Hamburg. St. Paulis Kapitän hat Fans, die sich in seinem Namen erfolglos beim Pub-Quiz versuchen. Kommt der Australier als Verstärkung?
Einmal im Monat versammeln sich in Mundsburg alle Fußballfachleute dieser Stadt, um ihren Meister zu küren. Dabei geht es nicht um die spielerischen Qualitäten, sondern darum, Dinge zu wissen, die man eigentlich nicht wissen kann. Die Bar Freundlich & Kompetent lädt zum Fußball-Pub-Quiz „Wehende Tanne“ ein. Und an diesem Abend ist auch Jackson Irvine, Kapitän des FC St. Pauli, Teil der launigen Veranstaltung.
Der Laden ist gut besucht. Heute treten insgesamt 15 Teams gegeneinander an, es ist das letzte Quiz des Jahres. Es geht um die Meisterschaft. Die beste Ausgangslage haben die „Pilssammler“, aber auch „Dirty Mike & seine Boys“ oder die „Anti Laptop Trainer“ haben noch Chancen auf den Gesamtsieg. Doch beim Saisonabschluss steht auch ein neuer Name auf der analogen Anzeigetafel: die „Gebrüder Irvine“.
FC St. Pauli: Jackson Irvine spielt immer
Eine der ersten Fragen dreht sich um die „Dauerbrenner der Liga“. Welche Feldspieler haben in dieser Saison noch keine Minute in der Bundesliga verpasst? Neun gibt es insgesamt, für einen Punkt reicht es, wenn die Teams einen Namen erraten. Es ist nicht auszuschließen, dass manche der Experten im Raum auch alle neun parat hätten.
„Joshua Kimmich!“, ruft einer der „Gebrüder Irvine“, „Hauke Wahl!“, meint ein anderer. Dann entscheiden sie sich für: Willi Orban. Allerdings hatte der Leipziger Innenverteidiger schon am ersten Spieltag die Rote Karte für eine Notbremse gesehen und war anschließend für zwei Spiele gesperrt worden. Sowohl Kimmich als auch Wahl wären korrekt gewesen. Ernüchterung macht sich breit.
Bundesliga: Irvine rennt am meisten
Die richtige Antwort wäre so einfach gewesen, denn auch Irvine zählt zu den Dauerbrennern und Dauerrennern der Liga. Kein anderer Bundesligaspieler ist so viel gelaufen wie der Australier. Mehr als 171 Kilometer hat er bislang zurückgelegt und liegt damit vor Spielern wie Joshua Kimmich und Granit Xhaka.
„Nein, müde bin ich nicht“, sagt Irvine am Tag nach dem Kneipenquiz, „das war schon immer Teil meines Spiels, und die anderen Spieler in der Liste spielen unter der Woche noch in Europa. Also kann ich nicht behaupten, ich wäre müde.“ Doch zweifellos liege hinter ihm ein aufregendes Jahr. „Aufstieg, Meisterschaft, Hochzeit, Bundesliga“, zählt der 31-Jährige nach dem Training auf und schwärmt: „Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass das Jahr so läuft.“
Hinter Jackson Irvine liegt ein ereignisreiches Jahr
Angesprochen auf das Team, das in seinem Namen beim Fußball-Quiz angetreten ist, muss der auf St. Pauli lebende Kiezkicker lachen: „Ich war schon öfter bei einem Pub-Quiz, ich mag solche Veranstaltungen, und ich liebe den Wettbewerb.“ Vielleicht sollten die „Gebrüder Irvine“ in der Winterpause über einen Transfer ihres Idols, dessen Marktwert bei zwei Millionen Euro liegt, nachdenken.
„Sie sollen sich mal melden, dann versuche ich, zu kommen“, sagt er, schränkt aber ein: „Ich weiß nicht, ob ich dem Team so viel geben kann.“ Ob seinem eigenen Team ein neuer Spieler – vorzugsweise in der Offensive – etwas geben könnte, vermag er nicht zu beurteilen: „Das ist nicht mein Job. Wir glauben an die Gruppe, und es beeinflusst die Dynamik der Kabine nicht, ob Spieler kommen oder gehen.“
Irvine: VfB Stuttgart ist ein „Top-Team“
Außerdem würden einige Verletzte zurückkehren, die sich „wie neue Spieler“ anfühlten, darunter vor allem der schmerzlich vermisste Elias Saad, der im neuen Jahr wieder fit sein dürfte. Bei gerade einmal elf Toren aus 14 Spielen wäre Verstärkung auch dringend notwendig, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln: „Wir haben bislang nicht so viele gesammelt, wie wir verdient gehabt hätten“, findet Irvine.
Die Spieler, die da sind, müssen vor dem Weihnachtsurlaub am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) noch beim VfB Stuttgart antreten. „Sie haben ein Top-Team mit technisch herausragenden Spielern“, lobt Irvine den kommenden Gegner, auch wenn dieser zu Beginn der Saison ein paar Probleme gehabt habe. „Aber in den letzten Spielen – vor allem international – waren sie sehr stark.“
Irvine verbringt Weihnachten mit seiner Frau in England
Trotzdem glaubt Irvine, der Weihnachten mit seiner Frau in England verbringen wird, daran, dass St. Pauli Punkte mit nach Hamburg bringen kann: „Gegen solche Gegner waren wir in dieser Saison stark und haben etwas unglücklich ein paar Punkte liegen lassen“, sagt er. Das zu ändern, wäre ein „perfect way“, das Jahr zu beenden.
Die „Gebrüder Irvine“ landen unterdessen am Ende des Abends abgeschlagen auf dem letzten Platz (Irvine: „Enttäuschend!“). Trost gibt es vom Team „Bobbycar Sanogo“, die versichern, dass sie bei ihrer ersten Teilnahme auch sehr schwach abgeschnitten hätten. Jetzt stehen sie in der Jahreswertung auf dem fünften Platz. Ähnlich wie Irvine hätten auch sie nicht geglaubt, dass das Jahr so laufen würde.
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Immerhin: Als kleinen Trost darf sich das letztplatzierte Team immer eine Kategorie für das nächste Quiz wünschen. Die Gebrüder grübeln, mit welchem Thema sie punkten könnten: „Fußball bei Olympia oder Regionalliga Bayern?“ Für welches Thema sie sich entschieden haben, ist nicht bekannt und würde den Vorteil fürs nächste Mal auch zunichtemachen, denn die Kategorie bleibt bis zum Start in die neue Quiz-Saison am 20. Januar geheim.
Vielleicht wäre es ja sinnvoll, auf die Expertise ihres Namensgebers zu vertrauen. Thema: australischer Fußball. Mit Jackson Irvine als Edeljoker sollte auch mehr drin sein als der letzte Platz: „Das ist sehr speziell, da wäre ich sicherlich der Beste im Raum“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht.