Fürth. HSV erobert die Tabellenführung. Für Aufregung sorgte ein positiver Corona-Test bei Fürth. Dudziak verletzt sich.
Die Erleichterung war den HSV-Profis sichtlich anzumerken, als Schiedsrichter Martin Petersen um 14.53 Uhr zum Schlusspfiff ansetzte. Nach einem großen Kampf und einer gehörigen Portion Glück hat der HSV in Unterzahl 1:0 (1:0) bei Greuther Fürth gewonnen und dadurch vorübergehend die Tabellenführung der 2. Bundesliga übernommen. Das goldene Tor des Tages erzielte Khaled Narey in der Nachspielzeit der ersten Hälfte vor 3100 Zuschauern.
„Fürth hat es sehr gut gemacht, wir haben uns schwergetan", räumte der neue HSV-Torhüter Sven Ulreich beim TV-Sender Sky ein, der bei seinem Debüt sowohl starke Paraden als auch die eine oder andere Unsicherheit offenbarte. „Ich war zufrieden. Es ist natürlich immer schwer, wenn man in eine neue Mannschaft kommt, aber ein Spiel zu null ist für einen Torhüter natürlich immer schön.“
Rot für HSV-Abwehrchef Leistner
Fast eine komplette Halbzeit lang spielten die Hamburger in Unterzahl, nachdem Abwehrchef Toni Leistner, der den verletzten Tim Leibold als Kapitän vertrat, die Rote Karte kassiert hatte (53.). Der gerade erst nach einer Sperre für seinen Tribünensturm in Dresden zurückgekehrte und im Sommer als Säulenspieler verpflichtete Leistner wurde wegen einer Notbremse kurz vor dem eigenen Strafraum des Feldes verwiesen.
Eine korrekte Entscheidung, die den HSV rund 40 Minuten um die drei Punkte in Fürth zittern ließ. „Es ist keine einfache Zeit für Toni. Wir sind als Mannschaft dafür da, ihn aufzufangen", sagte Trainer Daniel Thioune, für den das Positive überwog. „Ich muss meinen Spielern ein Kompliment machen, wie sie sich nach dem Platzverweis reingehängt haben. Wir haben eine gute Mentalität gezeigt."
Seine Elf hatte gleich mehrere brenzlige Situationen zu überstehen. Der neue Stammtorwart Ulreich machte dabei nicht immer eine glückliche Figur, in vielen Situationen war er aber ein wichtiger Rückhalt für seine Mannschaft. Einmal musste der vom FC Bayern geholte Schlussmann sogar hinter sich greifen, doch der Treffer des eingewechselten Leweling zählte nicht, weil der Fürther den Ball zuvor mit dem Arm berührt hatte (73.).
HSV: Dudziak verletzt sich
Und so brachte der HSV den Sieg in einer hochdramatischen Partie über die Zeit. Es war auch ein Sieg für die Moral, nachdem dem Blackout von Toni Leistner, mit der er seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. „Nach der Roten Karte war es ein Kampfspiel für uns, das haben die Jungs super gemacht", sagte Ulreich. „Wir haben verdient die drei Punkte eingefahren.“
Eine Ansicht, die der Torwart angesichts von 19:9-Torschüssen für die Gastgeber exklusiv haben dürfte. Trainer Thioune gab dagegen zu, dass der Erfolg glücklich zustande kam, aber auch hart erarbeitet worden sei.
Trotz des Sieges reist der HSV mit einem Wermutstropfen zurück nach Hamburg. Denn Mittelfeldantreiber Jeremy Dudziak fällt vorerst verletzt aus. Der 25-Jährige wurde schon in der ersten Hälfte durch Sonny Kittel ersetzt, weil er sich die linke Schulter auskugelte. Eine Verletzung, die ihm schon zu seiner Zeit beim FC St. Pauli Probleme bereitete. Wie lange Dudziak ausfällt, ist noch unklar.
HSV im Glück: Fürth trifft die Latte
Auch in Fürth hatte der HSV mit einigen Ausfällen zu kämpfen. Gleich drei Stammspieler in der Abwehr um Kapitän Tim Leibold führen gar nicht erst mit ins Frankenland. Trainer Thioune setzte zunächst auf eine Viererkette mit Gideon Jung und Leistner im Zentrum sowie Jan Gyamerah (rechts) und Moritz Heyer (links) auf den Außen.
