Scheffau am Wilden Kaiser. Die 1:3-Testspielniederlage gegen Fürth zeigt, dass St. Paulis Kader noch Ergänzungen benötigt. Wie der Trainer die Lage einschätzt.
Alexander Blessin wählte seine Worte mit Bedacht, als er am Freitagabend im Grenzlandstadion von Kufstein stand. „Ohne auf Andreas Druck auszuüben...“, flog der Trainer des FC St. Pauli seinen Wunsch nach Neuzugängen ein, „müssen wir gucken, was wir auf dem Transfermarkt noch bei ein, zwei Spielern machen können.“ Dieser Auftrag in Richtung von Sportchef Andreas Bornemann war nicht neu, die 1:3-Niederlage im Testspiel gegen Zweitligist Greuther Fürth lieferte dafür aber weitere Gründe.
Ja, St. Pauli hatte eine anstrengende Trainingslagerwoche hinter sich. Und ja, Fürth war in der Vorbereitung bereits drei Wochen und fünf Testspiele weiter als die Kiezkicker. Und noch mal ja, Blessin bot im Test über 4 x 30 zwei wild zusammengewürfelte Teams auf, während einige Stammkräfte fehlten. „In dieser Konstellation werden wir sicherlich nicht mehr zusammenspielen“, sagte der Coach. Dennoch: Ein Unterschiedsspieler, wie ihn etliche Bundesligisten im Kader haben, fehlt den Kiezkickern.
FC St. Pauli: Blessin erneuert Wunsch nach Mittelstürmer
Blessin wünscht sich diesen Mann vor allem für das Sturmzentrum. „Der hat heute noch gefehlt, das ist klar“, sagte der 51-Jährige. Das Anforderungsprofil steht bereits seit geraumer Zeit fest: Mindestens 1,90 Meter groß soll er sein, stabil und kopfballstark, einen Torjägerinstinkt – und, wenn möglich – bitte nicht zu teuer. Genau das ist die Krux für Bornemann.
Zu Johannes Eggestein, der in einem System mit Doppelspitze Stand jetzt gesetzt sein dürfte, gibt es derzeit kaum eine Alternative. Andreas Albers, der am Donnerstagabend aus privaten Gründen für ein paar Tage aus dem Trainingscamp abgereist war, wechselte erst mit 29 aus Dänemark zu Jahn Regensburg in die Zweite Liga, bei St. Pauli erzielte er in der abgelaufenen Saison gerade mal ein Saisontor. Reicht seine Qualität für die Bundesliga? Fraglich.
Maurides steht vor dem Abschied von St. Pauli
Der größte Problemfall ist der Brasilianer Maurides (30), der in der Vergangenheit auch in der Zweiten Liga seinen Qualitätsnachweis schuldig geblieben war und nun auch noch mit Übergewicht aus dem Sommerurlaub zurückkehrte. Die Konsequenz: Abstellgleis. Seit Saisonbeginn muss der Angreifer individuell abspecken, ins Trainingslager durfte er nicht mitreisen. Alles andere als ein vorzeitiger Abschied von St. Pauli wäre trotz seines derzeit noch laufenden Vertrags eine Überraschung.
Mit einer Körpergröße von 1,79 Meter zwar kein Riese, aber doch ein möglicher Gewinner der Stürmervakanz könnte Simon Zoller werden. Mit 114 Bundesligaspielen konnte er zumindest bereits nachweisen, dass er die nötige Qualität hat, seine Rückenprobleme der vergangenen Saison scheint der 33-Jährige allmählich in den Griff zu bekommen, wenngleich er gegen Fürth noch geschont wurde.
Simon Zoller soll die Belastung langsam steigern
„Bei Simon haben wir die Intensität langsam aufgetaktet. Da müssen wir gucken, wie er das weiterhin verträgt. Ich bin aber guter Dinge, dass wir ihm im nächsten oder spätestens übernächsten Spiel ein paar Spielminuten geben“, sagte Blessin.
Neben Zoller gab es in Kapitän Jackson Irvine, Defensivstabilisator Eric Smith, den Außenverteidigern Philipp Treu und Manolis Saliakas sowie Keeper Nikola Vasilj fünf weitere potenzielle Stammspieler, die gegen Fürth noch angeschlagen fehlten. Am ehesten zurückerwartet wird Treu, der nach seinem Wadenbeinbruch bald wieder voll einsatzfähig ist.
Treu und Irvine vor dem Comeback
„Bei Philipp war es uns wichtig, dass wir ihn nach einer Trainingswoche nicht einfach ins kalte Wasser werfen. Ich glaube, dass er am Mittwoch ein paar Minuten bekommt“, sagte Blessin. „Jackson kommt auch wieder zurück.“ Beide dürften am kommenden Mittwoch bei den Tests gegen Slaven Belupo (12 Uhr) und Olympique Lyon (18.30 Uhr) wieder mitwirken.
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Smith und Saliakas benötigen angesichts ihrer muskulären Probleme noch etwas Zeit, sollen aber beim Testspiel bei Norwich City (3. August) wieder auf dem Platz stehen. „Ich freue mich, wenn ich die Jungs früh zurückhabe. Wenn sie aber zu früh wieder da sind und dann wieder länger ausfallen, ist mir auch nicht geholfen. Da müssen wir den richtigen Zeitpunkt abpassen“, sagte Blessin. „Wenn der Stürmer kommt und der Rest aus den Verletzungen zurückkommt, glaube ich, dass wir ein gutes Team haben. Dann können wir punktuell gucken, was noch passen könnte. Da stehen wir aber nicht unter Druck.“ Schon gar nicht Andreas Bornemann, versteht sich.