Kufstein. St. Paulis Trainer Alexander Blessin ließ über 4x30 Minuten alle fitten Feldspieler ran, zeitweise sogar sechs Youngster gleichzeitig.

Alexander Blessin und Andreas Bornemann verließen das Grenzlandstadion in Kufstein am Freitagabend jeweils mit einem Arbeitsauftrag. Bei der 1:3 (0:2)-Niederlage im 4x30-Minuten Testspiel gegen Zweitligist Greuther Fürth gab es für den Trainer und den Sportchef des FC St. Pauli vor allem zwei Erkenntnisse: Sowohl auf dem Platz als auch auf dem Transfermarkt gibt es für den Bundesliga-Aufsteiger noch etwas zu tun.

Mit einem 3-5-2-System nahm Blessin im Vergleich zum vergangenen Wochenende beim 3:1 über den Bremer SV (3-4-3) eine Systemänderung vor, neben Johannes Eggestein stürmte anfangs U-23-Angreifer Theo Schröder. Dieses Doppelspitzen-System ist auch für die Bundesliga denkbar, dann aber mit einem großgewachsenen Mittelstürmer an der Seite von Eggestein. Diesen müsste St. Pauli aber zunächst einmal verpflichten, dem Vernehmen nach könnte das noch einige Zeit dauern.

FC St. Pauli: Etliche Stammspieler fehlten im Test gegen Fürth

In Abwesenheit etlicher angeschlagener Stammspieler (Jackson Irivine, Eric Smith, Manolis Saliakas, Philipp Treu, Nikola Vasilj) tat sich St. Pauli offensiv von Beginn an schwer, Abwehr-Eigengewächs Muhammad Dahaba etwa spielte mehrfach ungenaue Pässe an die rechte Außenlinie, auch über links gab es keine nennenswerten Durchbrüche.

Auffällig war, wie Rechtsaußen Scott Banks immer wieder mit hohen Diagonalbällen gesucht wurde, abgesehen von einem Abschluss aus kurzem Winkel aber wenig Nennenswertes zustande brachte.

Fürth agierte bereits weitgehend mit der Startelf, die auch in eineinhalb Wochen gegen Preußen Münster in die neue Zweitligasaison starten dürfte. Auch auf dem Rasen wurde sichtbar, dass die Mannschaft von Alexander Zorniger in der Vorbereitung bereits deutlich weiter ist als St. Pauli.

Torhüter Ben Voll parierte mehrfach glänzend

Hätte Torwart Ben Voll in der ersten Halbzeit nicht zweimal glänzend pariert, hätte es für den Bundeligisten schon früh ein richtig bitterer Abend werden können. Kaum etwas machen konnte der Keeper aber, als Fürths Roberto Massimo nach einem Ballverlust der hoch aufgerückten Hamburger tief geschickt wurde und sehenswert per Außenrist verwandelte (29.).

St. Pauli kam über Ansätze nicht hinaus – und leistete sich in Person von Innenverteidiger David Nemeth dann auch noch einen Katastrophen-Ballverlust. Branimir Hrgota lief völlig frei auf Voll zu, legte noch zum mitgelaufenen Noel Futkeu quer – das 0:2 (42.) war nicht unverdient.

Zu Beginn der zweiten 60 Minuten wechselte Blessin planmäßig alle Feldspieler durch, die Kapitänsbinde übernahm Hauke Wahl von seinem Innenverteidiger-Kollegen Karol Mets. Mit Wahl im Zentrum der Dreierkette stabilisierten sich die Kiezkicker zumindest optisch, wenngleich zu Beginn des dritten Viertels Futkeu – mit äußerst grenzwertigem Ellenbogeneinsatz – zunächst einmal das 0:3 erzielte (65.).

Dzwigala traf per Volley zum Anschluss

Nach vorne blieb es bei den Braun-Weißen weiterhin zäh, was angesichts der eher zusammengewürfelten Aufstellungen auch nicht überraschte. Wirklich herausstechen konnte kein Profi des Bundesliga-Aufsteigers, auch der 1:3-Anschlusstreffer durch Innenverteidiger Adam Dzwigala (79.) per Volley war zwar sehenswert, aber doch eher aus der Kategorie Zufallsprodukt.

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Zur Wahrheit gehörte allerdings auch, dass auf dem Papier zwar ein Bundesligist gegen einen Zweitligisten antrat, sich das rein personell aber nicht widerspiegelte. Im Schlussviertel standen bei St. Pauli inklusive Torhüter Ronny Seibt gleich sechs Akteure auf dem Platz, die eigentlich zum U-23- oder U-19-Kader gehören.

FC St. Pauli, 1. Halbzeit: Voll - Mets, Dahaba, Nemeth - Saad, Ahlstrand, Wagner, Sinani (42 Schmitz), Banks - Schröder, Eggestein. 

FC St. Pauli, 2. Halbzeit: Voll (90. Seibt) - Dzwigala, Wahl, Staugaard - Günther, Boukhalfa (90. Schröder), Schmitz, Metcalfe, Ritzka - Palapies, Afolayan.