Absagen, Verletzungen und Skandale: Abendblatt.de informiert über die wichtigsten Ereignisse rund um die Olympischen Spiele in London.
Heute werden mit der großen Feier (ab 21.30 Uhr, ZDF) die XXX. Olympischen Spiele in London eröffnet. Was am heutigen Freitag sonst noch passiert erfahren Sie hier im Olympia-Splitter:
Überblick der Splitter-Meldungen: Der britische Olympiaminister Jeremy Hunt hat am Freitagmorgen vor laufenden Fernsehkameras für einen lustigen Zwischenfall gesorgt. (15.16 Uhr). Michelle Obama hat das US-Team kurz vor dem Start persönlich angespornt (11.26 Uhr). Glocken in Großbritannien läuten Olympischen Spiele ein (8.12 Uhr).
17.43 Uhr: Der türkische Box-Ringrichter für Olympia, Garip Erkuyumcu, ist in seinem Londoner Hotel tot aufgefunden worden. Der 73-Jährige sei am Donnerstag von einem anderen Delegationsmitglied leblos in seinem Zimmer entdeckt worden, teilte die türkische Mannschaft mit. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bestätigte den tragischen Vorfall. Die Ursache für den Tod ist noch unklar. Erste Anzeichen deuteten aber darauf hin, dass Erkuyumcu einem Herzinfarkt erlegen sei. Eine Autopsie sollte Aufschluss über das genaue Ergebnis geben. Erkuyumcu war Mitglied der Schiedsrichterkommission des Internationalen Amateurbox-Verbandes AIBA.
16.02 Uhr: Die Polizei im Norden Englands hat drei für die Olympischen Spiele angeheuerte Sicherheitsleute festgenommen. Der Stadtrat von Newcastle bestätigte am Freitag, dass die Männer wegen Verstößen gegen das Einwanderungsrecht festgenommen wurden. Sie waren Teil des Teams, das für die Sicherheit im Fußballstadion in Newcastle vorgesehen war.
Bei den Verstößen könne es sich nach Polizeiangaben um ungültige Visa oder fehlende Arbeitserlaubnisse handeln. Erst Anfang der Woche hatte der Stadtrat dem mit der Stadionsicherheit beauftragten britischen Unternehmen G4S wegen Personalengpässen gekündigt und es durch örtliche Sicherheitsfirmen ersetzt.
15.16 Uhr: Der britische Olympiaminister Jeremy Hunt hat am Freitagmorgen vor laufenden Fernsehkameras für einen lustigen Zwischenfall gesorgt. Dem Politiker brach beim Einläuten der Olympischen Spiele in London die Handglocke, umstehende Zuschauer wurden von dem umherfliegenden Teil glücklicherweise nicht getroffen.
"Glück gehabt, die Katastrophe haben wir nochmal vermieden“, sagte Hunt mit einem Lachen zu den verdutzten Passanten und verglich anschließend seinen Fauxpas mit der britischen Sendung „Twenty Twelve“, einer Satire über die Olympia-Organisatoren.
12.13 Uhr: Das olympische Feuer ist nach einer 70 Tage langen Reise durch Großbritannien auf der Zielgeraden: Am Abend wird es ins Olympiastadion im Osten der Stadt gebracht, wo es bei der Eröffnungsfeier feierlich entzündet wird. Wer das tun wird, dieses Geheimnis sollte allerdings nicht vor Mitternacht gelüftet werden.
Erste Fackelläuferin am Freitagmorgen war die 18-jährige Rosie Hynes aus Manchester. Danach wurde das Feuer auf dem Gelände des Hampton Court Palastes, etwa im Heckenlabyrinth, unter neun Trägern weitergegeben.
Später wurde die Fackel auf die königliche Barkasse "Gloriana“ gebracht. Dabei hatten sich dutzende Schaulustige versammelt. Einige standen knietief im Wasser, um einen Blick auf das olympische Feuer erhaschen zu können.
Die Barkasse, die zum letzten Mal während des 60. Thronjubiläums der Queen im Juni zu sehen war, wird von 16 Ruderern mit Muskelkraft angetrieben. Sie bringt die Fackel die Themse hinunter zur Tower Bridge.
In den vergangenen 70 Tagen hatten sich entlang der Strecke durch 1000 britische Orte rund 15 Millionen Menschen versammelt. Insgesamt waren 8000 Fackelläufer am Start, darunter auch mehrere Dutzend Deutsche. Zu den prominentesten zählten Ex-Tennisstar Boris Becker und der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach.
