Hamburg. Die Angebote der Hamburger gehen längst über Fußballcamps hinaus. Das hat auch einen wirtschaftlichen Effekt.
Ursprünglich hat Oliver Hetze mal Wirtschaftsrecht studiert. Statt in einer Kanzlei arbeitet der 44-Jährige aber seit 17 Jahren in der Geschäftsstelle des FC St. Pauli. Noch präziser ausgedrückt: Dort, „wo wir den Lernort Schule ins Stadion verlegen“, sagt Hetze, der als Leiter Kinder- und Jugendmarketing für die Rabauken des Kiezclubs verantwortlich ist – und damit für eine echte Erfolgsstory.
Die Anmeldungen für die Fußballschule für Null- bis 13-Jährige steuern auf Rekordkurs zu. Was mit 200 Kindern an vier lokalen Standorten begann, ist auf 12.000 Teilnehmer bei 160 Vereinen deutschlandweit angewachsen.
Rabauken des FC St. Pauli auf Rekordkurs
Da immer irgendwo Ferien sind, laufen die Camps nahezu ganzjährig. „Wir werden auch in Süddeutschland als sympathischer Club wahrgenommen. Es ist keine Akquise mehr nötig, die Vereine kommen von sich aus auf uns zu“, sagt Hetze.
Acht Mitarbeiter, 21 Bundesfreiwilligendienstler und 24 Trainer kümmern sich in der Abteilung des gebürtigen Neumünsteraners um die reibungslose Umsetzung. 90 Prozent der Übungsleiter des Nachwuchsleistungszentrums waren mal Rabauken-Coach.
FC St. Pauli weitet Angebote bei den Rabauken deutlich aus
„Ziel ist es einerseits, unser sportliches Konzept in die Vereine zu transportieren; andererseits aber auch, den Kindern die Ideen des FC St. Pauli zu vermitteln“, sagt Hetze, der als ehemaliger Bezirksliga-Fußballer und B-Lizenz-Inhaber aber keinen verengten Fokus aufs Spielfeld hat. Regelmäßige polysportive Angebote zur Schulung der koordinativen Fähigkeiten und die Hamburger Ballschule werden ebenso aufgesetzt wie nun auch Rabauken-Schwimmkurse.
„Wir gehen aber auch mal im Rahmen des Rabauken-Clubs auf den Bio-Bauernhof in Wilhelmsburg, bereiten eine Choreo für den Kinderblock vor, besuchen das Chocoversum oder die Freiwillige Feuerwehr“, sagt Hetze. Künftig wollen der Buxtehuder und sein Team den Fokus noch stärker auf das Thema Bildung legen, beispielsweise mit kooperierenden Schulen Unterrichtsstunden ins Millerntor-Stadion verlegen, Hausaufgabenbetreuung anbieten und Anlaufstelle für Bewegungsangebote werden.
Kiezclub erwirtschaftet Gewinn im sechsstelligen Bereich
Explizit nicht nur für die Kinder. So seien auch Yogastunden für die Eltern vorstellbar, während die Kleinen am Kicken sind.
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Der Jahresetat für die Rabauken beträgt inzwischen rund zwei Millionen Euro. Ein Gewinn im unteren sechsstelligen Bereich bleibt dem FC St. Pauli. Dem einstigen Wirtschaftsrechtler Hetze geben auch die wirtschaftlichen Zahlen recht.