Scheffau am Wilden Kaiser. Die Kiezkicker haben offenbar ihren Wunschstürmer in Frankreich beim RC Lens gefunden. Die Details zum geplanten Leih-Deal.

Andreas Bornemann und Oke Göttlich waren in ein langes Gespräch vertieft, als sie am Dienstagvormittag auf der Ersatzbank des SC Going das Training ihres FC St. Pauli verfolgten. Auch als der Sportchef und der am Montagabend angereiste Präsident am Mittag zurück im Trainingslager-Hotel Kaiser waren, besprachen sie sich intensiv auf der ansonsten menschenleeren Terrasse.

Den vom neuen Trainer Alexander Blessin gewünschten neuen Stürmer hatte Bornemann zu diesem Zeitpunkt bereits gefunden. Das Abendblatt kann einen entsprechenden Bericht der französischen Zeitung „L’Équipe“ bestätigen, wonach Morgan Guilavogui vom französischen Erstligisten RC Lens auf Leihbasis zum Bundesliga-Aufsteiger wechselt. Der Transfer steht offenbar kurz bevor und soll eine Kaufoption für St. Pauli beinhalten.

FC St. Pauli verpflichtet Bruder von Joshua Guilavogui

Guilavagui, 21-facher Nationalspieler Guineas und Bruder des früheren Wolfsburger Bundesligaprofis Josuha Guilavogui, passt optimal in Blessins Anforderungsprofil. Mit 1,89 Meter besitzt der 26-Jährige einerseits die geforderte Körpergröße, ist andererseits aber auch schnell und beweglich.

Einem klaren Spielerprofil ist Guilavogui somit nicht wirklich zuzuordnen, sondern in verschiedenen Rollen einsetzbar. Bei St. Pauli soll er vor allem in einem 3-5-2-System in der Doppelspitze auflaufen, alternativ wäre er auch als rechter Angreifer in einem 3-4-3 denkbar.

In Lens agierte Guilavogui auch auf dem rechten Flügel

Beim letztjährigen Champions-League-Teilnehmer RC Lens, wo er mitunter auch auf der rechten Offensivseite eingesetzt wurde, kam Guilavogui in der vergangenen Saison nicht über die Joker-Rolle hinaus. Nachdem er in der Hinrunde noch zweimal in der Startelf stand und zweimal traf, spielte er in der Rückrunde kaum noch eine Rolle.

Weil Lens in der vergangenen Spielzeit eine erneute Qualifikation für den internationalen Wettbewerb auf Tabellenplatz sieben knapp verpasst hat, wollen die Nordfranzosen ihren opulenten Kader etwas ausdünnen. Allein auf der Position des Mittelstürmers hat der Club in Toptalent Elye Wahi (21) sowie den erfahrenen Wesley Saïd (29) und Florian Sotoca (33) drei gestandene Akteure im Kader, hinzu kommt noch Talent Ibrahima Baldé (21).

Bei St. Pauli erhofft sich der 26-Jährige mehr Spielzeit

Allein Wahi, der in der vergangenen Spielzeit als einziger Stürmer in einem 3-4-2-1-System fast immer gesetzt war, besitzt laut „transfermarkt.de“ einen Marktwert von 35 Millionen Euro – und ist damit wertvoller als der gesamte Kader des FC St. Pauli (34,43 Millionen Euro). An Wahi und den anderen Angreifern kam Guilavogui nicht vorbei, mit dem Wegfall des internationalen Wettbewerbs verringerten sich seine Chancen auf Einsatzzeiten zusätzlich.

Aus dem Trainingslager des RC Lens in den Niederlanden ist Guilavogui offenbar bereits abgereist. Weil für den FC St. Pauli im Camp in Österreich an diesem Mittwoch aber nur noch ein Testspiel gegen Olympique Lyon (18 Uhr) ansteht und es am Donnerstagmittag bereits zurück nach Hamburg geht, dürfte Guilavogui erst gegen Ende der Woche in Hamburg zum Team stoßen.

St. Pauli beobachet Guilavogui schon länger

Läuft alles optimal, feiert der neue Angreifer dann bereits am darauffolgenden Wochenende im Test bei Norwich City (3. August) sein Debüt. Die Scoutingabteilung der Kiezkicker hatte den 26-Jährigen bereits beobachtet, als er zwischen 2020 und 2023 noch für den französischen Zweitligisten Paris FC aufgelaufen war.

Nachdem er in der Spielzeit 2022/23 für Paris 15 Saisontore erzielt hatte, war Guilavogui für St. Pauli aber außer Reichweite – und für das 3-4-3-System des damaligen Chefcoachs Fabian Hürzeler auch nicht der perfekte Kandidat. Stattdessen schlug Lens für rund vier Millionen Euro zu.

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Erst als Hürzeler-Nachfolger Blessin vor wenigen Wochen sein Anforderungsprofil für den Sturmneuzugang nannte, intensivierte der Kiezclub wieder die Bemühungen. Auch Lens hat mittlerweile offenbar erkannt, dass eine Leihe für Guilavoguis Entwicklung von Vorteils sein könnte.

Komplett abgeben wollen die Franzosen ihren Angreifer (Vertrag bis Sommer 2027) allerdings ungerne, weshalb unter anderem bei der Kaufoption noch kleine Details ausverhandelt werden müssen. Auch Guilavoguis Gehalt ist ein Thema, das Berücksichtigung finden muss. Scheitern dürfte der Deal aber nicht mehr.