Hamburg. Zu einem Sieg gegen Hertha BSC reichte es am Millerntor zwar nicht. Die Hamburger trotzten den Berliner aber ein Unentschieden ab.
Auch im vierten und letzten Testspiel vor Beginn der neuen Zweitligasaison ist der FC St. Pauli am Sonnabend ungeschlagen geblieben.
Beim 2:2 (2:1) gegen das Bundesligateam von Hertha BSC bot das Team von Trainer Timo Schultz eine engagierte Vorstellung, die die rund 2500 Zuschauer, die seit Herbst 2020 erstmals wieder ins Millerntor-Stadion kommen durften, zufriedenstellte und ihnen Hoffnung auf eine weitgehend sorgenlose Saison machte.
St. Paulis Chefcoach setzt auf das stärkste Ensemble
Timo Schultz hatte im Wesentlichen die Mannschaft von Beginn an auf den Rasen geschickt, die nach den Eindrücken der bisherigen Vorbereitung das stärkste Ensemble bildet.
Im Tor allerdings ist noch offen, wer am Sonntag kommender Woche zum Ligaauftakt gegen Holstein Kiel das Vertrauen erhält. Dass gegen Hertha Dennis Smarsch zwischen den Pfosten stand, war von vorherein so abgesprochen. Eine Woche zuvor hatte Nikola Vasilj beim 2:2 gegen BK Odense seine Chance über 90 Minuten erhalten. Erst in den kommenden Tagen wird Trainer Timo Schultz entscheiden, wer von beiden als Nummer eins in die Saison geht. Dies hänge auch nicht von dem einen Spiel ab, sondern vom Gesamteindruck, hatte Schultz schon im Vorwege betont.
Dennoch war das Spiel gegen Hertha BSC für Smarsch eine besondere Prüfung, schließlich war der 22-Jährige vor einem Jahr von den Berlinern ans Millerntor gewechselt, um hier mittelfristig zum Stammspieler zu werden.
2500 Zuschauer am Millerntor: Endlich wieder ein Hauch von Stimmung
Geradezu dankbar wirkten die rund 2500 Zuschauer, als sie beim Einlaufen der Teams die Klänge der Hells Bells hörten und dabei zumindest ein Hauch der Stimmung aufkam, die vor der Pandemie im vollen Millerntor-Stadion regelmäßig üblich war. Die Fans hatten vor dem Stadion Geduld zeigen müssen, weil die zusätzlichen Kontrollen mehr Zeit als sonst in Anspruch nahmen.
Die Besucher mussten einen Nachweis über eine negativen Corona-Test, eine vollständige Impfung oder Genesung vorweisen. Wenn in gut einer Woche gegen Kiel knapp 9000 Zuschauer ins Stadion dürfen, wird es einer deutlichen Anpassung des Kontrollpersonals bedürfen.
St. Pauli und Hertha neutralisieren sich zunächst
Auf dem Rasen neutralisierten sich beide Teams zunächst, sodass es kaum Torchancen gab, die die Stimmung hätten weiter nach oben treiben können. Mit der Zeit aber fasste St. Paulis Elf mehr Mut, ihre Offensivqualität zum Tragen zu bringen. Der Kopfballtreffer von Daniel-Kofi Kyereh (21.) nach einer Ecke von Leart Paqarada und einer Kopfballvorlage von Jakov Medic fand wegen einer Abseitsstellung Kyerehs keine Anerkennung.
Lesen Sie auch:
- Saisonauftakt bei St. Pauli und dem HSV: Noch viele Plätze frei
- St. Pauli verlängert mit Bornemann - aus Überzeugung
- Ewald Lienen zerlegt Armin Laschet: "Schämen Sie sich!"
In der Folge musste sich Hertha-Torwart Alexander Schwolow bei Makienoks Kopfball (31.) und Finn Ole Beckers Direktschuss (34.) strecken, ehe St. Paulis Torjäger Guido Burgstaller allein auf ihn zulief, aber den Ball nicht richtig traf (41.).
