e.V. einen tragfähigen Rettungsplan ausgearbeitet. Dazu gehört laut Sponsor Peter Rakowski (Sport & SPA Bramfeld) unter anderem ein neu gegründeter Sponsorenpool, der sich mit 25 Prozent der Anteile in die Gesellschaft einkaufen möchte.

Außerdem kündigte der Sponsorenpool an, nach den bereits eingebrachten 65.000 Euro zusätzliche 35.000 Euro an die Crocodiles zu spenden. "Jetzt können die Crocos geschäftlich neu anfangen und nahtlos an ihre sportlichen Erfolge anknüpfen", sagte Sanierungsexperte Michael Busching. Seit Bekanntwerden des Insolvenzantrags hat das Team von Trainer Jacek Plachta von elf Spielen acht gewonnen.

Auch St. Pauli unterstütze die Crocodiles

GmbH-Geschäftsführer Christian Schuldt dankte der "grenzenlosen Kreativität" aller an der Rettung Beteiligter. "Was unsere Fans, unsere Mannschaft, die Familien und Angehörigen sowie Partner, Sponsoren und alle Mitarbeiter, Helfer und Unterstützer in den vergangenen Wochen geleistet haben, war außergewöhnlich", sagte Schuldt.

Am 22. Dezember durften die Nachwuchs-Krokodile als Einlaufkinder beim FC St. Pauli ran.
Am 22. Dezember durften die Nachwuchs-Krokodile als Einlaufkinder beim FC St. Pauli ran. © Witters

Die beispiellose Spendenaktion war am 17. Dezember und damit drei Tage nach dem Bekanntwerden des drohenden Aus gestartet worden. Neben dem FC St. Pauli beteiligten sich auch mehrere eigentlich konkurrierende Eishockeyclubs. Zuletzt hatte noch am Sonntag Oberliga-Spitzenreiter Tilburg den Crocodiles mehr als 10.000 Euro übergeben.

Sponsor: Der Zusammenhalt ist "Wahnsinn"

"Durch die mittlerweile von den Fans, Sponsoren und Förderern zusammengetragene Spendensumme sind mit der weiteren Spende des Sponsorenpools beste Voraussetzungen für den erfolgreichen Abschluss des Crowdfunding gegeben“, sagt Frank Lauterbach, Geschäftsführer des Sponsors C+L Systemboden Nord und seit mehr als 20 Jahren Croco-Fan.

Den Zusammenhalt von Fans und Sponsoren in Hamburg bezeichnete er als "Wahnsinn". Sponsor Joachim Streese (voplan Ingenieure GmbH) lädt nun "alle interessierten Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen" ein, "gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft der Crocodiles Hamburg und deren Nachwuchsarbeit mitzuwirken".

Die Freezers scheiterten am Crowdfunding

Die Crocodiles Hamburg sind nach dem Aus der Freezers vor knapp drei Jahren das Eishockey-Aushängeschild der Hansestadt. Die Hamburg Freezers mussten sich 2016 aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zurückziehen, nachdem der Besitzer Anschutz Entertainment Group keine neue Lizenz beantragt hatte.

Die Suche nach einem Käufer der Freezers scheiterte ebenso wie ein von dem ehemaligen NHL-Profi Christoph Schubert und weiteren Prominenten initiierten Rettungsversuch über ein Crowdfunding. Schubert schloss sich in der Folge den Crocodiles an, auch viele Fans wanderten zu den Crocodiles über.

Weitere Informationen zu dem neuen Sponsorenpool gibt es auf Anfrage unter E-Mail office@voplan.de