Hamburg. Offiziell: Torgefährlicher Mittelfeldmann verlässt den HSV. Zu welchem Verein der EM-Fahrer wechselt und wie viel Hamburg kassiert.
Laszlo Benes kann sich am Mittwoch einen Traum erfüllen. Der Mittelfeldspieler des HSV bestreitet am Abend mit der Slowakei das letzte Gruppenspiel gegen Rumänien. Bei einem Unentschieden hätten Benes‘ Slowaken den Einzug ins Achtelfinale der Europameisterschaft sicher – es wäre ein Riesenerfolg für das kleine Land in Mitteleuropa (5,4 Millionen Einwohner).
Der 26 Jahre alte Benes sorgte allerdings bereits wenige Stunden vor dem Anpfiff für Schlagzeilen. Ein Umstand, der allerdings weniger mit der EM, sondern vielmehr mit seiner Zukunft im Verein zu tun hatte. Denn der Offensivspieler hat sich entschieden, seine Ausstiegsklausel zu ziehen. Er steht vor einem Wechsel zu Union Berlin in die Bundesliga. Das Abendblatt kann einen Bericht der „Bild“-Zeitung bestätigen.
Nach Abendblatt-Informationen erhält der HSV eine Transferentschädigung von nicht einmal drei Millionen Euro und damit weniger als erhofft. Nur bei einem Wechsel zu einem international spielenden Club wäre der Betrag höher ausgefallen. Von teilweise fünf Millionen Euro war die Rede, doch nun müssen die Hamburger mit einer geringeren Einnahme auskommen.
HSV verliert Laszlo Benes an Union Berlin
Wie es der Zufall so wollte, wurde Unions neuer Geschäftsführer Horst Heldt nur wenige Minuten nach der Berichterstattung an der Alten Försterei präsentiert. Und der 54-Jährige musste sich auch gleich zu der Personalie Benes äußern, wenngleich er den Transfer nicht offiziell bestätigen wollte.
„Dazu kann ich nichts sagen, weil es heute mein erster Tag ist. Natürlich beschäftigen wir uns mit Spielern, die an der EM teilnehmen. Ich finde den Spieler Laszlo Benes grundsätzlich interessant, aber ich kann hier nichts vermelden und auch sicherlich nicht bestätigen, dass wir uns im Austausch befinden“, sagte Heldt und lächelte vielsagend.
Benes-Transfer zu Union offiziell
Am Freitag wurde der Transfer offiziell: „Ich möchte mich ganz herzlich bei den HSV-Fans, meinen Mitspielern und den Verantwortlichen für die zwei Jahre bedanken. Sehr gerne hätte ich mit diesem tollen Verein den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Leider hat es am Ende dafür nicht gereicht. Die Enttäuschung ist groß und schmerzt noch sehr. Trotz alledem bin ich sehr stolz darauf, für einen der größten Vereine in Deutschland gespielt zu haben“, sagte Benes.
Und weiter: „Meine Familie und ich haben uns über den gesamten Zeitraum beim HSV und in Hamburg sehr wohlgefühlt, ich werde diese Zeit immer in bester Erinnerung behalten. Ich wünsche dem Club und seinen unfassbaren Fans nur das Beste. Der HSV bleibt in meinem Herzen.“
HSV auf Benes-Wechsel vorbereitet
Der HSV hatte sich die vergangenen Tage bereits auf einen Abgang seines zweitbesten Scorers nach Torjäger Robert Glatzel (22 Tore, sieben Vorlagen) vorbereitet. Nach einer starken Saison mit 13 Toren und elf Vorlagen war allgemein erwartet worden, dass Benes die Hamburger nach zwei Jahren verlassen wird. Der Linksfuß musste seine Zukunft während der EM klären, da seine Ausstiegsklausel am Ende des Monats abgelaufen wäre.
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Für den HSV geht es in den kommenden Wochen darum, einen Ersatz für Benes zu verpflichten. Mit Ludovit Reis, der mangels zahlungskräftiger Interessenten keinen Gebrauch von seiner Ausstiegsklausel (fünf Millionen Euro) gemacht hat, und Immanuel Pherai kann der Club im Mittelfeldzentrum weiterhin auf zwei Spieler setzen, die im Zweitligavergleich über eine hohe Qualität verfügen. Insbesondere Pherai hat sein volles Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Nach einer durchwachsenen Debütsaison wird ihm die größte Leistungssteigerung zugetraut, um vielleicht sogar in Benes‘ Fußstapfen zu treten.
Ein Teil der Ablösesumme soll direkt in den Kader der neuen Saison fließen – zum Beispiel in Gehälter und Ablösesummen für neue Spieler. Allerdings wird der Zweitligist weiterhin darauf achten, Neuzugänge mit Entwicklungspotenzial zu verpflichten, die perspektivisch gewinnbringend verkauft werden können. So wie Benes, der vor zwei Jahren für 1,5 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtet worden war, und den HSV nun für in etwa das Doppelte der Summe verlässt.