Hamburg. Wegen ausbleibender Siege werden einige HSV-Fans nervös und fordern einen Trainerwechsel. Was die Kritik mit Baumgart macht.
Steffen Baumgart wirkte auffällig gut gelaunt, als er am Mittwochabend vor die Kamera trat. Nach der 2:4 (2:1)-Niederlage im Testspiel gegen den niederländischen Tabellenfünften Twente Enschede war der HSV-Trainer spürbar darum bemüht, das Positive hervorzuheben.
„Ich nehme viele positive Aspekte mit, außer dem Ergebnis. In der ersten Halbzeit waren wir auf Augenhöhe“, sagte der Coach, der sich über das Comeback der zuletzt verletzten Dennis Hadzikadunic, Silvan Hefti und Emir Sahiti freute sowie einigen jungen Talenten um die beiden 19 Jahre alten Verteidiger Lukas Bornschein und Joel Agyekum zu Einsatzzeiten verhalf. „In der zweiten Hälfte war es ein kompletter Umbruch. Wir haben viele junge Spieler eingesetzt, die in Zukunft für uns hoffentlich wichtig werden.“
Der laut Baumgart angeschlagen ins Spiel gegangene Davie Selke erzielte beide HSV-Tore – zunächst nach einem Eckball von Marco Richter und kurz vor der Pause per Handelfmeter, den Bakery Jatta herausgeholt hatte. Für Twente trafen Michel Vlap per Doppelpack sowie Owen Panneflek und Sem Steijn. Viel wichtiger als das Testspiel selbst war allerdings die Frage, wie Baumgart die Kritik rund um seine Person aktuell wahrnimmt.
HSV-Trainer Baumgart gewährt Einblicke in Gefühlswelt
Nach drei Ligaspielen ohne Sieg werden einige HSV-Fans nervös und stellen die Trainerfrage. „Ich versuche, mich da herauszuhalten. Die Stimmung in Hamburg kippt alle 14 Tage, mal positiv, mal negativ. Ich versuche, bei mir zu bleiben und mit den Jungs an den Dingen zu arbeiten, die wir besser machen können“, antwortete Baumgart zunächst ganz nüchtern und schob hinterher, den Kopf hochhalten zu wollen. Auf Nachfrage gewährte er schließlich einen Einblick in seine Gefühlswelt. Denn die Meinung einiger kritischer Fans lässt ihn nicht kalt.
„Es macht etwas mit mir und ärgert mich“, sagte der 52-Jährige. Zumal die Stimmung vor drei Wochen nach den Siegen in Düsseldorf (3:0) und gegen Magdeburg (3:1) noch „eine andere“ war. „Jetzt haben wir drei Spiele nicht so erfolgreich gespielt, und die Stimmung ist, wie sie ist.“ Doch er könne sein „Leben nicht davon abhängig machen“, ergänzte Baumgart, der ohnehin nicht viel von einigen im Internet veröffentlichten Beiträgen hält.
„Manchmal bin ich auch in den sozialen Netzwerken unterwegs, und dann steht dort teilweise, dass sich 55 Leute den Post angeguckt haben. Diese Anzahl würde ich nicht als die Masse des HSV sehen. Wenn wir diese Leute als Maßstab nehmen, dann gibt es sowieso keine guten Trainer in Deutschland, auch außerhalb Hamburgs nicht“, kritisierte der Coach und erklärte seine Haltung: „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, nur weil ich nicht jedes Mal zusammenbreche, wenn die Stimmung für den einen oder anderen schwierig ist.“
- HSV von zwei Profis abhängig – Dompé-Poker löst Fragen aus
- Neues Millionenplus, neue Transfers? HSV erreicht Rekordzahlen
- Exklusive HSV-Zahlen: Die Schwächen und Tücken im Baumgart-Plan
HSV-Krise: Wie Baumgart damit umgeht
Baumgart verwies darauf, dass noch 22 Ligaspiele ausstehen, „in denen eine Menge Gutes zu machen“ sei. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit mir unsere Ziele erreichen“, stellte er klar. Von Sportvorstand Stefan Kuntz hat der Trainer ohnehin bislang die volle Rückendeckung sicher. „Wir haben ein bisschen den Faden verloren. Meine Aufgabe ist es, den Weg wiederzufinden, um erfolgreich zu sein“, richtete Baumgart den Blick schon wieder nach vorn.
Die Aufstellung im Testspiel
- HSV, 1. Hälfte: Raab – Hefti, Schonlau, Bornschein (ab 34. Agyekum) – Meffert – Jatta, Öztunali, Richter, Katterbach – Selke, Stange.
- HSV, 2. Hälfte: Raab – Hadzikadunic, Perrin, Agyekum (ab 61. Seifert) – Heyer – Mikelbrencis, Öztunali (ab 75. Megeed), Yalcinkaya, Oliveira – Stange, Sahiti.