Kufstein. HSV-Generalprobe gegen Limassol endet erneut torlos. Glatzel fällt zum Liga-Auftakt wohl aus. Dafür überzeugt Neuzugang Elfadli.
Nach getaner Arbeit gab es erst einmal Pizza für alle. Nur wenige Minuten nach dem 0:0 gegen den zyprischen Erstligisten Aris Limassol, dem abschließenden Testspiel des neuntägigen Trainingslagers in Österreich, hockten Spieler und Mitarbeiter des HSV auf den Treppenstufen vor dem Kabineneingang und inhalierten die italienische Spezialität. Manchmal kann Fußball so einfach sein.
In den 90 Minuten zuvor war dagegen zu sehen, dass Fußball auch kompliziert sein kann – zumindest in der Offensive. Eine Woche vor dem Zweitligaauftakt beim 1. FC Köln ist der HSV zum zweiten Mal in Folge torlos geblieben. Schon beim Test gegen Cardiff City (0:3) erspielten sich die Hamburger wenige Torchancen. Ohne seine beiden Topstürmer Robert Glatzel und Davie Selke tut sich der Club schwer, Torgefahr zu entwickeln.
HSV-Sturm-Sorgen: Wird wenigstens Selke fit?
Auch der Ausfall des Offensivspielers Jean-Luc Dompé machte sich bemerkbar, wenngleich sich Sportdirektor Claus Costa noch keine Sorgen macht. „Mir macht Hoffnung, dass wir bis jetzt immer recht viele Tore geschossen haben.“ Costa sprach die vier Tore im Testspiel gegen den französischen Erstligisten FC Nantes (4:2) an, „eine richtig gute Mannschaft“, wie er hervorhob. „Daher mache ich mir keine Sorgen um die Offensive.“
Ohne Glatzel, der wegen einer Sehnenreizung in der Wade seit drei Wochen ausfällt und das gesamte Trainingslager nur individuell trainierte, sowie einem teilintegrierten Selke (nach Mittelfußbruch) legte Trainer Steffen Baumgart im Salzburger Land den Fokus auf Pressing, Spielaufbau und Standards, weniger dagegen auf offensive Spielzüge.
Glatzel wird wohl auch bis zum Köln-Spiel nicht rechtzeitig fit, bei Selke hofft der HSV dagegen noch. „Wenn die beiden Jungs nicht fit werden, müssen andere in die Bresche springen. Wir brauchen nicht rumzuheulen“, stellte Sebastian Schonlau klar. Der Kapitän hat seinen Anteil, dass sich zumindest die Defensive bereits in Aufstiegsform präsentiert. Vor einem Jahr hatte der Kapitän sowohl die Vorbereitung als auch die Hinrunde wegen einer Wadenverletzung verpasst. Nun vermittelt er dem Team die nötige Stabilität.
HSV vermisst Raab, Elfadli ein Gewinner
Nicht optimal ist jedoch, dass Torwart Matheo Raab (Infekt) alle drei Testspiele in Österreich verpasst hat, auch wenn er von Daniel Heuer Fernandes würdig vertreten wurde. Dafür kristallisiert sich Neuzugang Daniel Elfadli zum Schlüsselspieler heraus, der Baumgarts Pressingvorgaben optimal umsetzt. „Er begleitet den Gegner nicht nur, sondern geht aggressiv auf die Balleroberung“, freut sich Costa.
Defensiv lässt Baumgart meistens in einer Vierer-, situativ sogar in einer Fünferkette verteidigen. Bei eigenem Ballbesitz hat sich dagegen der Aufbau in einer Dreierkette bewährt. Die Mannschaft setzt die dafür erforderliche Rotation ohne Probleme um, die Abläufe stimmen.
HSV unter Baumgart mit flexiblem System
In der Folge wechselt der HSV auch während des Spiels das System. Gegen Limassol rückten die nominellen Rechtsverteidiger William Mikelbrencis und Nicolas Oliveira, die jeweils eine Halbzeit spielten, auf die Position des rechten Flügelstürmers vor. Bakery Jatta übernahm dafür die linke Seite.
Da sich Dompé für Köln aber voraussichtlich wieder fit melden wird, könnte es eventuell keiner der beiden Youngster in die Startelf schaffen. „Es kommt darauf an, wie wir die Position auslegen, wir sind relativ offen in der Spielanlage“, analysierte Costa und ergänzte vielsagend: „Mal schauen, was Richtung Köln personell machbar ist.“
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Es ist kein Geheimnis, dass sich der HSV nach einem neuen Rechtsverteidiger umsieht. Costa bestätigte am Donnerstag das Interesse am Schweizer Silvan Hefti vom CFC Genua. „Hefti ist einer der Kandidaten, über den wir diskutieren“, sagte der Manager. Doch bis zum Köln-Spiel ist nicht mit einer Einigung zu rechnen. Eine zusätzliche Pizza muss also vorerst nicht bestellt werden.
Die Aufstellung des HSV:
HSV: Heuer Fernandes – Hadzikadunic (78. Ramos), Schonlau (78. David), Muheim (78. Katterbach) – Meffert (63. Heyer), Elfadli (78. Yalcinkaya) – Karabec (46. Öztunali), Reis (63. Pherai) – Mikelbrencis (46. Oliveira), Königsdörffer (63. Nemeth), Jatta (78. Sillah).