Gegen aggressive auftretende Franken stand die HSV-Defensive von Beginn an unter Druck. „In der ersten Halbzeit hatten wir Glück gegen einen spielstarken Gegner", sagte Thioune. Gleich zu Beginn wackelte der Querbalken hinter Ulreich, als der Fürther Seguin mit seinem Distanzschuss die Unterkante der Latte traf (6.). Ein Knaller, der den HSV offenbar wachrüttelte. In einer munteren Anfangsphase antwortete Aaron Hunt mit einem strammen Linksschuss (16.). Sein Versuch zischte nur knapp am Tor vorbei.
Hunt war es auch, der die zweite gute Torchance für den HSV hatte, als einer seiner gefürchteten Freistöße vom Fürther Bauer per Kopf auf der Linie geklärt wurde (41.). Aber auch die auf Umschaltmomente lauernden Gastgeber blieben weiter gefährlich und kamen durch Nielsen zu einer weiteren Möglichkeit (45. + 1). Dann aber schlug der HSV zu und ging durch Narey in Führung (45.+3). Die Vorlage gab der bis zu dieser Szene unauffällige Torjäger Simon Terodde, der im Stile eines Spielmachers mustergültig einen Pass in die Tiefe spielte.
HSV siegt in Unterzahl bei Greuther Fürth
Fürth drängt – und trifft den Pfosten
Wer nun dachte, der Treffer würde den Hamburgern mehr Sicherheit geben, sah sich getäuscht. Denn nach der Roten Karte für Leistner nahm der Druck der Hausherren noch mehr zu. Im Fokus stand dabei HSV-Torhüter Ulreich, der zunächst eine unnötige Ecke nach einer missglückten Faustabwehr verschuldete (56.), im Anschluss aber glänzend auf der Linie den Kopfball von Fürths Ernst parierte und seinen Fehler dadurch wieder ausbügelte (57.).
Es sollte nicht seine letzte Parade bleiben. Fürth blieb am Drücker – und scheiterte erneut am Aluminium. Diesmal kullerte ein von Heyer verlängerte Kopfball der Gastgeber an den Pfosten (75.). Es folgten weitere Verzweiflungsangriffe der nun dauerhaft anrennenden Fürther. Doch am Ende stand die Null beim HSV – verbunden mit der glücklichen Tabellenführung, die allerdings nur bis Sonntag anhielt. Dann zog Holstein Kiel wieder vorbei.
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Fürther zunächst positiv auf Corona getestet
Etwas coronabedingte Aufregung gab es am Freitagabend, als ein PCR-Test im Fürther Lager ein positives Ergebnis zeigte, welches allerdings durch einen Nachtest nicht bestätigt wurde. „Das war ein Musterbeispiel, wie gearbeitet werden muss, wenn solche Fälle auftreten", sagte Sportvorstand Jonas Boldt vor dem Fürth-Spiel. „Man muss die Regeln nachvollziehen können. Am Ende ist entschieden worden, dass gespielt werden kann, weil kein Risiko besteht. So eine Entscheidung hätte ich mir vor gut zwei Wochen gegen Aue auch gewünscht."
Zur Erinnerung: Das ursprünglich für den 4. Oktober angesetzte Zweitligaspiel zwischen dem HSV und Aue war wegen zweier positiver Corona-Tests bei den Sachsen abgesagt worden. Die Nachtests hatten dann aber ein negatives Ergebnis ergeben. Die Partie wird nun am kommenden Mittwoch nachgeholt. Dann wollen die Hamburger den vierten Sieg im vierten Spiel holen.
Die Statistik:
- Fürth: Sascha Burchert – Meyerhöfer, Bauer, Mavraj, Raum – Sarpei – Seguin (84. Abiama), Green – Ernst (70. Tillman) – Nielsen (55. Leweling), Hrgota. – Trainer: Leitl
- HSV: Ulreich – Gyamerah, Jung, Leistner (C), Heyer – Onana (81. Gjasula), Hunt – Dudziak (28. Kittel) – Narey, Terodde (74. Wood), Wintzheimer (81. Jatta). – Trainer: Thioune
- Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)
- Zuschauer: 3100
- Tor: 0:1 Narey (45. + 3)
- Torschüsse: 19:9
- Ecken: 6:7
- Ballbesitz: 55:45 Prozent