Sinsheim/Hamburg. Der Rechtsaußen des FC St. Pauli verfügt über eine bedingte Sieggarantie. Wie er selbst über seinen außergewöhnlichen Lauf denkt.
Nach dem Spiel war Oladapo Afolayan offline. Ganz wie in der Verteidigung. „Da pennt er in der Rückwärtsbewegung manchmal“, sagte sein Trainer Alexander Blessin später am ZDF-Mikrofon. Wäre Afolayan also nach dem 2:0-Sieg des FC St. Pauli bei der TSG 1899 Hoffenheim online gewesen, er hätte mühelos herausfinden können, wann die ominöse Serie begann.
Blöd nur, der 27-Jährige hatte sein Handy nicht dabei und ließ sich so zu einer Falschaussage verleiten. Beziehungsweise: Er ließ sich von seinem Vater dazu verleiten. „Mein Dad meint, es seien mittlerweile mehr als 30 Spiele, die das schon so geht“, sagte Afolayan. Er hätte es besser wissen können, denn am Sonnabend hatten nicht nur sein jüngerer Bruder und sein Hund, einem Poochon, Geburtstag, sondern auch seine atemberaubende Serie, die drei Jahre alt wurde.
Wenn Oladapo Afolayan trifft, gewinnt der FC St. Pauli
Da Afolayan nämlich offensiv auf dem Platz auch ohne Handy immer online ist, sorgt er für reichlich Torgefahr. In Sinsheim erzielte der Rechtsaußen sein erstes Saisontor und baute seine beinahe schon übernatürliche Serie aus nun mehr 25 Spiele aus: Trifft Afolayan, gewinnt seine Mannschaft. Beim FC St. Pauli trifft dieses Gesetz bislang zu 100 Prozent zu.
Begonnen hat alles am 2. November 2021. Damals trug der Engländer mit einem Tor in der Gruppenphase der EFL Trophy zum 3:0-Sieg der Bolton Wanderers gegen den AFC Rochdale bei. Es folgten 24 weitere Begegnungen, in denen der Rechtsfuß mindestens einmal erfolgreich war – und seine Teams immer. Die letzte Partie, in der das nicht der Fall war, war das 3:3 Boltons am 23. Oktober 2021 gegen den – wer kennt ihn nicht? – FC Gillingham in der drittklassigen League One.
Die Serie des St.-Pauli-Angreifers ist drei Jahre alt
Jackson Irvine wusste nach Spielende in Sinsheim schon, weswegen er Afolayan als „den wichtigsten Mann“ bezeichnete. Der Lobgepriesene selbst, wiegelte und floskelte erst ab: „Das war eine Teamleistung, wir wussten, wie wichtig diese Partie ist und waren sehr entschieden in unseren Aktionen.“ Dann machte er jedoch auch deutlich, was er von sich hält: „Ich muss niemandem etwas beweisen. Alle haben genug von mir gesehen, um zu wissen, was für ein Spieler ich bin und was ich dem Team geben kann.“
Zuletzt nicht so viel, wie ihm lieb war, da ihn Blessin wegen seiner mitunter schlampigen Verteidigung gelegentlich auf die Bank setzte. „Mit seinem Tor hat er seinen Einsatz gerechtfertigt“, meinte der Coach am Sonnabend. Und seinen Status als Bundesligaspieler sowieso. Denn der Treffer, ein schöner Aufsetzer auf Vorlage von Irvine, sei ein „typisches Bundesligator“ gewesen, sagte Afolayan. „Mannschaften in dieser Liga treffen aus dem Nichts. Wir waren bislang oft genug auf der falschen Seite davon.“
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Die richtige Seite, um seinen Rekord nachzuschauen, fand Afolayan am Sonnabend vermutlich nicht mehr. Online war er dann dennoch. Um seinem Hund Kobe bei Instagram zum Geburtstag zu gratulieren.