Hamburg. Innenverteidiger des FC St. Pauli suchte sich in seiner Karriere früh externe Unterstützung. Was das auch mit seiner Haut zu tun hat.
Wenn die Profis des FC St. Pauli an diesem Montag nach drei freien Tagen in die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (Fr, 20.30 Uhr) starten, wird Hauke Wahl mit dabei sein. Diese Aussage lässt sich, wenngleich sie noch nicht belegt werden kann, bereits jetzt treffen. Denn verletzt ist der Innenverteidiger nie. Wirklich nie.
Im Jahr 2022 hatte ihn zwar das Pfeiffer-Drüsenfieber mal für einige Monate außer Gefecht gesetzt, Verletzungen kommen bei dem 30-Jährigen allerdings nicht vor. Zieht man die Drüsenfieber-Zeit sowie ein paar Gelbsperren ab, stand der 30-Jährige seinen Clubs in seiner gesamten Profilaufbahn durchgehend zur Verfügung. Es ist eine einmalige Bilanz im deutschen Profifußball.
FC St. Pauli: Wahl arbeitet seit 2017 mit Ernährungsberaterin zusammen
Einen großen Anteil an Wahls Fitness hat Ernährungsberaterin Christiane Franke, die seit mehr als sieben Jahren mit dem Kiezkicker zusammenarbeitet. „Haukes Verletzungshistorie ist schlicht nicht existent. Er ist immer fit. Er ist ein Paradebeispiel dafür, was gute Ernährung ausmachen kann“, sagt die 37-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt. „Die Ernährung spielt bei der Verletzungsanfälligkeit eine unglaublich große Rolle. Im Sport und in der Regeneration wird das komplett unterschätzt.“
An den ersten Kontakt mit dem Fußballprofi erinnert sich Franke genau zurück. Wahl war in der Rückrunde der Saison 2016/17 vom FC Ingolstadt an den 1. FC Heidenheim verliehen – und einer seiner Berater zufälligerweise Frankes bester Freund. Irgendwann saß der Jungprofi dann abends am Küchentisch in ihrer alten Wohnung in Schwäbisch Hall.
Christiane Franke zählt auch Mats Hummels zu ihren Klienten
„Ich erkenne schon an der Haut eines Menschen, ob er sich richtig ernährt. Das habe ich damals auch gesagt, als Hauke mir mit seiner Akne gegenübersaß. Ich habe in dem Moment irgendwie nicht nachgedacht“, sagte Franke und lacht. „Hauke hat dann sofort gesagt, dass wir etwas machen müssen und sich noch am selben Abend von mir beraten lassen.“
Franke hatte zu diesem Zeitpunkt noch als Köchin gearbeitet, Wahl wurde dann zu einem ihrer ersten Klienten. Erst später folgten auch Stars wie Ex-Weltmeister Mats Hummels oder Sprinterin Gina Lückenkemper, 20 sind es mittlerweile insgesamt.
Hauke Wahl lebte zeitweise vegan
„Mein Ziel sind mündige Kunden, die mich irgendwann nicht mehr brauchen. Bei Hauke hat das wunderbar funktioniert. Er ist sehr schlau und weiß, was er will“, sagt Franke, die sich mittlerweile nur noch alle zwei bis drei Monate mit dem St.-Pauli-Profi austauscht. „Mein erster Tipp an ihn war, auf Milchprodukte zu verzichten. Zeitweise hat er auch komplett vegan gelebt.“
Heute nehme Wahl auch hin und wieder tierische Produkte zu sich, allerdings sehr begrenzt. „Ich bin kein Fan von Veganismus und Nahrungsergänzungsmitteln, sondern von maßvollem Essen. Wir brauchen nicht täglich tierisches Protein, in Maßen kann es aber sinnvoll sein“, sagt Franke.
- St. Pauli „glänzendes Beispiel“ – aber der Fußball kann mehr
- Die Erkenntnisse aus St. Paulis Test-Schlappe bei Hannover 96
- Blessin verrät: FC St. Pauli verstärkt sich auf dieser Position
Kritisch sieht die Ernährungsberaterin das Essen, das Profis direkt bei ihren Clubs erhalten. „Ich weiß, dass bei vielen Vereinen nicht gesund gekocht wird. Ausnahmen in Deutschland sind da vielleicht RB Leipzig und die TSG Hoffenheim. Der einzige Trainer, der es konsequent umgesetzt hat, war Jürgen Klopp mit Mona Nemmer beim FC Liverpool. Diesen Aufwand können oder wollen sich viele Clubs aber nicht leisten“, sagt Franke. „Vor allem bei Auswärtsfahrten ist das Essen bei vielen Clubs wirklich bodenlos. St. Pauli oder Kiel machen es von den deutschen Vereinen da noch mit am besten.“
Hauke Wahl ist indes auch in der Lage, selbst zu kochen – weshalb er mit dem Menschen, der vor sieben Jahren an Christiane Frankes Küchentisch saß, auch nicht mehr viel zu tun habe. „Wenn man Hauke heute sieht, ist er nicht wiederzuerkennen. Er hat sich körperlich extrem weiterentwickelt“, sagt sie. „Und er hat kein einziges Pickelchen mehr.“