Hamburg. Der FC St. Pauli lässt mit der Verpflichtung des schwedischen Nationalspielers aufhorchen. Wie Trainer Hürzeler mit ihm plant.
Die ungewisse Zukunft von Trainer Fabian Hürzeler, die vertagten Vertragsgespräche mit Topspieler Marcel Hartel, die Länderspielabstellung von Kapitän Jackson Irvine – es gäbe einige Gründe, die einen Fehlstart des FC St. Pauli ins neue Jahr hätten erklären können. Doch für die Kiezkicker sind das alles offenbar nur Nebengeräusche.
Souverän siegten die Hamburger am späten Sonnabend bei Fortuna Düsseldorf (2:1) und liegen damit weiter auf Kurs Richtung Bundesliga. Doch damit nicht genug: Wenige Stunden von Anpfiff gab der Verein die Verpflichtung des Mittelfeldspielers Erik Ahlstrand bekannt. Ein Transfer, der im Zweitligaumfeld durchaus aufhorchen ließ. Der 22-Jährige hatte vor Kurzem erst für die schwedische A-Nationalmannschaft debütiert.
FC St. Pauli: Ahlstrand erhält Vertrag bis 2027
„Wir müssen jetzt erstmal abwarten, was die medizinische Abteilung sagt. Natürlich geht es aber darum, ihn schnellstmöglich auf den Platz zu bringen, damit er uns hilft“, sagte Hürzeler nach dem Spiel in Düsseldorf über den Neuzugang, der nach Abendblatt-Informationen einen Vertrag bis 2027 erhält. 600.000 Euro überweist St. Pauli zudem an den schwedischen Erstligisten Halmstads BK.
Da die Saison in Schweden von April bis November läuft, ist der 1,82 Meter große Profi aktuell nicht im Wettkampfrhythmus. „Wir müssen sehen, wie die Belastung zuletzt bei seinem Heimatverein war und wie viel Pause er hatte“, beschrieb Hürzeler. Von einem fitten Ahlstrand versprechen sich die Verantwortlichen in jedem Fall eine weitere Verstärkung für den Aufstiegskampf.
Auch Smith spielte bei Halmstads BK
„Erik bietet ein sehr spannendes Profil und passt damit im Gesamtpaket sehr gut zu unserer Spielidee“, hatte Sportchef Andreas Bornemann zu der Verpflichtung gesagt. „Er kombiniert fußballerische Qualität mit hohem Tempo, Kreativität, Zuverlässigkeit, Intensität und Wille.“
Mit schwedischen Spielern hatte der 52-Jährige in der Vergangenheit ein gutes Händchen bewiesen. Viktor Gyökeres, der in der Saison 2019/20 leihweise für die Kiezkicker auflief, ist durch seine Leistungen bei Benfica Lissabon mittlerweile einer der gefragtesten Stürmer Europas. Auch Schlüsselspieler Eric Smith holte Bornemann einst im Winter. Der 27-Jährige kam im Januar 2021 von KAA Genk und stammt wie Ahlstrand aus dem Nachwuchs von Halmstads BK.
Ahlstrand soll rechte Außenbahn verstärken
Für den schwedischen Club, bei dem er im vergangenen halben Jahr unter anderem mit HSV-Torwart Marko Johansson zusammengespielt hatte, absolvierte Ahlstrand trotz seines jungen Alters schon 134 Pflichtspiele. Auch wenn er überwiegend als offensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz kam, sieht ihn Hürzeler vorrangig als Alternative für die Außenbahn.
„Er ist ein Spieler, der uns auf der rechten Seite weiterhelfen wird“, sagte der Coach, der sich auf den Flügeln sogenannte „Inverted Winger“ – Spieler, die mit dem stärkeren Fuß in die Zentrale ziehen – wünscht. Als Linksfuß passt Ahlstrand ins Anforderungsprofil. „Er ist technisch sehr, sehr fein und hat eine gewisse Grundschnelligkeit, um Eins-gegen-Eins-Duelle lösen zu können“, beschrieb Hürzeler.
Leichte Ähnlichkeiten zu Jack Grealish
Scoutingvideos im Internet lassen erahnen, was St. Paulis Trainer genau meint. Ahlstrand kann Situationen auf engstem Raum lösen, hat ein gutes Passspiel und sucht häufig den Torabschluss, auch aus der Distanz. Sowohl vom Spielstil als auch optisch – Ahlstrand trägt heruntergelassene Stutzen und ein Haarband – erinnert er dabei ein wenig an Jack Grealish von Manchester City – auch wenn dieser Rechtsfuß ist und sein Können auf einem Niveau beweist, von dem die Kiezkicker trotz aller Formstärke noch weit entfernt sind.
Ein Vorbild scheint Grealish allemal zu sein: Ahlstrand folgt dem engländischen Nationalspieler bei „Instagram“. Seit dem 12. Januar darf sich St. Paulis Neuzugang zudem selbst Nationalspieler nennen. Im Freundschaftsspiel gegen Estland wurde er in der 77. Spielminute eingewechselt. Eric Smith hingegen wartet trotz guter Leistungen weiter auf eine Nominierung für die schwedische Auswahl.
Hürzeler lobt „schwedische Bescheidenheit“
Abseits der sportlichen Qualitäten lobte Hürzeler vor allem den Charakter des Neuzugangs. „Er ist sehr lernwillig, das habe ich in den Gesprächen herausgehört“, sagte der 30-Jährige und zog eine Parallele zu Smith: „Er hat ähnlich wie Eric diese schwedische Eigenschaft von Bescheidenheit und harter Arbeit.“
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Womit der Trainer zugleich deutlich macht, worauf es für Ahlstrand und seine Mitspieler in der verbleibenden Spielzeit ankommt. Denn trotz der aussichtsreichen Lage im Aufstiegsrennen stehen den Kiezkickern noch 15 Punktspiele bevor.