Drei Tore in der Schlussphase der ersten Halbzeit
Dafür hatten es dann die drei letzten Minuten der ersten Halbzeit in sich. Kyereh traf mit einem Schrägschuss flach ins rechte untere Eck zum 1:0 (44.) für St. Pauli. Hertha antwortete prompt mit dem Kopfballtor von Kapitän Niklas Stark (45.+1) auf Flanke von Deyovaisio Zeefuik, der Burgstaller enteilt war. Doch St. Pauli hatte auch noch eine Antwort parat. Simon Makienok verwertete einen Freistoß von Paqarada von der linken Seite zum 2:1 (45.+2).
Der Däne bestätigte nicht nur mit diesem Tor seine gute Verfassung und hat in jedem der vier Testspiele vor Saisonbeginn ein Tor erzielt. Eine bessere Bewertung für einen Platz in der Startelf am ersten Spieltag kann es für einen Stürmer nicht geben.
Makienoks Arbeitstag war damit bereits beendet, denn Trainer Timo Schultz brachte zur zweiten Halbzeit Maximilian Dittgen für den Dänen ins Spiel. Zudem kam Christopher Buchtmann für Finn Ole Becker auf der rechten Position der Mittelfeldraute ins Spiel.
Hertha nutzt Unaufmerksamkeit kurz nach der Pause zum Ausgleich
St. Paulis Defensive war kurz nach der Pause offenbar noch nicht wieder ganz wach und ließ einen gefährlichen Berliner Angriff über die rechte Seite zu, die Suat Serdar zum 2:2 (49.) abschloss.
In der Folge litt der Spielfluss auch unter zahlreiche Wechseln auf beiden Seiten, wobei Hertha in der 69. Minute eine Trinkpause für beide Teams nutzte, um sämtliche Feldspieler auszutauschen. Stadionsprecherin Dagmar Hansen verspürte angesichts dieser Wechselflut keine Lust, den Zuschauer über die neuen Spieler zu informieren und sagte lapidar: „Das schenke ich mir.“
St. Paulis Ex-Berliner Smarsch verhindert den Rückstand kurz vor Schluss
Als bei St. Pauli in der 75. Minute auch Kapitän Philipp Ziereis ausgewechselt wurde, durfte noch einmal der ins Spiel gekommene Marvin Knoll die regenbogenfarbene Binde auf seinen Arm streifen. Knoll hat bei St. Pauli keine realistische Perspektive mehr und darf den Club bei einem entsprechenden Angebot verlassen. Vor wenigen Wochen war sein Wechsel zu Hansa Rostock kurzfristig gescheitert.
In der Schlussphase bekam dann auch Torwart Smarsch noch seinen Moment, um sich auszuzeichnen. Als Ruwen Werthmüller ganz frei vor ihm auftauchte, lenkte er den Ball mit einem Reflex noch zur Ecke und verhinderte den Rückstand (85.).
"In der Schlussphase hat uns ein wenig die Power gefehlt"
Insgesamt bot St. Pauli gegen das Bundesligateam aus Berlin eine ansprechende Leistung und scheint für den Ligastart in einer Woche gegen Holstein Kiel gut gerüstet zu sein. Offen erscheint neben der Torwart-Position noch Besetzung des Sechsers und einer der beiden Achter.
„Positiv war aus unserer Sicht vor allem die erste Halbzeit, in der wir gut Fußball gespielt und fast gar nichts zugelassen haben“, sagte St. Paulis Trainer Timo Schultz nach dem Spiel. „In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel mit jeder Auswechslung etwas unstrukturierter. In der Schlussphase hat uns auch ein wenig die Power gefehlt, um zu mehr Torchancen zu kommen.“
FC St. Pauli: Smarsch – Zander (63. Viet), Ziereis (75. Lawrence), Medic, Paqarada (63. Ritzka) – Smith (63. Aremu) – Becker (46. Buchtmann), Benatelli (75. Knoll) – Kyereh (75. Brandt) – Burgstaller (63. Daschner), Makienok (46. Dittgen).
Schiedsrichter: Adrian Höhns (Hamburg)
Tore: 1:0 Kyereh (44.), 1:1 Stark (45.+1), 2:1 Makienok (45.+2), 2:2 Serdar (49.).
Zuschauer: 2500.