Hamburg. St. Paulis neuer Schlussmann Dejan Stojanovic feierte gegen Kiel ein lautstarkes Debüt. Himmelmann endgültig auf dem Abstellgleis.
Das waren ungewohnte Töne am Millerntor. Hinten aus dem Tor heraus rief, teilweise brüllte der Schlussmann klare Anweisungen an seine Vorderleute, stellte die Abwehr ein, „raus, rechts, so“, dirigierte. Und das, obwohl er erst einmal mit der Mannschaft trainiert hatte.
„Wir wussten aus dem Scouting, dass er ein sehr extrovertierter, lauter Torwart ist“, sagte Trainer Timo Schultz nach dem geglückten Debüt von Dejan Stojanovic beim 1:1 des FC St. Pauli gegen Holstein Kiel: „Ich bin sehr zufrieden mit seiner Leistung.“
Stojanovic trägt Stanislawskis Nummer
Der ungewöhnliche Zock mit dem neuen Torwart ist, das kann man wohl so sagen, aufgegangen. Der 27 Jahre alte Österreicher mit der Stanislawski-Legenden-Rückennummer 21 strahlte sofort Sicherheit aus, rettete in der ersten Halbzeit zweimal stark bei Schüssen aus der Nahdistanz und füllte die ihm zugedachte Rolle als Führungsspieler sofort aus.
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„Wir haben in der Analyse geguckt, wo wir noch etwas machen müssen“, erzählte Schultz von den Überlegungen zur Ausleihe des nun vierten Torwarts im Kader. „Die Option hat sich ergeben, und wir waren der Meinung, wir machen das, weil wir davon überzeugt sind.“
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Himmelmann findet keine Erwähnung mehr
Svend Brodersen (23) musste also nach vier Partien als Nummer eins zurück auf die Bank. Es reichte offenbar nicht. „Wir wollten sehen, wie sich Svend im Wettkampf verhält“, sagte Schultz, fügte aber an: „Wir sind von Svend überzeugt, und auch Dennis Smarsch (21) macht eine gute Entwicklung. Aber wir stehen auf dem vorletzten Tabellenplatz. Da ist keine Zeit für Experimente.“
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Gar nicht mehr erwähnt hat er Robin Himmelmann (31), dessen Zeit bei St. Pauli nach acht Jahren tatsächlich abgelaufen scheint. Sein Vertrag endet wie der von Brodersen im Sommer.
Stojanovic gilt als ehrgeizig und stabil
Stojanovic hatte beim Zweitligisten FC Middlesbrough seinen Stammplatz verloren, er gilt als ehrgeiziger Spieler, der immer auf dem Platz stehen will. Vor seinem Wechsel nach England 2020 spielte er vier Jahre beim FC St. Gallen. Der Österreicher passt in das Profil von Schultz: „Wir brauchen einen Torwart, der stabil ist. Dejan hat die Situation, im Tor zu stehen, in einer schwierigen Situation im Abstiegskampf in St. Gallen und Middlesborough schon erlebt.“
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Dass der ausgeliehene Torwart bis 2023 in Middlesbrough unter Vertrag steht, derzeit egal. Er muss zunächst eine Soforthilfe sein. Erst nach erfolgreichem Abstiegskampf kann man weiter planen, weiß Schultz: „Am liebsten wäre mir, wenn wir mit ihm den Klassenerhalt schaffen, er voll überzeugt und danach im nächsten Jahr hier in der Zweiten Liga noch spielen kann.“