Hamburg. Immer mehr HSV-Spieler suchen Privattrainer Leon Horn auf. Wie macht er die Fußballer besser? Ein Besuch in seinem Studio.
Leon Horn lehnt am Tresen des Revive Studios im Stadtteil Rotherbaum. Eigentlich hat sich der Privattrainer erst in vier Stunden einen Zeitslot in dem Physiotherapiezentrum mit eigenem Fitnessraum gebucht, wo er regelmäßig die HSV-Youngster Fabio Baldé und Nicolas Oliveira empfängt. Aber für einen Termin mit dem Abendblatt ist Horn schon deutlich früher gekommen. Den studierten Fitnessökonom verbindet eine besondere Geschichte mit dem HSV. Er ist der Mann, der die Profis zusätzlich fit macht.
Mit Robert Glatzel, Jean-Luc Dompé, Baldé, Oliveira und U-19-Talent Jamal Nabe setzen gleich fünf Spieler aus dem Volkspark auf seine Dienste. Horn bucht sich stundenweise in drei verschiedene Studios ein. Mit Dompé trifft er sich im ESN Gym am Rödingsmarkt neben der Wohnung des Franzosen, mit Glatzel arbeitet er seit drei Jahren bei FT-Club am Gaswerk zusammen. Seit seinem Sehnenabriss im Hüftbeuger muss der aktuell an Krücken gehende Torjäger die Extraschichten mit Horn allerdings pausieren. Läuft alles nach Plan, wird Glatzel im Laufe der Reha wieder damit anfangen.
HSV: Spezialauftrag für Dompé
Die HSV-Spieler suchen Horn im Schnitt einmal wöchentlich für jeweils eine Stunde auf. Die Termine werden kurzfristig vereinbart, je nach Trainingsplan des HSV. Mit fast allen arbeitet der Fitnesstrainer hauptsächlich an der Schnellkraft sowie Stabilisierungsübungen für den Rumpf und den Bauch. „Die Jungs trainieren alle sehr gut beim HSV. Doch es geht darum, wer bereit ist, mit zielgerichtetem Extratraining ein paar Prozent mehr aus sich herauszuholen als andere“, sagt Horn, der für Dompé eine Art Spezialauftrag hat.
Wegen seiner schnellen Richtungswechsel und seiner blitzschnellen Antritte ist der dribbelfreudige Linksaußen anfällig für Verletzungen. Nachdem er gerade in der vergangenen Saison immer wieder angeschlagen ausgefallen war, kam intern zunehmend Kritik an seiner Fitness, aber auch seiner Einstellung als Profi auf. Durch die Zusammenarbeit mit Horn, die vor zwei Monaten begann, versucht Dompé im Jahr seines auslaufenden Vertrags gegen dieses Image anzukämpfen.
HSV-Profi Dompé aktuell verletzt
Mit dieser Zielsetzung ging der 29-Jährige, der aktuell mal wieder wegen einer muskulären Verletzung pausiert, im Sommer proaktiv auf den Privattrainer zu. „Bei ihm liegt die Priorität darin, seine Verletzungsanfälligkeit durch Übungen im Adduktorenbereich zu reduzieren, weil er dort zu steif ist“, sagt Horn, der Übungen wie den Seitstütz, Vierfüßlerstand und den Copenhagen Plank aufzählt. „Ich gestalte jedes Training anders, damit sich der Körper nicht an einen Reiz gewöhnt, sondern sich immer weiterentwickeln kann.“
Gerüchte über Dompés mangelnde Einstellung zum Beruf kann Horn nicht bestätigen. „Viele sind vorher auf mich zugekommen und haben spekuliert, dass Dompé maximal zwei-, dreimal kommen werde und danach nie wieder. Dieses Vorurteil kann ich nicht bestätigen. Er zieht jede Woche voll durch, gibt Vollgas und fühlt sich seitdem auch stabiler. Ich bin positiv von ihm überrascht.“
Fitnesstrainer stimmt Einheiten mit HSV ab
Das Programm ist eng mit dem Zweitligisten abgestimmt. „Das Training ist bei allen Spielern immer abgesprochen mit dem HSV“, versichert Horn, der einen regelmäßigen Austausch mit Athletiktrainer Daniel Müssig und Reha-Coach Sebastian Capel pflegt. Meistens informiert der Privattrainer den HSV jeweils im Anschluss über den Ablauf seiner Einheit.
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An jenem Freitag ist es A-Jugendspieler Nabe, der sich mit ihm verabredet hat. Horn nennt den Linksverteidiger einen „Musterschüler“, der von der Muskulatur her zwar „noch zulegen“ müsse, zugleich aber „gerade für sein Alter auffällig fit“ sei. Der Kontakt mit Horn kam über Nabes Agent Nochi Hamasor zustande, der auch Baldé berät.
Der Flügelstürmer, der schon einmal mit 36,4 km/h geblitzt wurde, ist von seinen körperlichen Voraussetzungen ein Phänomen für Horn. „Ich habe noch nie einen 19-Jährigen mit so einer guten Athletik trainiert“, schwärmt der Fitnesscoach. „Fabio ist richtig fit und extrem schnell. Darauf muss er aufbauen, um körperlich noch stabiler zu werden. Ich bin mir sicher, dass er viel Entwicklungspotenzial vor sich hat.“