Scheffau am Wilden Kaiser. Unter Fabian Hürzeler hatte der FC St. Pauli noch konsequent im 3-4-3-System agiert. Nun müssen sich einige Spieler umstellen.

Für Johannes Eggestein und sechs Mitspieler ging es am Sonnabendnachmittag hoch hinaus. Sehr hoch sogar, bis auf 1829 Meter, um genau zu sein. Höher als auf die „Gipfelalm Hohe Salve“ geht es nicht in der näheren Umgebung von Scheffau am Wilden Kaiser – zumindest, wenn man wie die Profis des FC St. Pauli gemütlich die Gondelbahn zum Gipfel nehmen wollte.

Angesichts des harten Programms im Trainingslager in Österreich war es den Kiezkickern auch verziehen, dass sie ihren einzigen freien Tag ohne schweißtreibende Wanderung verbringen wollten. Am Sonntag standen wieder zwei Einheiten an, allein am Vormittag scheuchte Trainer Alexander Blessin die Spieler bei 30 Grad Celsius für rund zwei Stunden über den Rasen – mit dem Ziel, dass es bald auch fußballerisch bergaufgeht.

FC St. Pauli: Bornemann sucht weiterhin nach Neuzugängen

Bei der 1:3-Testspielniederlage gegen Zweitligist Greuther Fürth am Freitagabend testete Blessin erstmals ein 3-5-2-System, welches auch in der kommenden Bundesligasaison mit großer Wahrscheinlichkeit zur Anwendung kommen dürfte. Voraussetzung ist, dass Sportchef Andreas Bornemann auf dem Transfermarkt den gewünschten Stürmer findet, der zwar nicht 1829 Meter, aber nach Möglichkeit doch mindestens 1,90 Meter groß sein sollte.

„Ohne auf Andreas Druck auszuüben, müssen wir gucken, was wir auf dem Transfermarkt noch bei ein, zwei Spielern etwas machen können“, erneuerte Blessin am Freitagabend seinen Transferwunsch in Richtung von Bornemann, der allerdings bei Sky sagte, dass man eher zu „einem späteren Zeitpunkt der Transferperiode“ handeln werde.

Eggestein hat beste Chancen auf einen Platz im Doppelsturm

Als Ergänzung zu diesem gesuchten Mittelstürmer plant Blessin mit einem etwas kleineren, wendigen und schnellen Angreifer, der in der Interpretation seiner Rolle freier sein soll. Aus dem aktuellen Kader wäre Gipfelstürmer Eggestein derjenige, der dieses Anforderungsprofil am ehesten erfüllt. Auch Simon Zoller, der am Sonnabend ebenfalls zur Reisegruppe Hohe Salve zählte, könnte diese Rolle einnehmen, muss dafür aber erst einmal wieder konstant fit werden.

Eine Chance bekommen könnte auch Oladapo Afolayan, der sich eigentlich lieber auf den Flügeln heimisch fühlt, von Blessin am Freitag aber ebenfalls im Sturm getestet wurde. Für die anderen Angreifer im Kader wird die Luft oben hingegen dünn. Dem Dänen Andreas Albers mangelt es an Geschwindigkeit und Torgefahr, dem Brasilianer Maurides darüber hinaus auch noch an Fitness und Professionalität.

Hürzeler ließ in der vergangenen Saison im 3-4-3 agieren

Vom 3-5-2-System profitieren dürften derweil die zentralen Mittelfeldspieler, weil es im Vergleich zum 3-4-3 von Blessin-Vorgänger Fabian Hürzeler in der Mitte nun eine zusätzliche Position gibt. Dies könnte vor allem für Akteure wie Connor Metcalfe interessant werden, die in der Vergangenheit eher auf den Flügeln zu finden waren und nun als Achter in der Halbspur – dem Raum zwischen dem Zentrum und den Flügeln – agieren können.

„Das System ist neu für uns. Ich glaube nicht, dass man es anhand des Ergebnisses gegen Fürth schon bewerten kann“, sagte Metcalfe am Sonntag. „Viele Spieler haben auf neuen Positionen gespielt. Wir müssen noch die richtigen Laufwege mit und ohne Ball reinkriegen.“ Wichtig ist Blessin derzeit vor allem die defensive Stabilität, gegen Fürth hatte St. Pauli vor allem mit der Höhe der Abwehrkette und tiefen gegnerischen Bällen Probleme. „Der Hauptfokus ist, dass wir defensiv stark sind. Es wird Zeit brauchen, bis alles passt“, sagte Metcalfe.

Elias Saad und Scott Banks müssen defensiver werden

Im 3-5-2 sind defensiv insbesondere die äußeren Schienenspieler gefordert. Am Freitag waren das in Elias Saad (links) und Scott Banks (rechts) zwei Akteure, die in der Vergangenheit eher durch kreatives Offensiv- statt kompromissloses Defensivspiel aufgefallen waren. Im zweiten Durchgang bekleideten in Lars Ritzka (links) und Luca Günther (rechts) dann zwei gelernte Außenverteidiger diese Positionen, wodurch zumindest optisch die offensive Durchschlagskraft etwas verloren ging.

Mehr zum Thema

Während der noch immer mit muskulären Problemen fehlende Manolis Saliakas als rechter Schienenspieler zukünftig gesetzt sein dürfte, gibt es auf der linken Seite die größte Konkurrenzsituation. Abgesehen von Ritzka und Saad steht Philipp Treu nach seinem erst Mitte April erlittenen Wadenbeinbruch früher als erwartet vor dem Comeback. Sein Aufwärtstrend soll sich nun auch nach der Gondelfahrt fortsetzen.