Hamburg. Vier Rückkehrer im Fokus beim HSV: Neben Amaechi könnte auch Heil auf Einsätze kommen. Gibt sich Meißner mit seiner Rolle zufrieden?
Es war schon spät am Sonnabend, als Aaron Opoku seinen Twitch-Kanal startete. Während die meisten seiner HSV-Mitspieler nach dem einwöchigen Trainingslager in der Steiermark vermutlich schon geschlafen haben, beantwortete der 23-Jährige über die Streamingplattform Fragen seiner Fans. Opoku erzählte unter anderem, dass Sonny Kittel der beste Fußballer in seinem Team sei, dass Neuzugang Laszlo Benes einen harten Schuss habe oder dass Omar Megeed (16) für sein Alter schon ein großes Talent sei. Und dann nannte Opoku noch sein Ziel für die neue Saison: Er wolle so viel wie möglich spielen. Die Frage ist nur, wo?
Opoku ist neben Xavier Amaechi, Ogechika Heil und Robin Meißner einer von vier Offensivspielern, der nach einer Leihe zum HSV zurückgekehrt ist und sich in der Vorbereitung bei Trainer Tim Walter aufdrängen will.
HSV: Opoku vor Wechsel nach Wien
Eigentlich hätte der 23-Jährige aktuell so gute Chancen wie noch nie in den vergangenen vier Jahren. Nach den Abgängen von Faride Alidou und Giorgio Chavetadze sowie der schweren Verletzung von Bakery Jatta braucht der HSV Flügelstürmer. Opoku hätte das Potenzial, die Rolle von Alidou einzunehmen, der in der vergangenen Saison von Walter viel Spielzeit bekam. Er bringt Tempo mit, hat eine gute (Schuss-) Technik und die Fähigkeit, Tore vorzubereiten. 15 Vorlagen waren es in der vergangenen Saison beim VfL Osnabrück in der Dritten Liga. An seiner eigenen Torquote muss er aber arbeiten.
Auch im Trainingslager in Fürstenfeld kam Opoku in den Testspielen gegen Hajduk Split (2:2) und Aris Saloniki (4:3) zu selten in die gefährliche Zone, wirkte etwas gehemmt. Ob es an seinen Knieproblemen liegt? Nach den Einheiten in Österreich musste Opoku häufig an beiden Knien behandelt werden.
Aufgrund der Tatsache, dass der HSV noch einen weiteren Flügelstürmer verpflichten will, könnte es für den Hamburger Jung auch im vierten Versuch schwierig werden, im Volkspark auf die gewünschte Spielzeit zu kommen. Mit Rapid Wien und Eintracht Braunschweig gibt es Interessenten. Für 500.000 Euro Ablöse würde der HSV sein Eigengewächs wohl ziehen lassen. Nach Abendblatt-Informationen bevorzugt Opoku allerdings eine Adresse im Ausland, also bei den aktuellen Interessenten die österreichische Bundesliga. Braunschweig ist sich daher bewusst, kaum eine Chance auf einen Transfer zu haben.
Plötzlich hat Amaechi eine HSV-Chance
Auch für Xavier Amaechi ist es aktuell der vierte Versuch, in Hamburg zu zeigen, warum der Club für ihn vor drei Jahren 2,5 Millionen Euro an den FC Arsenal überwies. Und bis zur 59. Minute des Spiels gegen Saloniki am Freitag sah es auch so aus, als ob der 21-Jährige sein Glück beim HSV einfach nicht finden will. Missglückte Flanken, Dribblings und Schussversuche summierten sich. Doch dann zeigte Amaechi beim Tor zum 4:3, was Sportdirektor Michael Mutzel 2019 in ihm gesehen hat.
Sein Treffer mit links nach einem dynamischen Antritt könnte Amaechis Situation verändern. Weil er danach plötzlich mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein auftrat. Selbstbewusstsein, das ihm unter den Trainern Dieter Hecking, Daniel Thioune und vor einem Jahr auch unter Walter verloren gegangen war und das auch bei seinen Leihstationen Karlsruher SC und Bolton Wanderers nicht größer wurde.
Bestätigt der noch immer sehr junge Engländer seine Ansätze in den kommenden Wochen, könnte er doch noch mal eine Chance beim HSV bekommen. „Ich freue mich für Xavi, dass er geblieben ist und es jetzt vielleicht im nächsten Anlauf schafft. Das ist ein guter Junge, der viel Pech gehabt hat. Er war auch viel verletzt“, sagte Walter, mahnte aber zugleich: „Das muss er jetzt bestätigen.“ Ähnliche Worte fand Kapitän Sebastian Schonlau: „Ich fand Xavi auch wirklich gut. Er war sehr klar in seinen Aktionen und hat sich belohnt durch sein Tor. So muss er weitermachen.“
Startet Ogi Heil beim HSV durch?
Erst seinen zweiten Anlauf bei den HSV-Profis nimmt Ogechika Heil. Nachdem der HSV dem 21-Jährigen vor einem Jahr einen Profivertrag gab und ihn direkt zum niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles Deventer verlieh, will der kleine Flügelspieler zeigen, dass Walter mit ihm rechnen kann. In Fürstenfeld präsentierte sich Heil, der in der Sommerpause Privattraining nahm, in körperlich hervorragender Verfassung.
Gegen Split probierte ihn Walter als Rechtsverteidiger aus. Diese Position hatte Heil schon in der U21 des HSV gespielt. Seine Stärken hat er allerdings in der Offensive, wie er vor dem Ausgleichstor gegen Split zeigte. Aufgrund seiner Vielseitigkeit auf den Außenbahnen könnte Heil als Kaderspieler seine Einsatzzeiten bekommen – wenn er sich damit zufriedengibt.
Auch interessant
Auch interessant
Reichen Meißner Kurzeinsätze beim HSV?
Gleiches gilt für Robin Meißner (22), der nach einer unglücklichen Leihe zu Hansa Rostock zum HSV zurückgekehrt ist. Der Mittelstürmer hat das Pech, dass er mit Robert Glatzel den aktuell wohl besten Stürmer der Zweiten Liga vor sich hat, der auch in der kommenden Saison gesetzt sein wird. Selbst wenn Walter im 4-4-2-System spielt, wäre Neuzugang Ransford Königsdörffer der erste Kandidat für die Doppelspitze an der Seite von Glatzel.
Meißner hat seine Stärken im Strafraum, wenn er zum Abschluss kommt. So wie beim Tor zum 3:3 gegen Saloniki. Dass er einen richtig guten rechten Fuß hat, zeigt er in jeder Trainingseinheit. Nach den Abgängen von Mikkel Kaufmann und Manuel Wintzheimer könnte Meißner insbesondere in den ersten Wochen der Saison zu Kurzeinsätzen kommen. Ist ihm das nicht genug, wird er sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. August einen neuen Club suchen müssen.