Heidenheim. Nach dem 0:0 in Heidenheim ist beim HSV eine Debatte über den Kader entfacht. Manager Boldt gibt sich gelassen.

Während die Stammspieler des HSV am Sonntagvormittag durch den Volkspark joggten und die Reservisten das übliche Spielersatztraining absolvierten, waren zwei Protagonisten des Clubs nicht zu sehen. Die Verantwortlichen für den Kader, Jonas Boldt (Vorstand) und Michael Mutzel (Sportdirektor), blieben am Tag nach dem 0:0 des HSV beim 1. FC Heidenheim dem Trainingsgelände fern, bei dem mindestens einer von beiden sonst immer vorbeischaut.

Wer nun darauf spekulierte, das Fehlen der beiden Manager könnte bedeuten, dass sich der Transfer eines Neuzugangs auf der Zielgeraden befindet, der wurde allerdings schnell eines Besseren belehrt. Denn schon kurz darauf war mit der Verkündung des Abgangs von David Bates zum FC Aberdeen klar: Auch am Sonntag wird kein neuer Spieler die Mannschaft verstärken.

Kann der HSV mit diesem Kader aufsteigen, Herr Boldt?

Dabei ist nicht erst seit dem Heidenheim-Spiel eine Debatte entfacht, ob die Qualität des Kaders reicht, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Auf die Frage, ob der HSV mit diesem Team aufsteigen könne, antwortete Boldt: „Klar kann man das“, und legte bezogen auf die Kaderplanung nach: „Wir sind sehr gut aufgestellt.“

Allerdings wurde in Heidenheim zum wiederholten Mal in der noch jungen Saison deutlich, dass der HSV zwar in der Lage ist, sich in jedem Spiel mehrere hochwertige Torchancen zu erspielen. Das Problem bleibt aber das Verwerten dieser Möglichkeiten. Doch auch die Frage, ob der HSV noch Verstärkung für die Offensive brauche, um die Effektivität zu erhöhen, wehrte Boldt ab. „Das sehe ich nicht so.“

HSV will mindestens zwei Transfers

Unabhängig von der Bewertung des durchaus munteren Heidenheim-Spiels und der abgeklärten Aussagen des Vorstands wollen die Hamburger bis zum Transferschluss am Dienstag um 18 Uhr noch mindestens zwei Spieler verpflichten.

Lesen Sie auch die neue Entwicklung

Bedarf hat der HSV auf drei Positionen: im zentralen Mittelfeld auf der Acht, auf dem Flügel und nach der Freistellung von Toni Leistner auch in der Innenverteidigung. „Ob die letzten Tage noch etwas passiert, wird sich zeigen“, sagte Boldt in all seiner Gelassenheit. Was der Manager bei seiner Kurzanalyse des aktuellen Profikaders nicht sagte: Die Mannschaft hat nach mehreren Abgängen gehörig an Qualität verloren.

HSV hat viel Qualität verloren

In der vergangenen Saison war der HSV im Mittelfeldzentrum mit Jeremy Dudziak, Amadou Onana und Aaron Hunt besser aufgestellt als aktuell. Als Trainer Tim Walter in Heidenheim bemerkte, dass seinen beiden gut aufgelegten Dauerläufern auf der Acht, Moritz Heyer und Ludovit Reis, allmählich die Kräfte ausgingen, brachte er den gelernten Innenverteidiger Maximilian Rohr und Youngster Anssi Suhonen. Ein Doppelwechsel, der zeigt, wie dünn der HSV in diesem Mannschaftsteil besetzt ist.

Auch im Sturm werden die Qualitäten von 24-Tore-Mann Simon Terodde schmerzlich vermisst. Der Angreifer trifft nun für Schalke 04 und hat trotz seines Alters von zarten 33 Jahren nichts verlernt. Nach fünf Spielen hat er schon wieder sechs Tore erzielt – so viele wie kein anderer in der Zweiten Liga.

Es ist eine Bilanz, die beim HSV in dieser Saison voraussichtlich kein Spieler erreichen wird. Von Teroddes Nachfolger Robert Glatzel verspricht sich Boldt „eine gewisse Torquote“. Momentan steht der Stürmer bei zwei Treffern.

Mehr zum Thema:

Walter unzufrieden mit sechs HSV-Punkten

Umso wichtiger ist es, dass auch die anderen Spieler Torgefahr ausstrahlen. Doch in Heidenheim vergaben Heyer (2), Sonny Kittel, Tim Leibold, Manuel Wintzheimer und eben Glatzel gleich mehrere Großchancen, die normalerweise für zwei Siege reichen. Immerhin stand diesmal die Defensive stabil – eine Steigerung im Vergleich zu den vorherigen Partien. Zudem bewahrte Torhüter Daniel Heuer Fernandes, der seit zwei Wochen mit einem gebrochenen Zeh spielt, den HSV mit mehreren starken Paraden vor einem Rückstand.

„Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Walter. Und dennoch stehen unter dem Strich magere sechs Punkte nach fünf Spielen. „Natürlich sind wir damit nicht zufrieden“, stellte der ehrgeizige HSV-Coach klar und verwies zugleich auf die vielen jungen Spieler im Kader. „Wir wollen uns erst einmal finden als Mannschaft.“

Die Frage ist nur, welches Saisonziel mit dieser Mannschaft möglich ist.