Hamburg. Der HSV-Youngster legte in Hannover alle drei Treffer für Hunt auf. Der Trainer erwartet trotzdem noch mehr von ihm.
Kurz bevor die Herzen der HSV-Fans beim 3:3-Drama in Hannover am Ostersonntag gebrochen wurden, waren sie vor allem zwei Spielern zugeflogen. Natürlich Aaron Hunt (34), dem dreifachen Torschützen. Aber auch Manuel Wintzheimer (22), der dem Routinier für alle drei Treffer den Ball serviert hatte. In den sozialen Netzwerken wurden die ungleichen Angreifer schon als neues Hamburger Traumduo gefeiert.
Daniel Thioune hatte da eine deutlich diferenziertere Meinung. Der haarsträubende Spielverlauf hatte ihm auf die Stimmung geschlagen, aber auf Hunt angesprochen, geriet der HSV-Trainer fast ins Schwärmen. Der Routinier habe "sehr viel richtig gemacht" und eine "tolle Leistung" abgeliefert. "Aaron hat es in den vergangenen Wochen richtig gut geschafft, seine Qualität einzubringen", sagte Thioune. "Ich werde nicht müde hervorzuheben, was für ein Faktor er für unser Spiel sein kann." Über eine Vertragsverlängerung soll bald verhandelt werden.
Als die Rede auf Wintzheimer kam, schlug Thioune deutlich tiefere Töne an: "Wir wissen um seine Qualität und freuen uns, dass er sie wieder einbringt. Ich glaube, er macht es aktuell ganz gut."
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Moment mal: Er glaube? Ganz gut? Und das, nachdem Wintzheimer schon bei den vorangegangenen 2:0-Siegen in Bochum und gegen Heidenheim je eine Torvorlage gegeben hatte, genau wie Hunt? Nachdem er mit nun elf Assists der zweitbeste Vorbereiter der 2. Bundesliga ist nach Fürths linkem Verteidiger David Raum (13)? Ein bisschen mehr Begeisterung hätte man da von Thioune schon erwarten dürfen.
HSV-Trainer Thioune kritisiert Topvorbereiter Wintzheimer
Wirklich recht scheint es der frühere Bayern-Junior Wintzheimer seinem Trainer derzeit kaum machen zu können. Die drei Vorlagen seien schön und gut, aber nicht überzubewerten, grummelte Thioune. Für Hunt sei es "aus der Distanz nicht ganz so einfach zu finalisieren" gewesen. Und überhaupt: "Als Stürmer darf man trotz alledem auch ein bisschen mehr Torgefahr entwickeln. Er muss vielleicht noch mehr den Abschluss suchen und sich belohnen." Das hat gesessen.
Und wirft die Frage auf, ob Thioune mit seiner Kritik etwas Bestimmtes bezweckte. Wintzheimer zusätzlich anstacheln? Dafür sollte schon U-21-Nationaltrainer Stefan Kuntz gesorgt haben, als er den Hamburger nicht für die EM-Vorrunde nominierte. Größenwahn vorbeugen? Dagegen scheint Wintzheimer ausreichend geimpft zu sein. Auch als er nach starkem Saisonbeginn plötzlich ins zweite Glied abrutschte, habe er sich nie hängen lassen, bescheinigt HSV-Sportdirektor Michael Mutzel.
Oder wollte Thioune Wintzheimer etwa wieder auf die Ersatzbank vorbereiten? Am Freitag im Spiel gegen Darmstadt dürfte Spielmacher Jeremy Dudziak nach kurierter Schulterverletzung in die Startelf zurückkehren. Doch ihm könnte auch Kapitän Tim Leibold Platz machen und vom Mittelfeld auf die linke Abwehrseite zurückkehren. Thioune: "Das ist eine Option."
Wintzheimer kann auf U-21-Endrunde hoffen
Jan Gyamerah wiederum könnte dafür auf die rechte Seite der Viererkette wechseln. Doch Thioune würde dort gern Josha Vagnoman belassen, auch wenn der U-21-Nationalspieler zuletzt arg strapaziert wurde und am Dienstag beim Regenerationstraining fehlte. Und der von seiner Corona-Infektion genesene Topstürmer Simon Terodde (Thioune: "Er fühlt sich gut und trainiert voll mit") sollte eher den schwächelnden Bobby Wood aus der Startelf verdrängen als den formstarken Wintzheimer.
Dass der noch einmal Opfer einer neuerlichen Systemumstellung wird wie im Herbst, ist derzeit schwer vorstellbar. Damals hatte Thioune auf drei Angreifer gesetzt – für eine hängende Spitze war plötzlich kein Platz mehr. Es ist die Position, die Wintzheimer beim HSV zugedacht ist, auch wenn er etwa gegen Aue auch als Achter im Mittelfeld überzeugen konnte. "In der Rolle als hängende Spitze fühlt er sich wohl und kommt immer wieder zu Abschlüssen oder Vorlagen", sagt Mutzel.
Der Sportchef scheint Wintzheimer insgesamt weniger kritisch zu sehen als Thioune. Er sagt: "Manuels größte Waffe ist die Effektivität. Er zeigt, wenn er spielt, dass er auf viele Assists und Tore kommt."
Sie sind für Wintzheimer das beste Argument, um bei der Finalrunde der U-21-EM (31. Mai bis 6. Juni) in Ungarn und Slowenien dabei zu sein. Dortmunds Supertalent Youssoufa Moukoko wird die K.-o.-Spiele wohl wegen einer Verletzung verpassen. Da könnte Kuntz einen wie Wintzheimer vielleicht gut gebrauchen. Egal ob als Torschützen oder als Vorbereiter.