11.26 Uhr: Michelle Obama hat das US-Team kurz vor dem Start der Olympischen Spiele in London persönlich angespornt. "Als jemand, der zumindest von sich selber glaubt, sich fit zu halten, weiß ich, wie hart ihr arbeitet“, sagte die First Lady am Freitag am Trainingsgelände der US-Athleten in London. "Denkt an all das, was ihr für Tausende Kinder zu Hause tut.“
In den vergangenen Monaten hätten 1,7 Millionen Kinder in den USA an besonderen Sportprogrammen teilgenommen – Vorbild seien die Olympioniken. "Unser Ziel ist es, dass unsere Kinder und die in der ganzen Welt gesund sind. Und das fängt damit an, sie dazu zu bringen, sich zu bewegen“, sagte Obama. "Ihr habt schon gewonnen.“
Die First Lady war als Vertreterin ihres Landes zur Eröffnungszeremonie eingeladen. Sie bleibt mit ihrer Delegation drei Tage in London. Über den Freitag war sie im Rahmen ihrer Initiative "Let's Move“, die Kinder und Jugendliche zum Sport bewegen soll, bei mehreren Terminen in London unterwegs. Am Abend stand ein Besuch bei einem Empfang im Buckingham Palast an.
Mit dem Besuch der Olympischen Spiele gehe für sie ein Traum in Erfüllung, sagte Obama. Sie sei "jenseits von stolz“, dass sie die US-Delegation anführen dürfe. Einige ihrer schönsten Erinnerungen als Kind und auch als Erwachsene stammten von Momenten, in denen sie die Spiele im Fernsehen gesehen und das US-Team angefeuert habe.
Obama ist für ihre Sportbegeisterung bekannt. In einer US-Talkshow hatte sie 25 Liegestütze gemacht und die ebenfalls durchaus sportliche Moderatorin Ellen DeGeneres locker übertrumpft.
11.14 Uhr: Der dreimalige Schwimm-Olympiasieger Michael Groß rät Weltrekordler Paul Biedermann vor seinen ersten Start in London am Sonnabend zur Ablenkung. "Man muss sich entspannen, ablenken, mit einem Buch, im Dorf oder auch vor dem Fernseher, mit anderen zusammen“, sagt der Sporthilfe-Experte. Weil die Schwimmer wegen ihres Zeitplans nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen, werden sie die Zeremonie am Freitagabend gemeinsam im Athletendorf vor dem Fernseher verfolgen.
Die Stunden vor dem Großereignis vergleicht Groß mit dem Tag vor einer Prüfung. Man könne nichts mehr verbessern, allenfalls noch verschlechtern, wenn man sich verrückt mache. "Das gilt erst recht für einen exponierten Athleten wie Paul Biedermann, der sich ja eine Medaille als Ziel gesetzt hat“, sagt der 48-Jährige und rät dem Hallenser, der zunächst über 400 Meter Freistil an den Start geht: "Er muss sich auf sich konzentrieren und darf nicht über die Gegner spekulieren.“
US-Star Michael Phelps könnte unterdessen am Sonnabend über 400 Meter Lagen der erste Schwimmer werden, dem drei Olympiasiege in Serie auf derselben Strecke gelingen. "An diesem Monument muss erst mal jemand vorbeikommen“, sagt Groß.
10.12 Uhr: Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hat sich bei seiner ersten Teilnahme an Sommerspielen begeistert vom Olympischen Dorf gezeigt. "Wahnsinn, was die hier für eine kleine Stadt aus dem Boden gestampft haben. Toll ist vor allem der Kontakt zu den anderen Athleten anderer Sportarten und Nationen“, schrieb der gebürtige Cottbuser auf seiner Internetseite. Martin gibt sein Olympia-Debüt am Sonnabend im Straßenrennen, vier Tage später gilt er im Zeitfahren trotz seines Kahnbeinbruchs als Medaillenkandidat.
Von der Isolierung der Zimmer war der 27-Jährige allerdings nicht so angetan. "Als einer irgendwo im Haus duschte, dachte ich, ich werde in meinem Bett gleich mit nass, weil es so laut war. Die Geräuschisolierung ist also nicht die beste. Aber für Olympia macht man das alles gerne mit“, schrieb Martin. Die Einrichtung sei eher spartanisch und gleiche der einer Jugendherberge.
