10.000 Sportler und 7.000 Funktionäre aus 204 Nationen haben in dem Domizil in London Platz. Heute wurde es offiziell vorgestellt.
London. 10.000 Athleten aus aller Welt werden in zwei Wochen in London beim größten Sportereignis der Welt um olympische Medaillen kämpfen. Wenn sie ihre Ziele nicht schaffen, können sie es vermutlich nicht auf ihr Domizil im olympischen Dorf schieben: Die Organisatoren von London 2012 haben alles gegeben, um es den Sportlern aus 204 Nationen so angenehm wie möglich zu machen.
„Es ist ein absolut großartiges Dorf geworden“, sagte Londons Bürgermeister Boris Johnson am Donnerstag, als er die Örtlichkeiten vorstellte. „Das hier ist luxuriöser als jedes Feriendorf an der Costa Smeralda“, sagte er, „und es schlägt auch den „Club Med“. Sogar 150.000 Kondome will das Organisationskomitee laut britischer Zeitungsberichte verteilen lassen. Am Montag werden die ersten 1.000 Sportler aus insgesamt 55 Ländern einziehen.
Die Organisatoren haben versucht, den Athleten eine echte Heimat auf Zeit zu schaffen. Schon die Straßennamen sollen Mut machen: Einige wohnen auf dem „Prize Walk“, andere in der „Celebration Avenue“ oder auf dem „Medals Way“. 8.000 freiwillige Helfer kümmern sich Tag und Nacht und halten gemütliche Lounges und alle möglichen Annehmlichkeiten für die besten Sportler der Welt bereit. Sie können kostenlos in alle Welt telefonieren und sogar der Besuch beim Friseur ist für sie frei. Die Haar-Künstler warten schon: „Ich bin ein Sprint-Fan, ich würde mir wünschen, dass Usain Bolt vorbeikommt“, sagt Adam Walsh, der in dem Haar- und Schönheitssalon arbeitet.
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Es gibt ein eigenes Kino, Supermarkt und Postfiliale im Dorf, eine eigene Bank, Internetcafés, ein eigenes Krankenhaus und das wohl modernste Fitnesscenter weit und breit gehören zum Athletendorf. „Wir halten alles bereit, was die Stadt an legaler Unterhaltung zu bieten hat“, scherzt Bürgermeister Johnson. Und sollte doch der eine oder andere Gast enttäuscht sein, zieht er schon mal vorsichtig einen historischen Vergleich. „1948, bei den letzten Spielen in London, mussten die Athleten sogar ihre Handtücher selbst mitbringen.“
Damals, in der schweren Nachkriegszeit, brachte die US-Delegation Brot und Obst aus Los Angeles mit nach London, um die Sportler zu versorgen und aus Dänemark kamen 160.000 Eier. Solche Probleme sind im London des Jahres 2012 Geschichte. In einem Verpflegungszentrum mit 5.000 Sitzplätzen und einem Fassungsvermögen von 800 Londoner Doppeldecker-Bussen bekommt der Sportler der Gegenwart alles was sein Herz begehrt: Von gesundem Salat bis Pommes frites, von regionaler Küche der Karibik bis zum einheimischen „Best of Britain“.
Für 17.000 Menschen – Athleten und Funktionäre – wird es während der Spiele Heimat auf Zeit sein. Die Unterkünfte selbst, in achtstöckigen Wohnblocks untergebracht, sind eher spartanisch. Zwei Betten stehen in den Doppelzimmern, auf einer Sitzgruppe können die Sportstars lümmeln, ein Schrank, ein Nachttisch, das wars. Das Badezimmer ist modern, aber einfach gehalten. Jedes Appartement hat einen Balkon oder eine Terrasse, die meisten gehen in einen Innenhof. So haben die Athleten nach hinten Ruhe, nach vorne sehen sie von ihren Fenstern das rastlose Treiben im Olympiapark.
Wenn die Spiele von London vorbei und auch die Paralympics Vergangenheit sind, beginnt im olympischen Dorf der große Umbau. Denn werden Wände herausgerissen und Küchen eingebaut. 2.818 Wohnungen, zum Teil als Sozialwohnungen deklariert, sollen dann zusammen mit dem Olympiapark das Herz eines völlig neuen Londoner Stadtteils mit der Postleitzahl E 20 werden. „Wir planen, nichts zu verkaufen, sondern nur zu vermieten“, sagt der Bürgermeister des Olympiadorfes, Charles Allen. Auf diese Weise soll das verhindert werden, was nach vielen Olympischen Spielen schon für Ärger sorgte: Ein Festival der Immobilienspekulanten.
(dpa)