Hamburg. HSV veröffentlicht seinen Nachhaltigkeitsbericht. Großer Fokus liegt auf den Anhängern. Welche Spieler gemeinsam zum Stadion fahren.

Wenn der HSV am Sonnabend den FC Schalke 04 empfängt, wird das Volksparkstadion mal wieder ausverkauft sein. 57.000 Zuschauer werden in die Arena strömen und ihre Teams anfeuern, zugleich aber auch einen großen CO2-Fußabdruck hinterlassen. 80,9 Prozent aller Treibhausgasemissionen, die der HSV verantwortet, werden durch die Fans verursacht. Das geht aus dem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht für die Saison 2023/24 hervor, den der Zweitligist zum zweiten Mal in seiner Geschichte veröffentlicht hat.

Der Wert ist ähnlich wie im Vorjahr (80,1 Prozent) und 4,2-mal so hoch wie die vom HSV selbst verursachten Emissionen. Eine Tatsache, die vor allem darauf zurückzuführen ist, dass mit 44,6 Prozent noch immer fast jeder zweite Zuschauer mit dem Auto anreist. 42,5 Prozent, und damit mehr als vor einem Jahr (41,1 Prozent) bevorzugen dagegen öffentliche Verkehrsmittel. Eine Entwicklung, die im Volkspark positiv bewertet wird. Um von einem Trend zu sprechen, ist es aber noch zu früh. Die Fanmobilität stelle „eine große umweltpolitische Herausforderung dar“, sagt der Direktor Fankultur, Cornelius Göbel.

HSV erstellt neues Konzept für Fans

Deshalb will der HSV seine Fans auf die Problematik, die der Club nicht allein hat, verstärkt sensibilisieren. Dabei geht es nicht darum, in die Gewohnheiten der Anhänger einzugreifen. Vielmehr soll ein Verständnis geschaffen werden. „Wir möchten die An- und Abreise unserer Anhängerschaft emissionsärmer gestalten und arbeiten an Konzepten, um die alternative und umweltfreundlichere Mobilität stärker zu fördern“, kündigt Göbel an.

Nach Abendblatt-Informationen arbeitet der HSV an einer Idee, wie die Fans von Fahrgemeinschaften überzeugt werden können. Außerdem soll es perspektivisch mehr Fahrradstellplätze an der Arena geben. Momentan eruiert der Club intern, welche Flächen sich dafür eignen. In dem von der Nachhaltigkeitsbeauftragten Marieke Patyna und ihrem dreiköpfigen Team erstellten Bericht ist außerdem ein Videobeitrag enthalten, der den Anhängern das Thema näherbringen soll.

HSV-Kapitän Schonlau: Mit Fahrrad zum Stadion

Gleichzeitig will der HSV mit positivem Beispiel vorangehen. Von den Spielern lassen Kapitän Sebastian Schonlau sowie die Torhüter Matheo Raab und Tom Mickel ihr Auto regelmäßig zu Hause stehen und fahren mit dem Fahrrad in den Volkspark. Noah Katterbach, Levin Öztunali, Moritz Heyer und manchmal auch Youngster Bilal Yalcinkaya bilden zudem eine Fahrgemeinschaft.

Auf der Geschäftsstelle wurde die Anzahl der Dienstwagen reduziert. Perspektivisch soll die gesamte Fahrzeugflotte auf E-Autos umgestellt werden.

Arbeiten am HSV-Stadion günstiger als gedacht

Auch bei der Stadionmodernisierung, die laut dem Bericht mit 27 Millionen Euro günstiger ausfiel als gedacht (bislang war von bis zu 30 Millionen Euro die Rede), wurde auf Nachhaltigkeit geachtet. Nach dem Austausch der Dachmembran wurden unter anderem Kunststoffmatten und PVC-Folien aus dem alten Material erstellt. Zudem wurden die alten Metallstreben und Schrauben wieder eingebaut. „Wir haben bewusst Material wiederverwendet, um Ressourcen zu schonen“, sagt Daniel Nolte, Direktor Organisation.

Die neuen Licht- und Beschallungsanlagen verbrauchen weniger Strom trotz höherer Leistung. Und in den neuen Männertoiletten gibt es nun wasserlose Urinale. Durch die neue Technik ist das Volksparkstadion attraktiver für Drittveranstaltungen wie Konzerte. „Auch das ist Nachhaltigkeit“, sagt Nolte. Perspektivisch will der HSV alle Lampen auf LED umrüsten und Photovoltaikelemente an der Fassade installieren. Mit einer elektrischen Wärmepumpe soll zudem Energie gespart werden.

Warum CO2-CFußabdruck des HSV gestiegen ist

Trotz all dieser Bemühungen ist der HSV insgesamt für 25,7 Tonnen CO2 in einer Saison verantwortlich (vorher: 21,6). Ein Anstieg, der schlicht darauf zurückzuführen ist, dass der Club mehr Daten erfasst hat. Neu in die Bilanz aufgenommen wurden diesmal das auf mehr vegane und vegetarische Speisen optimierte Catering (1,4 Tonen CO2), alle elektronischen Geräte sowie die Rechenzentren. Außerdem fanden durch die vier internationalen Auftritte vom ukrainischen Topclub Schachtar Donezk sowie die fünf EM-Spiele mehr Partien im Volksparkstadion statt, die für eine höhere Fanmobilität sorgten.

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Offen bleibt, wie die DFL mit den Daten umgeht. Ein Vergleich innerhalb der Liga ist nicht angedacht, da internationale vertretene Vereine wie der FC Bayern deutlich mehr Flugreisen benötigen. Immerhin scheint das Thema an Aufmerksamkeit zu gewinnen, wie alleine der vor einer Woche erstmals veranstaltete DFB- und DFL-Nachhaltigkeitstag zeigt. Neben Patyna, die den HSV vertrat, kamen mehr als 150 Personen auf dem DFB-Campus in Frankfurt für einen Austausch zusammen. Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg in eine bessere Zukunft, für die auch der Fußball sorgen kann.