Hamburg. Der TV-Experte hatte dem Bosnier Schwächen bei hohen Bällen attestiert. Auch Van Der Jeugt räumt ein, dass der Keeper nicht gut aussah.
Kälte erobert am Dienstag die Hansestadt, der erste Graupel fällt auf den Rasen des Trainingsgeländes des FC St. Pauli. Es ist der erste Hamburger Winter für St. Paulis Torwarttrainer Sven Van Der Jeugt, der im Sommer zu den Kiezkickern kam. „Jeder akzeptiert jeden. Ich fühle mich sehr wohl hier. Die Leute sind nett und offen, ich habe eine Bleibe in der Nähe des Trainingsgeländes gefunden“, schwärmt der Belgier über seinen neuen Arbeitgeber und dessen Umfeld.
Doch natürlich ist beim Gespräch mit Van Der Jeugt nicht nur das Hamburger Winterwetter Thema. In einer Presserunde nach dem Training muss der Torwarttrainer vor allem zur deutlichen Kritik von Lothar Matthäus an St. Paulis Keeper Nikola Vasilj Stellung beziehen. Der TV-Experte hatte dem 28-Jährigen nach dem 0:7 der bosnischen Nationalmannschaft in der Nations League gegen Deutschland bei RTL Schwächen bei hohen Bällen attestiert, nachdem er einen Freistoßtreffer von Florian Wirtz kassiert hatte. Bei der 0:1-Niederlage St. Paulis gegen den FC Bayern München traf Jamal Musiala aus der Distanz gegen Vasilj.
St. Paulis Torwarttrainer räumt ein, dass Vasilj nicht gut aussah
Auf Matthäus‘ Fundamentalkritik angesprochen, sagt Van Der Jeugt in Englisch: „Es waren nicht nur die hohen Bälle. Details spielen eine wichtige Rolle, um Entscheidungen zu treffen und die richtige Positionierung einzunehmen.“ Doch der Belgier gibt auch zu: „Er sah nicht gut aus.“ Trotz des deutlichen Fazits bleibt der Torwarttrainer in Bezug auf seine Nummer eins grundsätzlich optimistisch: „Wir werden positiv bleiben und weitermachen.“
Kontakt hatte der Coach mit Vasilj nach dessen schwierigem Spiel allerdings nicht. „Nationalmannschaft ist Nationalmannschaft und Verein ist Verein.“ An diesem Dienstagabend (20.45 Uhr/RTL) hat Vasilj sogar die schnelle Möglichkeit, es besser zu machen, wenn er mit Bosnien im letzten Nations-League-Vorrundenspiel daheim in Zenica auf die Niederlande trifft.
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Derweil stand in Hamburg endlich wieder Vasiljs Vertreter Ben Voll auf dem Trainingsplatz. Mit einer Gesichtsmaske, die ein wenig an das Marvel-Universum erinnert, arbeitete der 23-Jährige nach einem doppelten Kieferbruch an seinem Comeback. „Bei Ben sieht es sehr gut aus. Nach grünem Licht vom Arzt konnten wir das Training intensivieren“, sagt St. Paulis 44 Jahre alter Torwarttrainer.
St. Pauli: Gegen Gladbach steht Vasilj wieder im Tor
Dass der FC St. Pauli nach den ersten zehn Bundesliga-Spieltagen das Hauptziel Klassenerhalt als realistisch bewerten kann, haben die Kiezkicker zum größten Teil ihrer stabilen Defensive zu verdanken. Nur zwölf Gegentore kassierten die Aufsteiger in den ersten zehn Partien. „Unsere Defensive funktioniert bisher sehr gut. Alle arbeiten fokussiert gegen den Ball“, sagt Van Der Jeugt, der bereits bei Royale Union Saint-Gilloise mit Cheftrainer Alexander Blessin zusammengearbeitet hat.
Am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) wird die Defensive beim Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach erneut gefordert sein – dann auch wieder mit Nikola Vasilj in St. Paulis Tor.