Hamburg. Michael Krall verlässt das HSV-Kontrollgremium – und kommt möglicherweise seiner Demission zuvor. Wer ihn ersetzen könnte.

Es ist gerade einmal vier Tage her, als der HSV mit einer kurzen Pressemitteilung auf der eigenen Homepage bestätigte und bekannt gab, dass neben HSV-Vizepräsident Michael Papenfuß und Lena Schrum (Geschäftsführerin der Aware The Platform GmbH) auch Thomas Wüstefeld (Geschäftsführer der CaLeJo GmbH) auf der Hauptversammlung Ende November in den HSV-Aufsichtsrat aufrücken soll. Was zu dem Zeitpunkt noch keiner der Offiziellen wusste, aber ebenfalls schon entschieden war: Nach Felix Goedhart, dessen Rückzug den Platz für Wüstefeld erst frei gemacht hatte, wird auch Michael Krall den Aufsichtsrat zum Ende des Monats verlassen.

Krall und Goedhart hatten zuletzt den Finanzausschuss im Kontrollgremium geführt. Beide haben nach dem feststehenden Aus von Finanzvorstand Frank Wettstein nun auch ihr Mandat niedergelegt. Als Goedharts Rückzug am Donnerstag offiziell vermeldet wurde, war Kralls Rücktrittsbrief an den Vorstand wohl schon in der Post.

HSV-Aufsichtsrat verliert zwei Finanzexperten

Der doppelte Aufsichtsratsabschied reißt nun eine Lücke in die Statik des Kontrollgremiums, die in dieser Form vom Aufsichtsratsvorsitzenden Marcell Jansen nicht geplant war. Der 36-Jährige hatte es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst alle Kompetenzen im Kontrollgremium durch unterschiedliche Persönlichkeiten abzudecken. Doch ausgerechnet der essenzielle Bereich der Finanzen ist nun vakant.

Immerhin: Mit Vereins-Schatzmeister Papenfuß gibt es zumindest einen neuen Experten auf diesem Gebiet. Ein zweiter Kandidat könnte nach dem überraschenden Rückzug Kralls erneut Banker Hans-Walter Peters werden. Da allerdings Jansen selbst auch erst an diesem Wochenende über den Rücktritt informiert wurde, hat es mit Peters noch keine Gespräche gegeben.

Wer beim HSV auf Krall folgen könnte

Michael Krall gilt als kritischer Geist im Aufsichtsrat.
Michael Krall gilt als kritischer Geist im Aufsichtsrat. © WITTERS | TimGroothuis

In dem Brief an den Vorstand hatte Krall als Begründung für seinen Abschied nach drei Jahren „persönliche Gründe“ angegeben. Wie bei Goedhart wäre sein Aufsichtsratsmandat eigentlich noch ein Jahr lang gelaufen. Woran sich wohl nur wenige erinnern: Krall hatte das HSV-Kontrollgremium 2018 sogar einmal als Nachfolger von Karl Gernandt für mehrere Monate als Vorsitzender geleitet, ehe Bernd Hoffmann nach nur drei Monaten in den Vorstand wechselte und dessen Vertrauter Max-Arnold Köttgen den Vorsitz übernahm. Krall soll Hoffmanns Wirken beim HSV stets sehr kritisch begleitet haben.

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Nun sind Krall und Goedhart ihren frühzeitigen Demissionen möglicherweise auch nur zuvorgekommen. Bereits vor zehn Wochen hatte das Abendblatt in einer ausführlichen Analyse darüber berichtet, dass Krall und Goedhart zur Disposition stehen sollen. Und schon seinerzeit galten Peters und der Fan-Vorsänger Henrik Köncke als potenzielle Nachfolger. Für einen von beiden wäre ab Ende November nun wieder Platz im HSV-Aufsichtsrat.