Hamburg. Der gebürtige Bayer Christoph Schubert verstärkt die Crocodiles und will helfen, den Oberligaclub zu professionalisieren.

Um 12.02 Uhr am Mittwochmittag brach der Sturm über die Crocodiles Hamburg herein. Das Telefon in der Geschäftsstelle des Eishockeyclubs stand nicht mehr still, die Homepage (crocodiles-hamburg.de) war überlastet, die für den Dauerkartenverkauf zuständige Mitarbeiterin konnte die Flut in ihrem elektronischen Postfach kaum bewältigen, und der Mann, der dafür verantwortlich war, hatte innerhalb von 30 Minuten 3500 Unterstützerzuschriften auf seiner Facebookseite zu verzeichnen. Keine Frage: Die Nachricht, dass Christoph Schubert im Hard Rock Café an den Landungsbrücken mit der Unterschrift unter einen Vierjahresvertrag mit einseitiger Option bis zum Karriereende seinen Wechsel in die Oberliga perfekt gemacht hatte, elek­tri­sierte Hamburgs Eishockeyfans. Nach der vom Eigner Anschutz Entertainment Group Ende Mai erzwungenen Einstellung des Spielbetriebs der Hamburg Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hatte deren Kapitän Schubert mit einer beispiellosen Spendensammel- und Sponsorensuchaktion für weltweites Aufsehen gesorgt.

Mehr als eine Million Euro war zusammengekommen. Gereicht hatte das nicht, um die Freezers zu retten. Wohl aber, um den Abwehrspieler zu einem der bekanntesten Gesichter im Hamburger Sport werden zu lassen. Seitdem hatte der 34-Jährige, der von 2005 bis 2010 fünf Spielzeiten in Nordamerikas Topliga NHL gespielt hatte und im Herbst 2010 vom schwedischen Topclub Frölunda nach Hamburg gekommen war, über seine Zukunft nachgedacht. Erste Gespräche mit Crocodiles-Sportdirektor Sven Gösch hatte es vor sechs Wochen gegeben, „damals hätten wir allerdings die Chance, Schuby als Spieler verpflichten zu können, auf ein Prozent taxiert“, sagte Gösch.

Der Etat für die neue Saison konnte verdoppelt werden

Weil der gebürtige und überzeugte Bayer Schubert seine Zukunft allerdings in der Heimat seiner Ehefrau Janina sieht, reifte in ihm der Entschluss, trotz diverser Kontakte zu anderen DEL-Clubs bei den Crocodiles einen dualen Karriereweg einzuschlagen. So wird Schubert, der auch als Krokodil mit der Nummer 13 auf dem Rücken und dem C des Kapitäns auf dem Oberarm auflaufen soll, nicht nur als Spieler seine Erfahrung weitergeben. „Ich werde auch in der Geschäftsstelle arbeiten, bei der Sponsorensuche helfen und bei Spielerverpflichtungen, damit ich mich in allen Bereichen der Geschäftsführung weiterbilden kann“, sagte er.

Für die Crocodiles, die auch weiterhin als Eishockeysparte im Farmsener TV verbleiben, ist die Verpflichtung des langjährigen Nationalspielers wie ein Sechser im Lotto. Dass sie einen solchen nicht benötigen, um das – nicht bezifferte – Engagement des als Ex-NHL-Star gut situierten neuen Anführers zu finanzieren, stellte Marketingchef Nils Abraham klar. „Wir haben zwar neue Sponsoren gewonnen und konnten unseren Etat verdoppeln, dennoch liegen wir weit unter den 1,5 Millionen Euro, die Oberliga-Topclubs wie die Füchse Duisburg veranschlagen“, sagte er. Natürlich erhoffe man sich durch die „Lichtgestalt Schubert“ eine Sogwirkung, „wir wünschen uns, dass noch mehr Sponsoren und ganz viele Fans auf uns aufmerksam werden.“

Letzteres zeichnete sich am Mittwoch immerhin ab. Schon vor der Verpflichtung Schuberts hatte der Club, der nach dem Freezers-Aus und dem Abstieg des Lokalrivalen HSV in die viertklassige Regionalliga der ranghöchste Hamburger Eishockeyverein ist, 350 Dauerkarten verkauft – was angesichts der sechs Saisonabos und eines Schnitts von rund 300 Fans aus dem vergangenen Spieljahr alle überraschte. „Jetzt hoffen wir, dass wir bei allen unseren Heimspielen eine volle Halle haben“, sagte Abraham.

2000 Besucher fasst das Eisland Farmsen, die Heimstätte der Krokodile am Berner Heerweg, wo auch in Zukunft gespielt werden soll. 16 Teams treten in der am letzten Septemberwochenende startenden Saison 2016/17 in der Oberliga Nord an, der etwas komplizierte Modus garantiert 22 Heimspiele. Trainer Andris Bartkevics bittet seinen Kader, der in den kommenden Wochen mit weiteren Halbprofis und Profis verstärkt werden soll, zum Start der Vorbereitung im August fünf- statt bislang zweimal wöchentlich zum Üben. „Wir müssen professioneller werden, wenn wir in dieser Liga bestehen wollen“, sagte Gösch.

Dabei will Schubert, der zuletzt mit 17 in der Oberliga spielte und noch keinen seiner neuen Teamkollegen persönlich kennt, helfen. „Mich reizt es sehr, hier etwas aufzubauen und das Eishockey in Hamburg zu stärken. Ich nehme die Aufgabe total ernst und bin den Crocodiles sehr dankbar“, sagte er. Der Dreijahresplan sehe vor, am Ende dieser Periode den Aufstieg in die DEL 2 realisieren zu können. „Wir erwarten aber nicht, dass Schuby uns in jedem Spiel zum Sieg schießt“, sagte Sven Gösch noch. Er kann also ohne Druck aufspielen, der neue Kapitän Kroko.