Heidenheim/Hamburg. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter wartet nach dem 0:0 beim 1. FC Heidenheim aber weiter auf den zweiten Saisonsieg.

Als Schiedsrichter Alexander Sather um 15.22 Uhr ein letztes Mal in seine Pfeife blies, fühlten sich die Profis des Hamburger SV wie in einer schlechten Fußballversion des Hollywood-Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

Die Horrorbilanz der Hamburger beim 1. FC Heidenheim geht durch das 0:0 (0:0) am Sonnabendnachmittag weiter. Der ehemalige Bundesliga-Dino konnte keines seiner vier Duelle bei den Badenern gewinnen. Viel schlimmer: Der HSV wartet weiter auf den zweiten Saisonsieg und versinkt im Mittelfeld der Zweiten Liga. "Für uns ist es aber ein Schritt nach vorne. Wir wollen die Torschancen besser nutzen. Wir haben einen souveränen Auftritt hingelegt, hinten zu null gespielt. Es war überragend, wie wir die Ecken wegverteidigt haben", lobte Walter und fügte an: "Mit Ball waren wir sehr, sehr ruhig, haben uns bedächtig die Chancen erarbeitet, müssen uns aber belohnen."

Ganz beiläufig erwähnte der HSV-Trainer in der Pressekonferenz, dass der überragende Torhüter Daniel Heuer Fernandes mit einem gebrochenen Zeh gespielt hatte. "Das hat er schon seit zwei Wochen", erklärte Walter, der bei der Verletzung nicht weiter ins Detail gehen wollte.

Weitere Transfers? Sportvorstand Boldt sieht HSV gut aufgestellt

Deutlich auskunftsfreudiger war Sportvorstand Jonas Boldt  bei der Bewertung der Leistung des HSV in Heidenheim. Um gar nicht erst Krisenstimmung aufkommen zu lassen, lobte der 39-Jährige den Auftritt der Hamburger über den grünen Klee. "Wir haben sehr gute Anlagen gehabt, sehr geduldig und konzentriert gespielt. Viele richtig gute Chancen rausgespielt. Auf beiden Seiten haben wir sehr gute Torhüter gesehen. Von den Chancen her wäre einen Tick mehr verdient gewesen", sagte Boldt

Ob sich der Kader noch "einen Tick" verändert, wollte Boldt nicht verraten. Ohnehin glaubt der HSV-Chef, dass der vorhandene Kader genügend Qualität hat, um in die Bundesliga zurückzukehren. "Klar, kann man das. Wir sind sehr gut aufgestellt, ob noch etwas passiert, wird sich zeigen. Das Spiel hat gezeigt, wo wir hinwollen, wie wir Fußball spielen wollen", erklärte Boldt.

Vor dem Spiel gab es aus England das Gerücht, dass der HSV an Flügelstürmer Patrick Roberts (24) von Manchester City interessiert sein soll.

Toptalent Suhonen beim HSV nur auf der Bank

Für eine erste Überraschung sorgte Trainer Tim Walter (45) bereits vor der Partie. Mittelfeldtalent Anssi Suhonen (20), beim 2:2 gegen Darmstadt 98 einer der wenigen Lichtblicke, saß zunächst auf der Bank. Für den Finnen kam Ludovit Reis (21) in die Partie. Auch Jan Gyamerah, der zuletzt wegen einer Gehirnerschütterung gefehlt hatte, kehrte in die Startelf zurück. Für den Rechtsverteidiger musste Maximilian Rohr (26) auf die Ersatzbank.

Der HSV in Heidenheim: Der Liveticker zum Nachlesen:

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Von Beginn an hatte der HSV viel Ballbesitz gegen gut organisierte Heidenheimer, doch wie schon in den vorangegangenen vier Ligapartien fehlte es häufig an Tiefe, Präzision und Kreativität, sodass die Gastgeber wenig Mühe hatten, die Hamburger vom eigenen Tor wegzuhalten.