9.40 Uhr: Bei den Olympischen Spielen in London wird die Verklärung sportlicher Leistungen in eine religiöse Dimension nach Meinung des Sportphilosophen Gunter Gebauer eine wichtige Rolle spielen. "Eine Zeit, die nicht mehr an Götter glaubt, verehrt umso heftiger vergöttlichte Personen“, schrieb der Berliner Professor in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom Freitag.
Gebauer erinnerte an die Tradition in der frühen Antike: Damals seien Olympiasieger die einzigen Menschen gewesen, die neben Göttern in Stein verewigt worden seien. Heute sorgten vor allem die TV-Bilder für eine verzerrte Wahrnehmung. "Auf unzähligen Großaufnahmen von Olympiasiegern im Fernsehen wird etwas sichtbar gemacht, was man in der direkten Begegnung mit ihnen nicht erkennt: ihr Übermenschentum“, urteilte Gebauer.
Dabei seien die Spiele kein Ort, an dem ein "religiöser Schössling gedeihen kann“: "Um den Sieg wird mit allen Mitteln gerungen – christliche oder humanistische Bedenken, ethische Prinzipien, moralische Haltungen werden selten ernst genommen.“
9.24 Uhr: Das amerikanische Leichtathletik-Idol Carl Lewis kann den Start der Olympischen Spiele in London kaum mehr erwarten. Für den zehnfachen Olympia-Medaillengewinner sind die Spiele das größte Ereignisse der Welt. "Olympia ist der einzige Event, wo die Welt zum Stillstand kommt. Die Welt hört auf sich zu drehen“, sagte der frühere Weltklasse-Sprinter und -Weitspringer am Freitag auf der offiziellen Webseite der Olympischen Spiele in London.
Für Lewis, der zwischen 1983 und 1996 insgesamt neun Olympiasiege feierte und achtmal Weltmeister wurde, übt der besondere Geist der Spiele die größte Anziehungskraft aus. "Die Leidenschaft ist das, was die Olympischen Spiele wohl von allen anderen Sportereignissen weltweit unterscheidet. Alles andere tritt in den Hintergrund, es geht nur um den Sport, Triumph oder Tragödie“, sagte der 51-Jährige.
Als wertvoll erachtet der vom Leichtathletik-Weltverband IAAF 1999 zum "Leichtathlet des Jahrhunderts“ ausgezeichnete Lewis auch die internationalen Begegnungen. Dabei spiele es keine Rolle, ob man aus dem kleinsten oder größten Land der Welt stamme. "Jeder ist eingeladen, und das ist das großartige, weil man selbst die Welt und die Welt einen selbst kennenlernen kann.“
9.02 Uhr: In der Debatte um eine Schweigeminute für die Opfer des Olympia-Attentats von München hat IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger die Ablehnung des Internationalen Olympischen Komitees verteidigt. "Man muss einfach sehen, dass diese ganze große Gemeinde, die hier versammelt ist, vor allem die Aktiven, gar nicht wissen, wovon die Rede ist“, sagte Tröger am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Das IOC hatte sich geweigert, die Eröffnungsfeier der Spiele in London für eine Würdigung der Opfer des terroristischen Anschlags von München 1972 zu unterbrechen.
Tröger wies darauf hin, dass IOC-Präsident Jacques Rogge am Montag eine Schweigeminute im olympischen Dorf veranlasst hatte. Der frühere deutsche NOK-Präsident Tröger kritisierte den "Hype“ um das Thema als "unnötig“. Bei dem Attentat vor 40 Jahren während der Spiele in München waren elf Mitglieder des israelischen Olympia-Teams gestorben. Tröger war 1972 als Bürgermeister des olympischen Dorfes an den Verhandlungen mit den palästinensischen Terroristen beteiligt.
Israelische Interessengruppen und auch die Witwen von damals getöteten Sportlern hatten sich für eine Schweigeminute zum Gedenken während der Eröffnungsfeier stark gemacht. Der Forderung hatten sich mehr als 100.000 Menschen und Institutionen angeschlossen, darunter auch US-Präsident Barack Obama, der Deutsche Bundestag, das kanadische Parlament und die Knesset.
8.55 Uhr: Rechtzeitig zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London hat der englische Sommer nach tagelangem Sonnenschein seine "Normalform“ wiedergefunden. Athleten, Funktionäre, Zuschauer und Mitwirkende wurden am Morgen in London von einem grauen Himmel und mit Nieselregen begrüßt. Am Donnerstag hatte der Sommer 2012 noch mit mehr als 31 Grad einen Hitzerekord aufgestellt.
