Hamburg. Noch sechs Wochen geöffnet: Transferfenster birgt Risiken und bietet Chancen. Bisher kein echter Ersatz für Zalazar und Marmoush.
Dieser eine Satz klingt irgendwie ernüchternd, ist aber eine absolut treffende Beschreibung: „Der Kader ist im Grunde genommen nie fertig.“ Dies sagte kürzlich St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann in Bezug auf das Ensemble, mit dem der Millerntor-Club am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) gegen Holstein Kiel in die neue Zweitliga-Saison starten wird.
Fünf neue Spieler hat Bornemann in dieser Sommerpause bisher verpflichtet. Zwei von ihnen, namentlich Torwart Nikola Vasilj und Innenverteidiger Jakov Medic, haben gute Aussichten, am Sonntag gegen Kiel auch in der Startformation zu stehen.
FC St. Pauli – viele Automatismen funktionieren
Dagegen ist Stürmer Etienne Amenyido nach einer Achillessehnenverletzung aus dem Testspiel in Hannover gerade erst wieder vorsichtig ins Training eingestiegen, Mittelfeldspieler Jackson Irvine muss einen erheblichen physischen Rückstand aufholen und Lars Ritzka stellt bisher nicht mehr als ein Ersatz für Linksverteidiger Leart Paqarada dar, der in der Zweiten Liga aber auch einer der besten seiner Zunft ist.
Nach den vier Testspielen zeichnet sich also ab, dass Trainer Timo Schultz gegen Kiel neun Spieler auf den Platz schicken wird, die schon in der vergangenen Saison bei St. Pauli waren und zusammen gespielt haben. Dies dürfte ein nennenswerter Vorteil sein, der sich auch schon in den Testspielen abzeichnete. Viele Automatismen funktionieren.
Zalazar und Marmoush nicht gleichwertig ersetzt
Fakt ist allerdings auch, dass die beiden auffälligsten Leihprofis der vorherigen Spielzeit, Mittelfeldakteur Rodrigo Zalazar und Stürmer Omar Marmoush, bisher nicht gleichwertig ersetzt wurden. Im Angriff kommt Amenyido der Spielweise von Marmoush noch am nächsten, muss aber erst einmal wieder fit werden, um sein Potenzial zeigen zu können. Dafür hat sich der 2,01-Meter Hüne Simon Makienok in den Vordergrund gespielt.
Anstelle von Zalazar kommen derzeit vor allem Rico Benatelli und Christopher Buchtmann für die Position links in der Mittelfeldraute in Betracht, sind aber längst nicht so torgefährlich, wie der wuselige und scheinbar unermüdliche Uruguayer es war. Für Leihgeschäfte mit Spielern, die trotz großen Potenzials bei Erstligisten kaum Einsatzchancen haben, ist es aber noch zu früh, da die Bundesliga erst drei Wochen nach der Zweiten Liga startet.
Bornemann lässt möglichen Transfer offen
Unstrittig ist zudem, dass ein Abgang der beiden mutmaßlich begehrtesten St.-Pauli-Profis, Mittelfeldspieler Finn Ole Becker und Offensivakteur Daniel-Kofi Kyereh, mit Bordmitteln nicht zu kompensieren wäre. Auch wenn es bislang keine konkreten Angebote von angeblich interessierten Bundesligaclubs gab, scheinen sich weder Sportchef Bornemann noch Trainer Schultz so sicher sein, dass die beiden auch nach dem Ende der derzeitigen Transferperiode noch am Millerntor sein werden.
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„Es kann immer sein, dass uns ein Spieler verlassen wird und wir einen dazu holen“, sagte Bornemann erst kürzlich wieder. Und Schultz betonte: „Wir wollen für alle Eventualitäten gewappnet sein.“
Transfer: FC St. Pauli muss noch zittern
Bis zum Abend des 31. August muss St. Pauli also noch zittern, ob seine Leistungsträger auch wirklich bleiben. Erst dann schließt das Sommer-Transferfenster. Die Zweite Liga hat bis dahin schon fünf Spieltage absolviert. Doch Bornemann sieht trotz der vielen damit verbundenen Unwägbarkeiten auch Vorteile, dass es in dieser Phase immer noch zu unerwünschten personellen Veränderungen kommen kann. „Man kann auf eventuelle Verletzungen reagieren und man kann schauen, ob sich bei den Erstligaclubs Kandidaten herauskristallisieren, die man ausleihen kann“, sagt er.
Dies ist ein pragmatischer Umgang mit einer Situation, die auch bei einem Beklagen nicht zu ändern wäre. Zudem hat Bornemann schon im vergangenen Jahr gute Erfahrungen damit gemacht, kurz vor Transferschluss aktiv werden zu können. So kam Torjäger Guido Burgstaller praktisch auf den letzten Drücker vom FC Schalke 04. Viel früher wäre er gar nicht zu haben gewesen.
Knapp 5000 Dauerkartenbesitzer haben für das Spiel gegen Holstein Kiel bisher ein Einzelticket gekauft. Weitere 2400 Karten können jetzt auch von den Inhabern von Saisonpaketen und Auswärtsdauerkarten der Saison 2019/20 erworben werden. Anders als zuletzt beim Testspiel gegen Hertha BSC wird es gegen Kiel auch 1400 Karten für feste Stehplätze geben.