Die Bilder zum Remis des HSV beim 1. FC Heidenheim

Das hätte die Führung sein müssen. Manuel Wintzheimer schoss freistehend am Tor vorbei.
Das hätte die Führung sein müssen. Manuel Wintzheimer schoss freistehend am Tor vorbei. © Witters | Unbekannt
Sebastian Schonlau (r.) und die HSV-Abwehr hatten immer wieder Probleme, Souveränität auszustrahlen.
Sebastian Schonlau (r.) und die HSV-Abwehr hatten immer wieder Probleme, Souveränität auszustrahlen. © Witters | Unbekannt
HSV-Torjäger Robert Glatzel (M.) war bemüht, wurde aber kaum von seinen Mitspielern gesucht.
HSV-Torjäger Robert Glatzel (M.) war bemüht, wurde aber kaum von seinen Mitspielern gesucht. © witters | Unbekannt
HSV-Trainer Tim Walter konnte mit der Offensivleistung seiner Mannschaft nicht zufrieden sein.
HSV-Trainer Tim Walter konnte mit der Offensivleistung seiner Mannschaft nicht zufrieden sein. © Witters | Unbekannt
Bakery Jatta war in der ersten Halbzeit kein Faktor. Der Gambier war viel unterwegs, aber zielbringenden Aktionen gab es kaum.
Bakery Jatta war in der ersten Halbzeit kein Faktor. Der Gambier war viel unterwegs, aber zielbringenden Aktionen gab es kaum. © Witters | Unbekannt
1000 mitgereiste HSV-Fans sorgten in Heidenheim für gute Stimmung auf den Rängen.
1000 mitgereiste HSV-Fans sorgten in Heidenheim für gute Stimmung auf den Rängen. © Witters | Unbekannt
Moritz Heyer rückte gegen Heidenheim von der Rechtsverteidiger-Position ins Mittelfeld
Moritz Heyer rückte gegen Heidenheim von der Rechtsverteidiger-Position ins Mittelfeld © Witters | Unbekannt
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Den ersten Volltreffer landete HSV-Profi Moritz Heyer in Minute 13, als sein Arm auf der Nase von Heidenheims Robert Leipertz landete, der mit Nasenbluten behandelt werden musste. Auf sportliche Treffsicherheit mussten die 1000 mitgereisten HSV-Fans allerdings länger warten.

HSV und Heidenheim mit Startschwierigkeiten

Den ersten Torschuss, der halbwegs Richtung Heidenheimer Gehäuse flog, gab der erstaunlich offensiv agierende Rechtsverteidiger Gyamerah in der 22 Minute aus knapp 25 Metern ab. Für Gefahr sorgte dieser Versuch aber nicht. Ohnehin geizten beide Mannschaften mit Offenisvaktionen.

Heidenheim kam erstmals in der 28. Minute gefährlich zum Abschluss. Nach einem fragwürdigen Handspiel von Tim Leibold gab es einen Freistoß aus 23 Metern, den Denis Thomalla stark über die Mauer zog, doch seinen Meister in HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes fand. Nach dem darauffolgenden Eckball kam Dzenis Burnic zum Abschluss, doch sein Ball landete am Außennetz.

Heyer vergibt erste HSV-Chance per Kopf

Und diese Doppelchance war offenbar ein Hallo-Wach-Signal für die Walter-Elf. Nach seiner schönen Flanke von Leibold köpfte Heyer in der 32. Minute aus sieben Metern vorbei. Immerhin wurde die Partie zum Ende der ersten Halbzeit etwas lebhafter. HSV-Innenverteidiger Jonas David scheiterte zwei Minuten später nach einer Ecke per Kopf.

Und das Chancenvergeben ging weiter. Zunächst vergab der bis dahin blasse Sonny Kittel aus 14 Metern die bis dahin größte Gelegenheit (37.), ehe eine Minute später Heyer per Distanzschuss an der Latte scheiterte. Dass es mit einem torlosen Remis in die Kabine ging, hatten die Hamburger aber Torhüter Heuer Fernandes und der Torlatte zu verdanken.

