Kiel/Hamburg. Kiels Sportchef lobt vor dem Saisonstart gegen seinen Ex-Club den früheren HSV-Stürmer. Was er über den Hamburger Kiezclub denkt.

 Der 29. Mai 2021 ging als einer der bittersten Tage in die Vereinsgeschichte ein: Aus und vorbei, der Traum vom ersten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Nach dem 1:0-Hinspielerfolg beim 1. FC Köln verlor Holstein Kiel das Relegationsrückspiel zu Hause mit 1:5. Frust pur, nachdem 16 Tage zuvor noch alles so gut ausgesehen hatte für den Nordclub.

Trotz mehrfacher Corona-Quarantäne und etlichen Nachholspielen hatten sich die Kieler nach ihrem 3:2-Erfolg gegen Regensburg am 32. Spieltag die komfortable Situation erarbeitet. Dritter waren sie sicher, und mit nur einem Sieg aus den letzten zwei Spielen gegen den Karlsruher SC und Darmstadt 98 wäre ihnen sogar der direkte Aufstieg nicht zu nehmen. Doch die Mannschaft von der Förde ging in beiden Spielen mit 2:3 als Verlierer vom Platz.

Holstein Kiel trifft auf den FC St. Pauli

Zeitgleich gewann Greuther Fürth erst mit 4:2 gegen Paderborn, drehte dann am 34. Spieltag das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf (3:2) und stieg als Zweiter hinter VfL Bochum auf. Für die Störche blieb nur der Stolz auf eine starke Saisonleistung – und die Aussicht auf ein weiteres Jahr Zweite Liga, die fünfte Saison seit dem Aufstieg 2017.

Weniger als zwei Monate später, wenn Holstein Kiel am ersten Spieltag der neuen Saison am kommenden Sonntag (13.30 Uhr/Sky) auf den FC St. Pauli trifft, wird dieses Negativerlebnis kein Thema mehr in den Köpfen der Verantwortlichen und Spieler sein, glaubt Uwe Stöver. „Natürlich ist der verpasste Bundesliga-Aufstieg für die Mannschaft hart gewesen. Aber die lange Pause hat sehr gut dabei geholfen, die Dinge sacken lassen zu können und aufzuarbeiten,“ so der Geschäftsführer Sport bei Holstein Kiel, der bis 2019 noch für die Braun-Weißen tätig war.

Kiel muss Verlust von Führungsspielern verkraften

Auch in den ersten Wochen der Vorbereitung sei der Ausgang der vergangenen Saison noch präsent gewesen, zum jetzigen Zeitpunkt allerdings sei das Thema verarbeitet. Verarbeiten muss das Team von Trainer Ole Werner auch die Abgänge einiger seiner wichtigsten Führungsspieler. Mit Jonas Meffert (für 500.000 Euro zum HSV), Jaesung Lee (ablösefrei zum 1. FSV Mainz 05) und Janni Serra (ablösefrei zu Arminia Bielefeld) haben den Verein drei Stammspieler verlassen, die Uwe Stöver ersetzen muss.

Auch wenn Stöver weiß, dass dies nicht zu 100 Prozent möglich sein wird: „Es gibt nur einen Meffert, nur einen Lee und nur einen Serra. Unsere Neuzugänge haben aber auch Qualitäten und werden ihre Rollen eben etwas anders interpretieren, passen aber dennoch in unser System“, so der 54-Jährige.

Ex-HSV-Fanliebling „hat sich super eingefügt"

Das Loch, das Meffert im zentral defensiven Mittelfeld hinterlassen hat, versucht Stöver mit Patrick Erras (Werder Bremen) und Marcel Benger (Borussia Möchengladbach) zu füllen, die Offensivpositionen mit Steven Skrzybski (Schalke 04), Hólmbert Aron Fridjónsson (Brescia Calcio/Italien) und Ex-HSV-Fanliebling Fiete Arp (von Bayern München ausgeliehen), der zuletzt selbst in der Regionalligamannschaft des Rekordmeisters oft nur Reserve war. „Er hat sich super eingefügt. Wir können ihm hier das Umfeld geben, das er braucht. Dann können wir ihm helfen – und er uns“, sagt Kiels Sportchef.

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Ob und wie gut die Neuzugänge funktionieren, werde man aber ohnehin erst am Ende der Saison bilanzieren können, sagt Stöver. Für Kiel gehe es grundsätzlich darum, sich weiter in der 2. Bundesliga zu etablieren: „Ambitionierte Kurzzeit- und Zwischenziele setzt man sich dann im Verlauf der Saison.“

FC St. Pauli als „Überraschungsmannschaft"

Seinem ehemaligen Verein traut Stöver einiges zu. „Wenn man sich ihre Rückrunde anschaut, zählen sie zu den Vereinen, die oben mitspielen können. In dieser Zweiten Liga befinden sich viele Teams auf einem Niveau. Da könnte St. Pauli durchaus die Überraschungsmannschaft werden, die es ja fast in jeder Saison gibt.“