Hamburg. Der Zweitligist irritierte mit der Zahl auf der Anzeigetafel nur kurzzeitig. Club macht auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam.

Viele HSV-Fans dürften sich am Sonntagnachmittag gewundert haben, als im Volksparkstadion am Ende des Spiels zwischen dem HSV und dem 1. FC Nürnberg (1:1) die Nachspielzeit angezeigt wurde. 600 Minuten lautete die Zahl, die auf den großen Anzeigetafeln in der Arena aufblendete. Ein technischer Fehler?

Ganz im Gegenteil. HSV-Sprecher Philipp Langer klärte nach dem Spiel im Rahmen der Pressekonferenz auf. Die Anzeige war Teil einer Aufklärungskampagne der Sozialbehörde, „die der HSV sehr gerne unterstützt hat“, sagte Langer. Er erklärte: „Untersuchungen zeigen, dass die Kriminalitätsrate häuslicher Gewalt gegen Frauen unter anderem in den ersten 600 Minuten nach Fußballspielen einen negativen Höhepunkt erreicht. Jede dritte Frau hat da schon mal häusliche Gewalt vom Partner oder ehemaligen Partner erlebt. Das ist eine alarmierende Statistik, auf die wir hinweisen wollen“, sagte Langer.

HSV unterstützt Kampagne der Sozialbehörde

Am Dienstag findet zu dem Thema auch eine Landespressekonferenz im Hamburger Rathaus statt. „Es geht darum, zu sensibilisieren und aufzuklären. Es geht nicht darum, Fußballfans pauschal in einen Topf zu werfen. Wir gehen davon aus, dass der Fußball das gesellschaftliche Miteinander fördert. Nichtsdestotrotz wollen wir gemeinsam mit der Sozialbehörde ermutigen, dass Opfer sich Hilfe suchen, aber auch die Täter“, sagte Langer.

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Auf seiner Homepage teilte der HSV noch weitere Informationen. „Viele Betroffene leiden oft jahrelang unter den Demütigungen und der Gewalt. Das Dunkelfeld solcher Fälle ist groß, da es vielen schwerfällt, sich Hilfe zu suchen und den Kreislauf zu durchbrechen“, schreibt der Club in dem Beitrag.

Beim HSV können sich Betroffene direkt auf der Nordtribüne am Ankerplatz melden und Hilfe suchen. „Beim Ankerplatz wird im Beratungskontext ein betroffenensolidarischer Ansatz verfolgt, der bedeutet, dass sich streng an den Bedürfnissen und Wünschen der Opfer orientiert wird“, erklärt der HSV. „Wir hoffen, dass die Kampagne maximale Aufmerksamkeit erhält“, sagte Langer. Ein erster Schritt dafür wurde am Sonntag im Volksparkstadion gemacht.