Hamburg. Am Sonnabend starten die Hamburger mit den Leistungstests in die Vorbereitung. Die Innenverteidigung lässt sich nur schwierig planen.

Eine gemeinsame Vorbereitung haben Dennis Hadzikadunic und Jonas David beim HSV schon einmal erlebt. Nachdem die Hamburger Hadzikadunic am 6. Juli 2023 dank einer Fifa-Regelung für ein Jahr vom russischen Erstligisten FK Rostov ausgeliehen hatten, stand dieser knapp zwei Monate mit dem HSV-Eigengewächs auf dem Trainingsplatz, ehe sich David am 29. August zu Hansa Rostock verleihen ließ. Beim HSV sah er angesichts der Innenverteidiger-Konkurrenz von Sebastian Schonlau, Guilherme Ramos, Stephan Ambrosius und eben Hadzikadunic keine Perspektive für ausreichend Spielpraxis.

Am kommenden Sonnabend könnte es zum Wiedersehen zwischen Hadzikadunic und David kommen, wenn beim HSV die zum Trainingsauftakt obligatorischen Leistungstests anstehen. Die Lage in der Innenverteidigung ist im Volkspark aber nach wie vor kompliziert, auf keiner anderen Position gibt es derzeit noch so viele Fragezeichen. Ob Hadzikadunic und David nach der Vorbereitung auch gemeinsam in die kommende Saison starten, erscheint zweifelhaft.

HSV Transfermarkt: Ambrosius wechselte bereits in die Schweiz

Da gibt es natürlich Kapitän Schonlau, der in der vergangenen Saison mit wiederkehrenden Wadenverletzungen keine konstante Hilfe war, mit einem Vertrag bis Sommer 2026 aber seinen Kaderplatz sicher hat. In der internen Rangliste zwar etwas weiter hinten angesiedelt, aber ebenfalls mit einem noch zwei Jahre gültigen Kontrakt ausgestattet ist Ramos. Ambrosius wechselte in der vergangenen Woche hingegen zum Schweizer Erstligisten FC St. Gallen, bei allen anderen Innenverteidigern ist es kompliziert.

Jonas David (24) spielte in der vergangenen Saison leihweise für Hansa Rostock, konnte den Abstieg der „Kogge“ aber nicht verhindern.
Jonas David (24) spielte in der vergangenen Saison leihweise für Hansa Rostock, konnte den Abstieg der „Kogge“ aber nicht verhindern. © WITTERS | TimGroothuis

Eine unberechenbare Variable ist nach wie vor Mario Vuskovic, der seine Dopingverhandlung vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas zwar hinter sich gebracht hat, aber noch wie vor auf ein Urteil wartet. Der dänische Richter Lars Hilliger hatte bei den Verhandlungen in Lausanne lediglich eine Entscheidung vor dem Saisonstart (2. August) angekündigt. Doch selbst wenn es für Vuskovic zeitnah einen Freispruch geben sollte, ist fraglich, wie schnell der Kroate rund eineinhalb Jahre ohne Mannschaftstraining und Spielpraxis wieder auf das nötige Zweitliganiveau kommt.

Vuskovic-Urteil hat Auswirkungen auf Abwehrkaderplanung

Abhängig vom Vuskovic-Urteil will der HSV in diesem Sommer ein oder zwei Innenverteidiger verpflichten. Am konkretesten ist es derzeit bei Hadzikadunic, dessen bisheriger Leihvertrag beim HSV am 30. Juni endet. Weil die Fifa die Transfer-Sonderregel, wonach in Russland beschäftigte Profis wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine ihre Verträge für ein Jahr aussetzen können, für die kommende Saison verlängerte, kann Hadzikadunic (Vertrag in Rostov bei Sommer 2026) in diesem Sommer zu einem beliebigen Verein wechseln.

Wie das Abendblatt aus dem Umfeld des bosnischen Nationalspielers hörte, sollen auch zwei Bundesligisten sowie der türkische Spitzenclub Fenerbahce Istanbul mit Startrainer José Mourinho am 25-Jährigen interessiert sein. Hadzikadunic soll sich mit diesen Clubs bereits ausgetauscht haben. Zudem soll es lose Anfragen aus der italienischen Serie A geben, wobei diese Clubs aber eher nicht an Einjahresverträgen, sondern langfristigen Lösungen interessiert sein sollen.

Hadzikadunic hofft auf eine Zukunft beim HSV

Ob diese Liste angeblicher Interessenten vollumfänglich der Wahrheit entspricht, darf allerdings bezweifelt werden. Im Profifußball ist es nicht unüblich, Gerüchte zu streuen, um einen Verein – in diesem Fall den HSV – unter Druck zu setzen. Denn nach Abendblatt-Informationen soll sich Hadzikadunic trotz der vermeintlichen Angebote ein weiteres Jahr beim HSV wünschen. Nachdem er den Wechsel in das herausfordernde Spielsystem von Ex-Coach Tim Walter in der Hinrunde noch bereut haben soll, wurde er zuletzt unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart glücklich. Auch Baumgart schätzt Hadzikadunic, beorderte ihn fast immer in die Startelf.

Denkbar ist, dass der Bosnier noch vor dem Trainingsauftakt im Volkspark unterschreibt. Zunächst für ein weiteres Jahr und dann – so sein Wunsch – mit einem Zwei- oder Dreijahresvertrag im Anschluss. Sofern dem HSV denn im siebten Anlauf der Aufstieg in die Bundesliga gelingt.

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An der Hadzikadunic-Entscheidung hängt wohl auch die Zukunft von Jonas David, der bei seiner Leihe in Rostock mit dem Zweitligaabstieg zwar kein Happy-End hatte, in seiner Persönlichkeit und seinem Spiel aber gereift sein soll. Beim HSV will das Eigengewächs (Vertrag bis Sommer 2025) in der Vorbereitung angreifen und beobachten, ob er Baumgart als Quasi-Neuzugang überzeugen kann.

Nach Abendblatt-Informationen wäre es für den 24-Jährigen allerdings keine Option, als Innenverteidiger Nummer drei oder vier in die Saison zu gehen, sofern Baumgart weiterhin mit Viererkette spielen lässt. Und so bleibt die Innenverteidigung beim HSV wohl noch bis weit in die Vorbereitung hinein die Position mit den meisten Fragezeichen.