HSV und Heidenheim mit Spektakel in der Endphase

Erst kratzte der Deutsch-Portugiese einen Kopfball von Jan Schöppner von der Linie (42), ehe der Querbalken die Großchance von Heidenheims Torjäger Tim Kleindienst zunichte machte. Nach langweiligen 30 Minuten entwickelte sich in der Schlussphase ein Offensivspektakel, in dem Linksverteidiger Leibold aus sechs Metern den Ball am Tor vorbeischoss und so für den Schlusspunkt sorgte.

Nach dem Seitenwechsel beruhigte sich die Partie zunächst ein wenig. Der HSV hatte wie schon zu Beginn der ersten Hälfte viel Ballbesitz, ohne jedoch in gute Abschlusssituationen zu kommen. Und die Gastgeber? Die lauerten auf die Fehler der Hamburger und erarbeiteten sich immer wieder Eckbälle, die aber zumeist keine Gefahr brachten. Und so entwickelte sich ein Abnutzungskampf zweier Mannschaften, die auf den Lucky-Punch hofften.

HSV-Stürmer Wintzheimer vergibt Mega-Chance

Dabei helfen durfte ab der 62. Minute auch Manuel Wintzheimer, der für den schwachen Kittel in die Partie kam. „Jetzt geht´s los“, skandierten die mitgereisten HSV-Fans. Und eben jener Offensivspieler hätte in der 67. Minute die Hamburger in Führung bringen müssen. Nach einer Energieleistung brach Wintzheimer über links durch, schoss aber am langen Pfosten vorbei.

In der Folge nahm die Partie wieder deutlich an Fahrt auf. Nach einem starken Solo traf Heidenheims Joker Florian Pick unmittelbar nach seiner Einwechslung nur die Latte. Riesenglück für den HSV. Und der muntere Schlagabtausch ging weiter.

Nächster Hauptakteur? Der ehemalige Heidenheimer Robert Glatzel, der nach schöner Kombination über Bakery Jatta und Moritz Heyer freistehend an Kevin Müller scheiterte (77.). Als auch der letzte Schuss von Suhonen keinen Erfolg brachte, mussten sich beide Teams mit dem Remis begnügen. "Mit dem Ergebnis sind wir nicht zufrieden. Wir haben viel versucht, hatten viele Torchancen. Wir müssen uns ankreiden, dass wir die Chancen nicht nutzen. Wir arbeiten weiter und werden uns auf Strecke belohnen", sagte HSV-Keeper Heuer Fernandes.

Die nächste Chance dafür hat der HSV nach der Länderspielpause am 11. September gegen den SV Sandhausen.

Die Aufstellungen und Statistiken:

  • 1. FC Heidenheim: Müller - Busch, Mainka, Hüsing, Theuerkauf - Schöppner - Burnic (50. Schimmer), Leipertz (46.Rittmüller, 78. Mohr) - Thomalla - Kühlwetter (70. Pick), Kleindienst.
  • HSV: Heuer Fernandes - Gyamerah, Schonlau, David, Leibold - Meffert - Heyer (79. Rohr), Reis (79. Suhonen) - Jatta (88. Kaufmann), Kittel (62. Wintzheimer) - Glatzel.
  • Schiedsrichter:  Alexander Sather (Grimma)
  • Zuschauer: 7500 
  • Tore: Fehlanzeige
  • Gelbe Karten: Leipertz, Kühlwetter, Busch (2) - Leibold (2), Kittel
  • Torschüsse: 18:14 Ecken: 15:3 Ballbesitz: 38:62 % Zweikämpfe: 101:113Die weiteren Partien vom Sonnabend: Darmstadt 98 - Hannover 96 4:0, Holstein Kiel - Erzgebirge Aue 3:0