Hamburg. Mit welchem System Schalke-Coach Grammozis agiert, wie sich die Neuzugänge eingefügt haben und welche Rolle Harit & Co. droht.

Dimitrios Grammozis war die Vorfreude auf den Saisonauftakt seines FC Schalke am Freitag gegen den HSV spürbar anzumerken. „Es kommt ein richtig geiler Gegner in unser Stadion. Wir haben alle richtig Bock auf die Partie“, sagte der Ex-HSV-Profi und aktuelle Schalke-Trainer am Donnerstag mit breitem Grinsen.

Schalke gegen den HSV – der Auftakt zur neuen Zweitligasaison klingt schon ein wenig nach Bundesliga. Und genau dorthin, also in die Beletage des deutschen Fußballs, soll der Weg von Schalke nach einem Jahr in der 2. Liga nach Möglichkeit auch wieder hinführen. „Wir wissen, dass wir eine gute Rolle spielen müssen, wir wollen aber auch ambitioniert sein. Wir haben eine gute Mannschaft und müssen uns nicht verstecken“, betont Grammozis – wohl wissend, dass seine Mannschaft einen gewaltigen Umbruch hinter sich hat.

Schalkes irre Punktprämie für Topverdiener

Zwölf Spieler sind gekommen, 20 Profis haben Schalke nach dem Abstieg wieder verlassen. Mit Ozan Kabak (21), der weiterhin für einen Vereinswechsel vom Training freigestellt ist, Amine Harit (24), Omar Mascarell (28) und Matija Nastasic (28) sollen noch vier Topverdiener folgen. In jedem Fall werden alle vier namhaften Profis gegen den HSV nicht zum Einsatz kommen – und das aus finanziellen und nicht aus sportlichen Gründen. „Bei einigen Spielern steht der finanzielle Aspekt im Vordergrund, sodass ein Einsatz einfach nicht möglich ist“, sagte Grammozis und schob hinterher: „Bei Testspielen gibt es keine Punktprämien."

Der Hintergrund: Alleine Nastasic kassiert bei Schalke 30.000 Euro pro Punkt in Pflichtspielen, in denen der Serbe zum Einsatz kommt. Bei einer gewöhnlichen Saison eines Aufsteigers mit einer Ausbeute im mittleren 60-Punkte-Bereich könnte Nastasic also bis zu zwei Millionen Euro an Prämien verdienen. Zu viel Geld für einen Zweitligisten, weshalb der Ex-Profi von Manchester City unbedingt noch abgegeben werden soll. Bereits in den Testspielen sammelten Nastasic, Harit und Mascarell deshalb kaum Spielminuten. Die Botschaft ist klar: Der Verein plant nicht mehr mit ihnen.

Die neue Achse von HSV-Gegner Schalke

Zur neuen Achse der Schalker Zweitligamannschaft gehört nun Eigengewächs Malick Thiaw (19) als Abwehrchef. Der Innenverteidiger gilt als technisch versiert, ruhig, aber eben auch schüchtern. Ob der Youngster seiner neuen Rolle als Anführer gewachsen ist, muss er erst noch beweisen. Thiaw ist kein Lautsprecher. In der Defensive klafft eine Führungsvakanz bei den Königsblauen.

Neben Thiaw komplettieren der am Coronavirus erkrankte und gegen den HSV ausfallende Torhüter Ralf Fährmann (32) sowie die Neuzugänge Victor Pálsson (30), Danny Latza (31) und Simon Terodde (33) die neue Achse bei S04. Vier Ü-30-Routiniers, die der Mannschaft Stabilität vermitteln sollen – auch wenn es im Laufe einer Saison einmal nicht so läuft. Eine Idee der Kaderzusammenstellung, die man beim HSV aus der vergangenen Saison nur zu gut kennt. In Hamburg scheiterte dieser Plan.

Lesen Sie auch:

HSV-Gegner Schalke: Alles für Terodde!

Doch auf Schalke sind die Verantwortlichen um Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor Rouven Schröder von dieser Idee überzeugt. Denn bei der Zusammenstellung der Mannschaft haben die Manager nicht nur auf charakterstarke Routiniers geachtet, sondern auch auf die richtigen Mitspieler für den neuen Schlüsselspieler: Simon Terodde.

Ex-HSV-Stürmer Simon Terodde (M.) erzielte acht Tore in fünf Testspielen für Schalke 04.
Ex-HSV-Stürmer Simon Terodde (M.) erzielte acht Tore in fünf Testspielen für Schalke 04. © Imago / Revierfoto | Unbekannt

Mit Angreifer Marius Bülter (28/Union Berlin) und Spielmacher Dominick Drexler (31/Köln) hat Schalke zwei Spieler verpflichtet, deren Hauptaufgabe es ist, den Torjäger mit Bällen zu füttern. Außerdem lässt Grammozis in der Defensive mit einer Dreierkette spielen, sodass sich die Außenspieler Reinhold Ranftl (29/Linz) und Thomas Ouwejan (24/Alkmaar) ebenfalls darauf konzentrieren können, Flanken in den Strafraum auf Terodde zu schlagen.

Für den HSV wird es also nicht ausschließlich darauf ankommen, Terodde zu stoppen. Auch die Zuspiele auf den Ex-Hamburger müssen unterbunden werden. Gelingt dieser Plan, dann ist nicht nur Terodde, sondern auch Schalke zu stoppen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

  • Schalke: Langer – Thiaw, Flick, M. Kaminski – Ranftl, Palsson, Ouwejan – Idrizi, Latza – Terodde, Bülter.
  • HSV: Heuer Fernandes – Gyamerah, David, Schonlau, Leibold – Meffert – Reis, Wintzheimer, Kinsombi – Glatzel, Jatta.