Großbritannien hatte im Olympiajahr seinen nassesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt. Wochenlanger Dauerregen ließ den Grundwasserspiegel ansteigen und Flüsse über die Ufer treten. Es gab sogar Tote und Verletzte. Das Wetter beeinträchtigte auch die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele. Das Organisationskomitee LOCOG um Präsident Sebastian Coe hatte bereits Notfallpläne ausgearbeitet.
Der Wetterdienst MeteoGroup kündigte für den Tag der Eröffnungsfeier in London teils heftige Regengüsse an. Allerdings sollten sie am Abend abklingen, sagte Meteorologin Claire Austin. "Nach 20 Uhr (Ortszeit) sollte nichts mehr herunterkommen“, sagte sie. Die für 21 Uhr (22 MESZ) angesetzte Eröffnungsfeier könnte demnach vom Regen verschont bleiben.
8.12 Uhr: Angeführt vom Londoner "Big Ben“ haben am Freitag in ganz Großbritannien Kirchen- und Turmglocken die Olympischen Spiele eingeläutet. Von 8.12 Uhr bis 8.15 Uhr Ortszeit läuteten die Glocken drei Minuten lang durchgehend. In das Konzert stimmten Privatleute mit ihren eigenen Glocken, Handy-Klingeltönen und Fahrradklingeln ein. Der "Big Ben“ schlug 40 Mal – so oft wie seit der Beerdigung von König George VI., dem Vater von Queen Elizabeth II., nicht mehr. Damals hatte die Glocke 56 mal geschlagen. Die Aktion des Künstlers und Turner-Preis-Trägers Martin Creed ist Teil der Kultur-Olympiade in Begleitung der Olympischen Spiele.
6.35 Uhr: Nach heftiger Kritik an seinen Äußerungen zum Stand der Vorbereitungen vor den Olympischen Spielen in London hat der US-Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney den Fuß aus dem Fettnäpfchen gezogen. "Ich gehe davon aus, dass die Spiele höchst erfolgreich sein werden“, erklärte Romney. Zuvor hatte er infrage gestellt, dass Großbritannien ausreichend auf die am (heutigen) Freitag beginnenden Spiele vorbereitet sei: Im Gespräch mit dem US-Fernsehsender NBC hatte er kurz nach seinem Eintreffen in London am Mittwoch den Stand der Sicherheitsvorkehrungen als „beunruhigend“ bezeichnet.
Der britische Premierminister konterte die Kritik mit den Worten: "Wir veranstalten die Spiele in einer der belebtesten, aktivsten und geschäftigsten Städte der Welt. Natürlich ist es einfacher, die Olympischen Spiele mitten im Nirgendwo zu veranstalten.“ Damit spielte Cameron auf die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City an. Romney war damals Geschäftsführer des Organisationskomitees.
Auch Londons Bürgermeister Boris Johnson wies die Äußerungen Romneys entschieden zurück. "Da gibt es einen Typ namens Mitt Romney, der wissen will, ob wir bereit sind“, sagte er vor zehntausenden Menschen im Hyde Park. "Sind wir bereit? Jawoll!“
Romney, der ehemalige Gouverneur von Massachusetts und voraussichtliche republikanische Kandidat für die US-Präsidentschaft, will noch die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in London besuchen, bevor er nach Israel und Polen reist.
2.30 Uhr: Tennisprofi Roger Federer will seine Karriere bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro fortsetzen. "Wenn mein Körper noch fit ist, ich mich vom Kopf her gut fühle und es die Familie zulässt, dann kann ich mir das durchaus vorstellen“, sagte der Weltranglistenerste aus der Schweiz am Donnerstag vor seiner vierten Olympia-Teilnahme in London.
Vor dem olympischen Tennisturnier strotzt der Wimbledon-Sieger vor Selbstvertrauen. "Natürlich ist auch Druck da. Aber ich habe meine Goldmedaille bereits in der Tasche. Ich werde alles geben, nun auch den Einzeltitel zu holen“, sagte Federer, der in der ersten Runde auf den Kolumbianer Alejandro Falla trifft. Federer (31) hatte mit seinem Partner Stanislas Wawrinka vor vier Jahren in Peking den Titel im Doppel geholt.
Mit Material von dpa/dapd/sid