Hamburg. Auf Schalke bringt Walter Abwehrspieler Rohr für Kinsombi. Viele rechnen mit Ergebnisverwaltung, doch der Coach tickt anders.
Viele Fans und Journalisten staunten nicht schlecht, als HSV-Trainer Tim Walter in der 71. Minute auf Schalke Innenverteidiger Maximilian Rohr für Mittelfeldspieler David Kinsombi einwechselte. „Maximilian, wer?“, fragte sich der eine oder andere neutrale Beobachter. Immerhin wusste Sky-Experte Torsten Mattuschka, der das Eröffnungsspiel der 2. Liga beim Pay-TV-Sender kommentierte, inzwischen etwas mit der Personalie Rohr anzufangen. Vier Tage vor der Partie hatte „Tusche“ im Abendblatt-Podcast HSV – wir müssen reden eingeräumt, noch nie von dem eigentlich nicht zu übersehenden 1,95-Meter-Hünen gehört zu haben.
Damit war Mattuschka nicht alleine, denn Rohr feierte auf Schalke sein Profidebüt. Und was für eins. Wer dachte, Walter wollte mit diesem Wechsel das Unentschieden absichern, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Der 26 Jahre alte gelernte Innenverteidiger, der vor einem Jahr für 200.000 Euro vom damaligen Drittliga-Absteiger Carl Zeiss Jena für die zweite Mannschaft verpflichtet worden war, fand sich sofort auf der Kinsombi-Position auf der Acht im Mittelfeld ein – und hatte seinen Anteil am 3:1-Erfolg des HSV.
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Eine Idee, die Walter bereits im Trainingslager beim Testspiel gegen den FC Augsburg (2:2) sowie in mehreren Einheiten getestet hatte. „Wir machen Spielformen im Training, bei denen jeder weiß, welche Positionen er einnehmen muss. Ich spüre, wenn sich jemand auf einer Position wohlfühlt“, erklärte Walter seine überraschende Einwechslung. Und Rohr scheint sich im Mittelfeld prächtig wohlzufühlen.
In der Schlussphase drang er – freigespielt vom ebenfalls eingewechselten Sonny Kittel – von der linken Seite in den Strafraum ein und bediente den – na klar – eingewechselten Moritz Heyer, der mit links zum 2:1 traf. „Walter wechselt den Sieg ein“, titelte das Abendblatt am Tag danach.
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Doch während mit den Hereinnahmen von Heyer und Kittel zu rechnen war, hatten Rohr nur wenige Experten auf dem Zettel – schon gar nicht in einer derart offensiven Rolle. „Warum soll das ein Spieler nicht können, der auf dem Papier auf einer anderen Position eingesetzt wird?“, fragte Walter rhetorisch.
Eine Aussage, die Walters Überzeugung von seiner Spielidee und seinen Mut unterstreicht, auch mal eine unübliche Entscheidung zu treffen. „Ich versuche, der Mannschaft tagtäglich das Gefühl zu geben, immer für sie da zu sein und alles zu investieren. Das spüren die Jungs auch und deshalb paart sich das ganz gut“, sagt der HSV-Coach, der in diesem Zusammenhang immer wieder die Bereitschaft seiner Mannschaft betont, aber auch fordert.
Insbesondere Rohr scheint seine neue Rolle als Allrounder von der Bank nach den Vorstellungen seines Trainers angenommen zu haben. „Maxi ist sehr vielseitig einsetzbar“, sagt Walter. Das wissen nun auch alle Fans und Beobachter des HSV.