Hamburg. Ex-Kölner könnte der zweite Angreifer neben Robert Glatzel werden. Mit Baumgart und Kuntz träfe er auf zwei ehemalige Weggefährten.
Als sich die HSV-Profis am Mittwoch um 13.30 Uhr für das offizielle Mannschaftsfoto auf dem Kunstrasenplatz am Campus aufstellten, war Davie Selke noch nicht dabei. Das könnte sich aber bereits ändern, wenn das Gruppenbild nach dem Ende der Transferperiode aktualisiert wird. Denn der 29 Jahre alte Stürmer verhandelt mit dem HSV über einen Wechsel in die Zweite Liga, nachdem er am Dienstag seinen Abschied beim 1. FC Köln verkündet hatte.
Bei den Hamburgern könnte Selke, der sich einen Transfer zum HSV vorstellen kann, der gesuchte neue Stürmer werden, der neben Robert Glatzel zuverlässig trifft. In den ersten Gesprächen näherten sich beide Seiten bei ihren finanziellen Vorstellungen an, erzielten aber noch keine Einigung. Es soll zwar auch schon über Zahlen gesprochen worden sein, ein konkretes Angebot soll Selke aber noch nicht erhalten haben.
HSV will Davie Selke: Poker ums Gehalt
Dem 1,95 Meter großen Angreifer liegen mehrere Anfragen vor – die meisten stammen aus dem Ausland. Selke, der seit Monatsbeginn vereinslos ist, weil sein ursprünglich bis 2026 datierter Vertrag in der Zweiten Liga nicht gültig ist, hört sich aktuell alle Offerten an und will im Anschluss über seine Zukunft entscheiden.
Sollte Selkes Weg tatsächlich zum HSV führen, müsste er auf Gehalt verzichten. In Köln soll er zuletzt 1,6 bis 1,7 Millionen Euro verdient haben, im Volkspark könnte er in etwa auf die Hälfte der Summe kommen. Noch ist offen, ob er dazu auch bereit ist.
HSV-Kandidat Selke kennt Kuntz und Baumgart
In Hamburg würde er auf seine ehemaligen Weggefährten Stefan Kuntz und Steffen Baumgart treffen. Als Sportvorstand Kuntz noch Trainer beim DFB war, wurde Selke 2017 an der Seite von Bayerns Serge Gnabry und dem anschließend zum HSV gewechselten Torwart Julian Pollersbeck als Stammspieler U-21-Europameister.
Unter Kölns ehemaligem Chefcoach Baumgart fand Selke schließlich zu seiner alten Stärke zurück, weil er plötzlich wieder das Vertrauen spürte und die auf einen Strafraumstürmer wie ihn zugeschnittene Spielidee besser zu ihm passte.
Nach einer enttäuschenden Hinrunde mit Hertha BSC, als ihm nur ein Tor gelang, wechselte Selke im Januar 2023 ablösefrei zu den Rheinländern, für die er fünf Treffer in der zweiten Halbserie erzielte. In der zurückliegenden Kölner Abstiegssaison schoss er sechs Tore, obwohl er fast die komplette Rückrunde verletzungsbedingt verpasst hatte.
Davie Selke ging in Köln im Streit
Nach dem Gang in die Zweite Liga wollte Selke zunächst in Köln bleiben. Die Vertragsverhandlungen scheiterten allerdings an seiner angeblich zu hohen Gehaltsforderungen, wie es von Vereinsseite heißt. Selke betont hingegen, dass ihm die Verantwortlichen um FC-Geschäftsführer Christian Keller die Chance auf einen Verbleib „final genommen“ hätten. Zuvor ließ er eine Frist zur Annahme eines neuen Arbeitspapiers verstreichen.
„Hallo liebe FC-Fans. Weiß gar nicht so recht, was ich schreiben soll. Ich habe mich in Köln und beim FC sehr wohlgefühlt. Es ist kein Geheimnis, dass ich es mir vorstellen konnte, den Weg mit Euch weiterzugehen“, schreib der verärgerte Torjäger am Dienstag auf Instagram. Die Trennung erfolgte im Streit, obwohl Selke eine sportlich positive Phase seiner Karriere in Köln erlebte. „Danke für die kurze, aber intensive Zeit!“, schrieb Selke an die FC-Fans.
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HSV und Selke? Das ist der Plan
Beim HSV könnte Selke als zweite Spitze neben Zweitliga-Torschützenkönig Glatzel agieren. Baumgart hatte bereits angekündigt, in der neuen Saison häufiger auf ein System mit zwei Stürmern zu setzen. „Es gibt bestimmt viele Spieler, die ich in Köln sehr interessant finde, mit denen ich zusammengearbeitet habe“, hatte Hamburgs Trainer im Mai gesagt, ohne einen Namen zu nennen. Doch einer dieser Spieler ist Selke.
Auf der Suche nach einem neuen Stürmer hatte sich der Club anfangs auf Erencan Yardimci (22) vom türkischen Erstliga-Aufsteiger Eyüpspor festgelegt und ein Angebot in Höhe von zwei Millionen Euro zuzüglich einer weiteren Million im Falle des Aufstiegs vorbereitet. Weil die Türken aber weiterhin nicht von ihrer vier Millionen Euro schweren Ablöseforderung abrücken, intensivierte der HSV zuletzt die Suche nach einer Alternative.
Bislang hieß es, die Hanseaten bevorzugen dabei einen schnellen Angreifer, der einen Gegenpart zu Glatzel bilden kann. Sollte die Wahl nun tatsächlich auf den sehr körperbetont und immer an der Grenze des Erlaubten spielenden Selke treffen, hätte der HSV zwei ähnliche Stürmertypen im Kader, die ihre Stärken im Sechzehner haben, aber beide nicht die Schnellsten sind.