Mönchengladbach. Die Kiezkicker liefern offensiv einen ideenlosen Auftritt ab und verlieren verdient. Am Freitag kommt es zum Kellerduell mit Kiel.

Trainer Alexander Blessin wirkte einigermaßen gefasst, als Schiedsrichter Dr. Robin Braun am Sonntagabend einen einseitigen Fußballabend beendete. Mit 0:2 (0:2) verlor Blessins FC St. Pauli bei Borussia Mönchengladbach. Es war insbesondere offensiv ein ideenloser Auftritt, die Angriffsschwäche des Aufsteigers bleibt weiterhin das größte Problem. Die einzige gute Nachricht: Am Freitag (20.30 Uhr, Millerntor-Stadion) wartet in Mitaufsteiger Holstein Kiel ein ebenbürtiger Gegner.

„Die halbe Stunde nach dem ersten Tor muss ich kritisieren, vorher hatten wir es gut gemacht“, sagte Blessin „Man hat in der halben Stunde nicht gesehen, dass wir als Einheit agieren. So kamen wir immer wieder zu spät und haben falsche Entscheidungen getroffen.“ Nach der Pause habe sich das wieder verbessert. Doch am Ende half es nicht.

FC St. Pauli muss auf verletzten Karol Mets verzichten

Eine schlechte Nachricht gab es für St. Pauli am Sonntag bereits vor dem Anpfiff. Wie befürchtet, musste Innenverteidiger Karol Mets mit Patellasehnenproblemen passen, für ihn stand erstmals in dieser Saison David Nemeth in der Startelf.

Nemeth war im ersten Durchgang noch einer der besseren Kiezkicker – was allerdings auch kein allzu großes Kunststück war. Bis auf ein paar nette Doppelpässe von und mit Carlo Boukhalfa war das Offensivspiel der Hamburger so unansehnlich wie die Mönchengladbacher Innenstadt.

Offensiv fanden die Hamburger so gut wie gar nicht statt

Großchancen? Gab es nicht. Das Prinzip Steil-Klatsch scheiterte oft schon am Steil, dann aber in der Regel spätestens am Klatsch. Insbesondere, wenn Morgan Guilavogui angespielt wurde, war schwer erkennbar, welchen Plan er hatte, der Ball war eigentlich immer weg. Wenn seine Mitspieler rechts neben ihm standen, legte der Franzose nach links ab. Puh.

Aber auch beim Rest lief nicht viel zusammen, für den einzigen Torschuss (wenn man ihn denn so bezeichnen möchte) in Halbzeit eins sorgte Rechtsverteidiger Manolis Saliakas (37.). Der Versuch des Griechen – zugegebenermaßen mit seinem schwachen linken Fuß – trudelte dann aber doch recht deutlich am Tor vorbei und wäre wohl auch von Fohlen-Maskottchen Jünter pariert worden.

Plea brachte seine Borussia früh in Führung

Wenn vorne nichts ging, blieben die Braun-Weißen in dieser Saison meist trotzdem dank ihrer starken Abwehr im Spiel. An diesem Abend war das anders. Erst flog Torhüter Nikola Vasilj unter zwei Franck-Honorat-Eckstößen durch, dann wurde eine solche Standardsituation zum zweiten Pfosten von Marvin Friedrich weitergeleitet und von Alassane Plea aus kurzer Distanz zum 0:1 aus St.-Pauli-Sicht verwertet (13.).

„Es ist ein leidiges Thema, wenn man durch einen Standard 0:1 zurückliegt. Wir haben auf die Kopfballstärke hingewiesen“, sagte Blessin. „Wir haben danach ein bisschen den Faden verloren und nicht die Pressinghöhe gefunden. Wir haben ein schlechtes Nachrückverhalten gehabt und viele Räume gelassen.“

In der 21. Minute hätte Plea dann bereits das zweite Tor erzielen müssen, als die bis zur Mittellinie aufgerückten Hamburger den Ball verloren, mit einem tiefen Ball düpiert wurden, der Borusse frei auf Vasilj zulief, den Torhüter auch noch umkurvte und die Fans bereits zum Jubel ansetzten. Doch weil Nemeth stark bis zum Ende durchgelaufen war, grätschte der Kiezkicker den Plea-Schuss noch kurz vor der Torlinie zur Ecke.

Kleindienst erhöht kurz vor der Pause auf 0:2

Die Mönchengladbacher Offensive um Tim Kleindienst rotierte immer wieder durch – und St. Pauli bekam keinen Zugriff. Kurz vor der Pause setzte Robin Hack Kleindienst mit einem traumhaften Steckpass in Szene. Der heraus geeilte Vasilj war beim folgenden Lupfer des deutschen Nationalspielers chancenlos (44.), auch die Hoffnung auf eine Abseitsposition nahm die folgende Überprüfung durch den Videoassistenten. Es stand 0:2 – und im Stadion glaubte wohl kaum noch jemand der 54.042 Fans daran, dass St. Pauli noch mal zurückkommen würde.

Als Afolayan kurz nach der Pause bei einer weiteren verunglückten Steil-Klatsch-Aktion den Ball ohne Gegnerdruck zu einem Gegenspieler ins Zentrum spielte, wendete sich Trainer Blessin desillusioniert vom Spielfeld ab. Kurz danach hätte Guilavogui sogar beinahe einen Elfmeter herausgeholt, die Friedrich-Grätsche an der Strafraumkante reichte dem Videoassistenten allerdings nicht (50.).

St. Paulis „Drangphase“ beeindruckt Mönchengladbach nicht

Rund um die 60. Minute hatte St. Pauli dann tatsächlich längere Ballbesitzphasen in der gegnerischen Hälfte, was die Gastgeber allerdings vor keine größeren Probleme stellte. Blessin feuerte von der Seitenlinie wieder mit an, hatte aber nicht viele Wechseloptionen. In der 68. Minute kam Erik Ahlstrand zu seinem Bundesligadebüt, ersetzte den quasi unsichtbaren Stürmer Johannes Eggestein. Der Schwede fügte sich nahtlos ein, war dann nämlich auch unsichtbar.

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In der 74. hätte ein Guilavogui-Kopfball noch mal für Spannung sorgen können, flog aber über das Tor. Auch Kapitän Jackson Irvine scheiterte noch mal per Kopf (85.). „Wenn wir das Tor machen, wird es noch mal eng“, sagte Blessin. Dennoch: Mönchengladbach war mit seinen Kontern gefühlt näher am 3:0 als St. Pauli am Anschluss.

Die Statistik

  • Mönchengladbach: Nicolas – Scally (21. Lainer), Friedrich, Itakura, Ullrich (66. Chiarodia) – Reitz (90. Sander), Weigl – Honorat, Plea (66. Neuhaus), Hack (66. Stöger) – Kleindienst
  • St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth - Saliakas, Irvine, Boukhalfa (83. Sinani), Treu – Afolayan, J. Eggestein (68. Ahlstrand), Guilavogui (90.+3 Albers)
  • Schiedsrichter: Robin Braun (Wuppertal)
  • Zuschauer: 54.042
  • Tore: 1:0 Pléa (13.), 2:0 Kleindienst (44.)
  • Gelbe Karten: Ullrich
  • Torschüsse: 15:15 
  • Ecken: 5:4 
  • Ballbesitz: 49:51 Prozent
  • Zweikämpfe: 71:71