Hamburg. Der Unternehmer übernimmt einen Teil des Aktienpakets des umstrittenen Investors. Wie der Deal zustandekam.
Investor Klaus-Michael Kühne trennt sich von rund einem Viertel seines Anteils an der HSV Fußball AG. Wie die Holding des umstrittenen Investors am Freitag mitteilte, verkauft Kühne 5,11 Prozent seiner Anteile der AG (bislang 20,44 Prozent) an die Calejo GmbH. Dies entspricht etwa 230.000 seiner gut 945.000 HSV-Aktien. Zuerst berichtete das Blog "HSV-Arena" über den Deal.
Die Übernahme der Anteile steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Hauptversammlung der HSV Fußball AG, bei der Präsident Marcell Jansen als Vertreter des Hauptaktionärs HSV e.V. (75,67 Prozent) die Mehrheit hält. Die Zustimmung gilt nur noch als Formsache, da Jansen bei dem Deal als Vermittler aktiv war. Letztlich eingefädelt wurde der Verkauf durch Kühnes Vertreter im Aufsichtsrat, Markus Frömming, sowie den Kühne-Vertrauten und Ex-Aufsichtsratschef Karl Gernandt.
Kühne wollte sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zu dem Verkauf äußern. "Es war schon seit längerer Zeit unser Wunsch, dass die Gesellschafterbasis verbreitert und ein weiterer Gesellschafter hinzugewonnen wird, der neue Impulse zu geben vermag. Es ist wichtig, die Kräfte zu bündeln", teilte seine Holding in einem Kommuniqé mit.
Kühne verkauft HSV-Anteile: Wer ist Calejo?
Geschäftsführer der Calejo ist ein inzwischen guter Bekannter: Thomas Wüstefeld (52). Der Hamburger Medizin- und Biotechnikunternehmer (Sanagroup) machte sich in der Pandemie mit mobilen PCR-Schnelltests international einen Namen.
Der Kontakt zur Kühne Holding wurde auf der diesjährigen Mitgliederversammlung des HSV hergestellt, auf der Wüstefeld und natürlich auch Frömming anwesend waren.
"Seit meiner Kindheit trage ich die Raute im Herzen. Nun möchte ich
gemeinsam mit den anderen Gesellschaftern die Entwicklung bei diesem Traditionsverein vorantreiben", teilte Wüstefeld mit. "Es wird darauf ankommen, ein stabiles Team rund um den HSV zu bilden." Bezogen auf das Konzept des neu gewählten Präsidenten Marcell Jansen ergänzte er: "Das Programm ,Vereint 2025' des Hauptgesellschafters HSV e.V. hat klare Ziele und damit kann ich mich ausgesprochen gut identifizieren.“
HSV-Investor Kühne will seit 2018 Anteile verkaufen
Kühne (84) engagierte sich seit 2010 finanziell beim HSV. 2015 erwarb der Logistikunternehmer erstmals Anteile an der inzwischen in die Fußball AG ausgegliederten Lizenzspielerabteilung. Zuletzt hielt er über seine Holding 20,44 Prozent und war damit größter Minderheitsaktionär.
Nach dem Bundesliga-Abstieg des HSV vor drei Jahren kündigte er an, sich von seinem Herzensclub zurückziehen zu wollen. Sein Namenssponsoring für das Volksparkstadion verlängerte er 2019 dennoch. Sein Engagement beim HSV bezifferte er in einem Abendblatt-Interview auf 60 Millionen Euro – und bezeichnete es im selben Atemzug als Flop.
Mit polemischen Äußerungen über das Führungs- und das sportliche Personal des HSV eckte Kühne gern an. Erst kürzlich holte er im Abendblatt wieder zu einem verbalen Rundumschlag aus und warf der Clubführung vor, "herumzuwursteln wie eh und je" und "auf zusammengewürfelte unbeschriebene Blätter" zu setzen.
Wie Kühne HSV-Transfers forcierte
Transfers und Vertragsverlängerungen, die Kühne einst selbst forcierte – Rafael van der Vaart, Bobby Wood und Kyriakos Papadopoulos – brachten dem Club allerdings vor allem finanzielle Schwierigkeiten und ließen den Investor bei den Anhängern zur umstrittenen Figur werden.
Der neue Anteilseigner hat sich mit Äußerungen zum HSV bislang zurückgehalten. Wüstefeld war 2020 mit seiner zur Sanagroup gehörenden Firma Medsan ein Durchbruch bei der Entwicklung mobiler Corona-Schnelltests gelungen. Das Ultra-RT-PCR-Verfahren, das der HSV vor fast genau einem Jahr erstmals erfolgreich erprobte, wird inzwischen auch von zwei Drittel aller Bundesligaclubs genutzt. Auch die Lufthansa und die Kreuzfahrtbranche setzt den Test ein.
Neuer HSV-Investor Wüstefeld mit Jansen verbandelt
Für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 baute das Hamburger Biotechnologie-Unternehmen eine PCR-Test-Fabrik in Katar. Erst vor zwei Wochen stellte Wüstefeld in Hamburg ein Testgerät vor, das in kürzester Zeit Viren, Bakterien und Keime aus Speichel- oder Blutproben identifizieren kann.
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Wüstefeld gilt auch als Vertrauter des HSV-Präsidenten und -Aufsichtsratsvorsitzenden Marcell Jansen. Über seine Initiative "HygieneCircle", in deren Expertenbeirat Wüstefeld sitzt, hat Ex-Profi Jansen bereits 45 Kitas mit einem professionellen Hygienekonzept ausgestattet.