Scheffau am Wilden Kaiser. Trainer Blessin will die Spielweise beim Bundesliga-Aufsteiger anpassen. Worauf Innenverteidiger Mets besonders viel Wert legt.
Karol Mets fällt im Trainingslager des FC St. Pauli eigentlich nur dann auf, wenn die Einheiten noch gar nicht richtig begonnen haben oder schon beendet sind – was bei Innenverteidigern auch gar nicht schlecht ist. Ähnlich wie Schiedsrichter machen die bekanntermaßen ihren besten Job, wenn man nicht großartig über sie redet.
Vor und nach den Einheiten legt Mets aber seine unauffällige Art ab, wenn es darum geht, in kleinen Spielchen gegen seine Mitspieler zu bestehen. Egal ob bei Latten-Kopfbällen, Bälle in Eistonnen lupfen, oder Speerwurf mit Slalomstangen – Mets ist immer dabei. „Der Verlierer muss dann die Schuhe des anderen putzen“, erzählt der estnische Nationalspieler.
FC St. Pauli: Karol Mets wird auch mal lauter
Und um eben keine Schuhe putzen zu müssen, brüllt Mets zur Einschüchterung gerne so laut über den Platz, dass man ihn auch noch auf den umliegenden Berggipfeln der Tiroler Alpen hören könnte. „Ich bin manchmal sehr laut und manchmal auch sehr nervig für die anderen Jungs, glaube ich“, räumt er mit einem Lachen ein.
Auch auf dem Platz ist der Innenverteidiger in der kommenden Bundesligasaison auch lautstark gefordert, wenn es darum geht, seine Nebenleute zu dirigieren. Beim Training am Montagvormittag ließ Trainer Alexander Blessin erstmals das Verteidigen als Fünferkette trainieren, nachdem er sich zuvor vor allem auf kleine Rondo-Spielformen und Zweikämpfe auf kleinem Raum fokussiert hatte.
Blessin stellt das Team auf weniger Ballbesitz ein
„Jeder Trainer hat seine eigene Idee, wie die Abwehrkette funktionieren soll. Da müssen wir bei den Video-Analysen gut zuhören“, sagte Mets, der mit seinem starken linken Fuß als linker Innenverteidiger mehr oder weniger gesetzt sein dürfte. „Wir kommen voran, haben aber noch einen weiten Weg vor uns, bis alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen. Es geht um die Details und Prinzipien beim Verteidigen.“
Blessin kündigte bereits an, dass St. Pauli seine Spielphilosophie als Aufsteiger verändern wird. Nachdem die Kiezkicker in der vergangenen Saison noch mit 56 Prozent den zweitmeisten Ballbesitz aller Zweitligisten hatten (Magdeburg hatte 60 Prozent), dürfte sich das künftig ändern.
Mets weiß, wie man gegen Topstars verteidigt
„Man kann nie wissen, vielleicht werden wir auch ein Team mit viel Ballbesitz sein“, entgegnet Mets mit einem Augenzwinkern. „Aber ja, wenn man realistisch ist, gibt es einen Unterschied zwischen der Ersten und Zweiten Liga. Ich bereite mich darauf vor, dass wir mehr verteidigen müssen.“
Wie es sich anfühlt, gegen Weltklassestürmer bestehen zu müssen, kennt der 31-Jährige aus den Länderspielen mit Estland. Erst im März stand Mets in einer Partie gegen Polen und Robert Lewandowski auf dem Platz, wenige Monate zuvor in der EM-Qualifikation auch gegen Belgien und Romelu Lukaku.
Mets setzt auf gemeinschaftliches Verteidigen
„Die starken Gegner werden immer zu Chancen kommen, weil sie konstant gut angreifen. Aus meiner Sicht ist besonders wichtig, dass man als Kollektiv verteidigt. Ein Spieler alleine kann keinen gegnerischen Topstürmer aus dem Spiel nehmen“, sagt Mets. „Jeder muss dieselbe klare Idee haben, wie wir verteidigen wollen.“
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Den nächsten Härtetest gibt es für den FC St. Pauli am Mittwoch (18.30 Uhr) gegen den französischen Topclub Olympique Lyon. „Ich freue mich sehr auf das Spiel, weil uns das genau aufzeigen wird, wie weit wir in der Vorbereitung sind“, sagt Mets. Nicht mitwirken kann dann sein Abwehrkollege Muhammad Dahaba, der sich im Training am Montag eine Verletzung am linken Sprunggelenk zuzog und vorerst ausfallen dürfte.